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Mittelbayerische Zeitung: Ein Duell, das in jedes Weltbild passt: Herausforderer Ude punktet - doch der entscheidende Treffer gegen Amtsinhaber Seehofer gelingt ihm nicht. Von Christine Schröpf

Geschrieben am 04-09-2013

Regensburg (ots) - Die CSU liegt in Umfragen uneinholbar vorne,
die SPD verharrt bei unter 20 Prozent. Ein Duell auf Augenhöhe war
der TV-Schlagabtausch zwischen CSU-Chef Horst Seehofer und
SPD-Spitzenkandidat Christian Ude also nicht. Seehofer hatte seinen
Herausforderer schon im Vorfeld in den Kategorien Führungsstärke,
Bayernkompetenz und Wirtschaftsexpertise, zudem als "Troubleshooter"
auf den zweiten Platz verwiesen. Udes Plus auf der Sympathieskala
schlägt bisher nicht auf dem SPD-Konto zu Buche. So stand der
Münchner OB beim Wortgefecht vor laufenden Kameras mit dem Rücken zur
Wand. Was allerdings im Umkehrschluss bedeutete, dass er wenig zu
verlieren, aber viel zu gewinnen hatte. Erstmals konnte er Seehofer
direkt zur Rede stellen. Eine Chance, die Ude nur bedingt genutzt
hat. Er hat gepunktet, aber nicht den empfindlichen Treffer gelandet,
den er so dringend braucht. Ude greift an - und blitzt bei Seehofer
ab. Das läuft seit Monaten so und war beim Duell nicht grundlegend
anders. Der CSU-Chef zeigte sich am Abend auch angriffslustig. Bei
der von Ude bekämpften Pkw-Maut konterte Seehofer, dass sie selbst
von fast 80 Prozent der SPD-Wähler gewünscht wird. Seehofer münzte
auch noch unverfroren den Ude-Wahlkampfslogan vom "Wort halten" auf
sich um. Ude muss seit Wochen vehement attackieren und rutscht damit
in eine Rolle, die wenig zu ihm passt. Er ist integer. Er, der lieber
zum Florett greift, muss im Wahlkampf den Groben geben. "Moralische
Verkommenheit" attestierte er Seehofer in der Mautdebatte. Der
bayerische SPD-Chef Florian Pronold degradierte Seehofer zum
"kastrierten Kater". Der frühere SPD-Spitzenkandidat Franz Maget,
sprach von einem "Boderline-Politiker" und diagnostizierte damit
psychische Auffälligkeiten. Beim Fernsehduell blieben verbale
Tiefschläge aus. Das war gut so. Am Wahltag werden nicht die
originellste Beleidigungen, sondern überzeugende Konzepte belohnt.
Die Unterschiede bei den Politikentwürfen zeigten sich auf den
Feldern soziale Gerechtigkeit, Wirtschaftspolitik und bei
ökologischen Fragen. Ude ließ in seinen Formulierungen
kabarettistische Finesse aufblitzen, Seehofer entwaffnende Spottlust.
Man sah zwei gute Kandidaten, von denen einer aber die Bürger
deutlich stärker überzeugt. Der Wahlkampf allein diktiert das Duell.
Unter normalen Umständen hätte man sich Seehofer und Ude an diesem
Spätsommerabend bei einer zufälligen Begegnung im trauten
Zwiegespräch vorstellen können. Beide hätten über zu raffgierige
CSU-Landtagsabgeordnete den Kopf geschüttelt - aber auch über
Pronold, der im ständigen verbalen Wettrüsten nicht an Statur
gewinnt, immerhin aber an manchen Tagen CSU-General Dobrindt als
schnurrendes Kätzchen erscheinen lässt. In größter Harmonie wäre über
den hyperehrgeizigen CSU-Prinzen Markus Söder gelästert worden.
Seehofer und Ude wären sich am Ende einig gewesen, dass sie das Beste
sind, was ihre Parteien mindestens in Bayern aufbieten können - und
hätten damit sogar Recht gehabt. Die tückische Dramaturgie des Lebens
hat es anders gewollt. In der politischen Realität 2013 kürten CSU
und SPD ihren Kandidaten erwartungsgemäß zum unangefochtenen Sieger.
Jenseits aller Deutungsversuche hat aber der Wähler das letzte Wort.
Entscheidend ist, wie das Duell auf die Unentschlossenen gewirkt hat.
Noch im Juli wussten 40 Prozent der Wähler nicht, wo sie am 15.
September ihr Kreuzerl machen sollen. Anhänger von CSU und SPD hat
der Wettstreit in ihrer Einschätzung bestärkt. Durch die Parteibrille
wird wahrgenommen, was ins Weltbild passt. Unter diesen Vorzeichen
erfahren selbst grobe Schnitzer eine wundersame Glättung. Doch echte
Patzer gab es beim Duell auf beiden Seiten nicht. So bleibt den
Unentschlossenen weiter die Qual der Wahl.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de


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