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WAZ: Hätte, hätte Schlandkette. Kommentar von Ulrich Reitz

Geschrieben am 02-09-2013

Essen (ots) - So geht es nicht weiter. Angela Merkel gegen Peer
Steinbrück, so, als ob es in Deutschland zuginge wie in Amerika. In
den USA werden Präsidenten direkt vom Volk gewählt. In Deutschland
ist es ganz anders, auf jeden Fall viel komplizierter. Ein
ausgeklügeltes System von direkter und indirekter Demokratie. Wähler
entscheiden sich für einen Abgeordneten in ihrem Wahlkreis und mit
der weiteren Stimme für die Partei ihres Vertrauens (oder die ihres
geringsten Misstrauens). Dann bildet sich eine Koalition.
Anschließend wählen die Parlamentarier einen Bundeskanzler. Wie
bringt man diese Komplexität ins Fernsehen? Jedenfalls nicht, indem
sich die TV-Anstalten vom Kanzleramt ein Format diktieren lassen. Die
kleineren Parteien sollten nicht dabei sein - bitte sehr, gewährt.
Sie stritten dann gestern Abend untereinander, als ob sie
gegeneinander in Konkurrenz stünden. Dabei konkurrieren Union und FDP
doch mindestens ebenso heftig miteinander wie SPD und Grüne. Oder SPD
und Linkspartei. Also auch im zweiten sogenannten Duell eine
Vorspiegelung falscher Tatsachen. Das Duell, so die weitere Vorgabe
aus dem Kanzleramt, soll drei Wochen vor der Wahl stattfinden - bitte
sehr, gewährt. Bis zur Wahl haben sich dann Fehler versendet, lautet
das Kalkül. Medien sind in Deutschland so etwas wie eine vierte
Gewalt. Sie haben eine staatstragende Rolle, weil sie den Wählern
ermöglichen, sich zwischen Parteien und (Wahlkreis-)Kandidaten zu
entscheiden. Dieser Rolle werden die Sender mit den beiden Formaten
nicht gerecht. Sie bleiben unter ihren Möglichkeiten. Weshalb
entwickeln die Fernsehanstalten nicht ein lebendiges Format, das die
politische Wirklichkeit in Deutschland wahrheitsgemäßer abbildet?
Wenn sich die Wähler erst kurz vor der Wahl entscheiden, weshalb dann
nicht eine Sendung - mit Vertretern aller Parteien statt einem
High-Noon-Thriller, der mit dem Land nichts zu tun hat - eine Woche
vorher? Und falls dann irgendjemand, und sei es die Bundeskanzlerin,
wissen lässt, unter diesen Umständen werde sie nicht erscheinen, dann
soll sie es doch lassen.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de


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