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Börsen-Zeitung: Luftnummer, Kommentar zur Idee eines Neuer-Markt-Revivals, von Claus Döring.

Geschrieben am 19-08-2013

Frankfurt (ots) - Wenn nach Themen und Profilierung suchende
Wahlkämpfer auf Medien mit ähnlichen Sorgen in der sogenannten
Saure-Gurken-Zeit stoßen, darf sich das Publikum auf unterhaltsame
Schlagzeilen freuen. So jener von der "Rückkehr des Neuen Marktes",
wie gestern eine deutsche Wirtschaftszeitung ihre Titelgeschichte
überschrieb. Für den interessierten Leser ist so viel heiße
Wahlkampfluft angesichts des fünfköpfigen Autorenteams mit dem
Chefredakteur an der Spitze nicht ohne weiteres zu erkennen, zumal im
Kommentar das Vorhaben als "ziemlich großer Coup" gelobt wird, "wenn
alles so kommt wie geplant".

Leider überzeugt an diesem angeblichen Coup die Story so wenig wie
einst bei vielen Börsengängen am Neuen Markt. So wünschenswert es
ist, dass junge innovative Unternehmen das nötige Risikokapital
erhalten, so wenig ist der Aktienmarkt die richtige Quelle für
solches Wagniskapital. Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler als
Spiritus Rector der Idee vom Neuer-Markt-Revival mag man die Gnade
der späten Geburt zugutehalten. Beim Niedergang des einstigen
Wachstumssegmentes der Börse vor gut zehn Jahren diente Rösler dem
deutschen Volke gerade als Bundeswehr-Truppenarzt und nicht als
Minister für Wirtschaft und Technologie. Vermutlich gehörte er damals
nicht zu den zahllosen Anlegern, die im guten Glauben an innovative
Unternehmen viel Geld verloren haben und seither Aktien meiden. Er
sollte sich mal bei seiner Kabinettskollegin Ilse Aigner erkundigen,
warum selbst für eine so unkomplizierte Anlageform
Produktinformationsblätter sogar für jede Einzelaktie erstellt werden
müssen. Und wo war Röslers Einsatz für Wagniskapital, als der
Bundesrat Ende 2012 die Steuerbegünstigung des sogenannten Carried
Interest bei vermögensverwaltenden Private-Equity-Fonds abschaffen
wollte?

Für junge Unternehmen gibt es genügend Wege an den organisierten
Kapitalmarkt und eigens dafür konzipierte Handelssegmente mit
geringeren Anforderungen, wie beispielsweise den Entry Standard an
der Frankfurter Börse oder M:access an der Börse München. Da hat es
in Deutschland weder Nachhol- noch Handlungsbedarf. Wie schnell sich
an Börsen bei zu laxen Regeln und fehlender Überwachung Hasardeure
breitmachen, hat man zuletzt im Freiverkehr gesehen, dessen Segment
First Quotation Board die Börse deshalb 2012 schließen musste. Die
Deutsche Börse hat aus dem Desaster des Neuen Marktes die richtigen
Lehren gezogen, Minister Rösler offenkundig nicht.

(Börsen-Zeitung, 20.8.2013)



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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