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"DER STANDARD"-Kommentar: "Tofuschnitzel und andere Gräuel" von Michael Völker

Geschrieben am 26-09-2013

Wer will mit wem, wer kann mit wem: Am Sonntag wird die
Rutsche gelegt - Ausgabe vom 27.9.2013

Wien (ots) - In Oberösterreich ist noch kein Fall bekannt, wo
jemand gezwungen wurde, Tofuschnitzel zu essen und auf den
Schweinsbraten zu verzichten. Auch nicht in Tirol, in Salzburg oder
Kärnten. Dennoch warnt der ÖVP-Spitzenkandidat Michael Spindelegger
unbeirrt vor dem schädlichen und schändlichen Einfluss der Grünen:
Dann gibt es Tofuschnitzel statt Schweinsbraten! Dabei sitzt
Spindeleggers Partei, die ÖVP, in Oberösterreich, Kärnten, Salzburg
und Tirol mit den Grünen jeweils gemeinsam in der Landesregierung.
Vom Zwang zum Tofuschnitzel keine Spur. Im Gegenteil: Was man so
hört, geht es dort durchaus harmonisch und konstruktiv zu. Und wer
will, isst weiterhin Schweinsbraten. Das geht sogar so weit, dass der
Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer, ein Schwarzer, seiner
Partei dringend eine Koalition mit den Grünen auch auf Bundesebene
rät. Ein frommer Wunsch, denn Schwarz und Grün sind von einer
gemeinsamen Mehrheit immer noch ein Stückchen entfernt. Es sei denn,
sie nähmen das Team Stronach hinzu. Das lehnen zwar die Grünen ab,
aber das taten sie auch in Salzburg, ehe sie freudig in ebendiese
Koalition eilten. Die Möglichkeit, dass sich am Sonntag doch keine
rot-schwarze Koalition mehr ausgehen könnte, heizt die Spekulationen
über Wenn und Aber an. Dann bräuchten SPÖ und ÖVP einen Dritten. Oder
es fände sich eine ganz andere Variante. Dass FPÖ-Chef
Heinz-Christian Strache zur Not der ÖVP vom dritten Platz ins
Kanzleramt verhelfen würde, kommt einem bekannt vor, ist aber nicht
unbedingt eine Wahlempfehlung für Spindelegger. Der lässt sich ja
alle Varianten offen, auch FPÖ, auch Stronach, auch die so
verteufelten wie vertrauen Tofu-Grünen. Die würden ja prinzipiell
gerne mitregieren. Was auf Landesebene schon prächtig klappt, soll
endlich auch auf Bundesebene wahr werden. Eine Chance dazu gibt es
nur, wenn Rot und Schwarz tatsächlich keine Mehrheit zustande
brächten, was laut Umfragen eher an der ÖVP als an der SPÖ liegen
könnte. Angeboten haben sich mehrfach die Grünen, aber auch die Neos
und das BZÖ haben schon aufgezeigt: Sie würden gerne mitmachen. Lieb
ist das, aber nicht sehr wahrscheinlich. Am schwierigsten wird es für
die SPÖ. Deren Vorsitzender Werner Faymann wird mit größter
Wahrscheinlichkeit wieder Erster, und zwar mit Abstand. Er hat sich
koalitionär aber eingeengt: Faymann hat sich der ÖVP ausgeliefert,
indem er alle anderen Varianten de facto ausgeschlossen hat. Es gibt
in der Tat viele, die das schrecklich finden: Es droht die
Fortsetzung von Langeweile, Stillstand und elendem Proporz,
unterfüttert mit Packelei und Vorgängen unter Freunden, die auch
Gegenstand eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses sein
könnten. Aber: mit sicherer Hand. Wer das nicht will, hat die Wahl:
Es gibt am Sonntag ein ausreichendes Alternativangebot, von weit
links bis schwer rechts. Wer bewahren will, was jetzt schon waltet,
wird auch wissen, wo er sein Kreuz trägt und hinmacht. Wichtig ist
aber: Hingehen. Mitmachen. Abstimmen. Hinterher kann man immer noch
herzhaft sudern über das, was wieder einmal herausgekommen ist. Es
ist nicht die ureigenste Aufgabe der Politik, spannend zu sein, aber
einen gewissen Überraschungsfaktor darf man sich für den Sonntag und
die Tage danach schon erhoffen.

Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom

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