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DER STANDARD-Kommentar: "Der Türke in der SPÖ" von Michael Völker

Geschrieben am 18-09-2013

"Faymann fehlt der Mut, sich zum Engagement aller Funktionäre
zu bekennen"; Ausgabe vom 19.9.2013

Wien (ots) - Die SPÖ hat einen Kandidaten mit
Migrationshintergrund. Einen Türken. Keine Sorge: mit
ös-terreichischer Staatsbürgerschaft. Na und? Türken haben die
anderen Parteien auch. Nur die FPÖ nicht. Bei der FPÖ wird zwar um
die Sympathien der Serben geworben, der Türke muss dagegen als
Feindbild herhalten: kriminell, arbeitslos und
"integrationsresistent". Dieses Bild zeichnete vor we-nigen Tagen der
Wiener FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus aus dem aktuellen Anlass "330
Jahre Befreiung von der Türkenbelagerung". Schön blöd, platt und
dumpf, aber das war bei der FPÖ nicht anders zu erwarten. Warum aber
SPÖ-Chef Werner Faymann am Dienstagabend so in Rage geriet, als ihn
Heinz-Christian Strache im ORF mit einem türkischsprachigen Plakat
und dem Folder eines türkischstämmigen SPÖ-Kandidaten konfrontierte,
ist schwer nachzuvollziehen. Resul Ekrem Gönültas kandidiert auf der
Bundesliste für die SPÖ. Er macht Werbung, wie andere auch, für sich
und die Partei. Auch auf Türkisch. Er versucht vor allem seine
Community anzusprechen. Die SPÖ versicherte am Tag nach der
TV-Konfrontation, dass das türkischsprachige Poster, mit dem für
Faymann geworben wurde, schon abgehängt worden sei. Das Poster sei
eine Privatinitiative gewesen, wie auch der Folder, beides nicht von
der Partei finanziert. Offenbar ist der SPÖ das Thema peinlich. Sie
würde ihre türkischstämmigen Kandidaten lieber verstecken. Dabei hat
auch die ÖVP türkischstämmige Kandidaten. Es gab sogar Plakate
gemeinsam mit Parteichef Michael Spindelegger, auch auf Türkisch -
mittlerweile abgehängt. Dolme gibt es überall, auch bei der ÖVP,
echte Wiener Dolme sogar. Wie Ursula Stenzel, Bezirksvorsteherin in
der Innenstadt, die sich daran stößt, dass auf der ÖVP-Liste ein
Muslim kandidiert. Asdin El Habbass, Chef der Jungen ÖVP in Salzburg
übrigens. Zu liberal sei das, dadurch würde man viele Wähler
verschrecken, sagt Stenzel. Zumindest offiziell blieb sie mit dieser
Meinung in der Partei allein. Und selbstverständlich haben auch die
Grünen türkischstämmige Kandidaten und Funktionäre, sie werben damit,
oft genug geht das auch schief. Bundesrat Efgani Dönmez führt derzeit
einen Vorzugsstimmenwahlkampf, er will in den Nationalrat. Dönmez
greift in seiner Wortwahl gelegentlich ordentlich daneben. Das ist
provokant, erfrischend, manchmal schlichtweg dumm, wenn er etwa die
Abschiebung aller Türken in Österreich fordert, die für Premier Recep
Tayyip Erdogan demonstrieren. Solche gibt es bei den Grünen übrigens
auch: türkische Funktionäre, die Erdogan super finden, Homosexuelle
dagegen nicht. Die Grünen können damit offenbar umgehen. Die SPÖ kann
es nicht. Sie begegnet dem "Ausländerthema"mit Panik. Die
Parteistrategen wissen: Damit ist nichts zu holen. Schadet nur. Hilft
der FPÖ. Es gibt in der potenziellen SPÖ-Wählerschaft mehr Menschen,
die Ausländern, vorsichtig gesagt, mit Vorbehalten gegenüberstehen,
als es bei Mi-granten Stimmen zu holen gibt. Besonders die SPÖ ist in
der türkischen Gemeinschaft aber gut verankert, es gibt sehr integre
(und gut integrierte) Funktionäre auf allen Ebenen. Bei allen
Problemen, die es mit türkischen Mitbürgern auch gibt: Es stünde der
SPÖ gut an, sich für das Engagement der türkischen Mitbürger nicht zu
genieren, sondern dazu zu stehen. Das wäre ein ehrlicher und guter
Beitrag zum Thema Integration.

Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom

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