(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Snowden und die Folgen

Geschrieben am 20-08-2013

Bielefeld (ots) - Ein Staat zwingt eine Firma, ihre Technik zu
verschlechtern, damit E-Mails leichter vom Geheimdienst gelesen
werden können. Die so Drangsalierten schließen lieber ihren Laden,
als sich und ihre Technik missbrauchen zu lassen. Ein Konkurrent tut
das Gleiche - aus Solidarität und Sorge, unter ähnlichen Repressalien
leiden zu müssen. In einem anderen Land wird die Redaktion einer
Zeitung durchsucht, die Missstände im eigenen und in einem
befreundeten Land aufgedeckt hat. Recherchenmaterial muss vernichtet
werden - in Anwesenheit von Beamten des dortigen Geheimdienstes.
Nein, diese Geschichten spielen nicht in Russland oder Nordkorea,
sondern in den USA und Großbritannien. Jenen Ländern, die sich
lautstark gegen das Anti-Homosexuellen-Gesetz in Russland
positionieren, was begrüßenswert ist, aber die Rechte aller in ihrem
Land lebenden Bürgern missachten. Und in befreundeten Ländern. Es
herrscht eine erschreckende Lethargie im Umgang mit dem
Ausspähskandal, den Whisleblower Edward Snowden publik gemacht hat.
Ist Massenbespitzelung wirklich ein Kavaliersdelikt, ist Sicherheit
ein Supergrundrecht, dass alle anderen Grundrechte schlägt? In bitte
welcher Verfassung steht das? In den USA gibt es Geheimgerichte,
deren Richter tausende Rechtsverstöße abgesegnet haben. Sie werden
nicht zur Rechenschaft gezogen. Und wie reagieren deutsche Minister,
die auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung ihren Eid
abgelegt haben? Sie reisen in die USA, schlagen die Hacken zusammen
und erklären, es sei alles geklärt. Mit dem Verweis auf Gefahren, mal
sind es die Rechten, mal die Linken, mal die Terroristen, mal die
Islamisten, mal die ... - setzen Sie hier ein, was Sie mögen -, wird
an den Grundrechten rumgeschraubt. Nun, sie werden nicht beerdigt,
nur für eine gewisse Zeit außer Kraft gesetzt. Und wenn es keiner
merkt, braucht man sie eigentlich denn noch so wirklich? Natürlich
muss sich auch ein demokratischer Staat gegen Angriffe wappnen. Das
ist eine Binsenweisheit. Aber genauso selbstverständlich sollte es
sein, dass in einer Demokratie - anders als in einer Diktatur - die
Abwägung zwischen den Rechten sorgfältiger und vor allem
transparenter verläuft. Und ein paar Dinge gehen eben gar nicht. Im
Land der Freiheit reagiert derzeit aber die Angst, die nüchternes
Handeln offensichtlich ausschließt. So werden zudem seit Jahren
Menschen ohne Anklage weggesperrt. Drohnen töten Menschen in fremden
Länder, nur weil sie eine Bedrohung sein könnten. Gerne wird in
diesem Zusammenhang gesagt: Ich habe ja nichts verbrochen, ich habe
nichts zu befürchten. Sind Sie sich da so sicher? Und vor allem: wie
lange noch?



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

480872

weitere Artikel:
  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Kommunale Haushalte Zweiklassengesellschaft BERNHARD HÄNEL Bielefeld (ots) - Die kommunale Familie ist in NRW deutlicher gespalten als anderswo. Es gibt sowohl Hungerleider als auch Kommunen, deren Einnahmen ein auskömmliches Leben garantieren. Eine Zweiklassengesellschaft mit Sprengkraft. Die Zahlen der Bertelsmann-Stiftung sind zwar nicht die aktuellsten, doch sie weisen ein nachhaltiges Problem auf, dass selbst durch die gute Konjunktur nicht aufgehalten wurde. Die Gruppen der Gewinner und Verlierer innerhalb der kommunalen Familie sind, ob nun in den konjunkturell starken Jahren 2007/ mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Weitere Griechenland-Hilfe nötig Ende der Sommerruhe MARTIN KRAUSE Bielefeld (ots) - Wer die Diskussionen über Europas Hilfe für Griechenland verfolgt hat, musste wissen, dass die griechische Misere nicht ausgestanden ist. Doch die Bundesbürger sind des Themas seit langem überdrüssig, und nur wenige haben den Überblick behalten. Jetzt zerrt ausgerechnet ein CDU-Mann das Thema in den Wahlkampf - wohl aus Versehen. Zum Glück für Europa und den Euro haben die Maßnahmen unter Führung der Europäischen Zentralbank die Finanzmärkte wie erhofft beruhigt. Während die Griechen auf längere Sicht - ähnlich wie mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Finanzen / Kommunen / Umfragen Osnabrück (ots) - Mit dem Rücken zur Wand Schlaglöcher in den Straßen, marode Brücken, sanierungsbedürftige Schulen: Der Investitionsstau ist in vielen Kommunen unübersehbar. Die Förderbank KfW beziffert den Bedarf auf 128 Milliarden Euro. Selbst wenn einmal ein paar Jahre lang Überschüsse erzielt werden sollten: Dieser Rückstand ist nur schwer wieder auszugleichen. Als wäre dies nicht schon problematisch genug, schieben die Kommunen auch noch einen gigantischen Schuldenberg vor sich her und kommen zum Teil nur mit Dispo-Krediten mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Großbritannien / USA / Geheimdienste Osnabrück (ots) - Reine Schikane Erst ein aberwitziges Neun-Stunden-Verhör im Journalisten-Umfeld, dann die Zerstörung von Computerfestplatten der Zeitung "Guardian": Die britische Regierung hat nicht nur die Pressefreiheit mit Füßen getreten. Sie hat sich zugleich bis auf die Knochen blamiert. Fast scheint es, als hätten die Verantwortlichen zu viele schlechte Agentenfilme gesehen. Wie sonst ist es zu erklären, dass die Polizei David Miranda, den Lebenspartner des Enthüllers der Snowden-Affäre Glenn Greenwald, wie einen mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Kriminalität / Geiselnahme / Stalking Osnabrück (ots) - Wo Stalking beginnt Rachsucht, verletzte Eitelkeit, krankhafte Schwärmerei, Sadismus - Stalker terrorisieren ihre Opfer aus unterschiedlichsten Gründen. Gleichzeitig wiederholen sich die Muster offenbar so zuverlässig, dass Psychologen eigene Kategorien für die jeweiligen Tätertypen erstellen können. Über den emotionalen Haushalt von Stalkern denkt man mithin gründlich nach, während jener der Opfer vernachlässigt wird - trotz der Gesetzesnovelle, die 2006 aus der Privatsache Stalking endlich einen Straftatbestand mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht