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Reporter ohne Grenzen verurteilt Gewalt gegen Journalisten in Ägypten

Geschrieben am 15-08-2013

Berlin (ots) - Reporter ohne Grenzen verurteilt die Gewalt gegen
Journalisten bei den jüngsten Zusammenstößen in Ägypten. Bei der
gewaltsamen Räumung der Protestlager von Anhängern des gestürzten
Präsidenten Mohammed Mursi und den anschließenden Ausschreitungen
sind seit Mittwoch mindestens zwei Journalisten getötet und viele
weitere verletzt, bedroht oder festgenommen worden. In einigen Fällen
gingen sowohl Sicherheitskräfte als auch Anhänger Mursis offenkundig
gezielt gegen Reporter vor. Die Verhängung des Ausnahmezustands
dürfte die Berichterstattung in den kommenden Wochen weiter
beeinträchtigen.

"Alle politischen Kräfte in Ägypten sollten umgehend die Gewalt
und Einschüchterungsversuche gegen Journalisten einstellen", forderte
der Vorstandssprecher von Reporter ohne Grenzen, Michael Rediske.
Gerade in der derzeitigen politisch angespannten Situation sei eine
unabhängige Berichterstattung unerlässlich. "Die Todesfälle und
anderen Übergriffe müssen unabhängig und glaubwürdig untersucht und
die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden."

Der britische Kameramann Mick Deane vom Sender Sky News starb am
Mittwoch an den Schussverletzungen, die er erlitt, als er über
Zusammenstöße zwischen Sicherheitskräften und Mursi-Anhängern auf dem
Rabaa-Al-Adawiya-Platz in Kairo berichtete. Ein Augenzeuge berichtete
laut Spiegel Online, Deane sei von einem einzigen gezielten Schuss
eines Scharfschützen getroffen worden. Zu diesem Zeitpunkt habe es
keine Ausschreitungen oder Schüsse in der Nähe gegeben.
(http://bit.ly/19iDfLG)

Habiba Ahmed Abd Al-Aziz, eine Journalistin der in den Vereinigten
Arabischen Emiraten erscheinenden Zeitung Xpress, wurde an dem
gleichen Platz in Kairo von einem Scharfschützen in den Kopf
geschossen. Nach Angaben des Schwesterblatts Gulf News war sie zum
Zeitpunkt des Angriffs nicht für ihre Zeitung im Einsatz.
(http://bit.ly/1eKk1PI)

Die Nachrichtenagentur AP berichtete von einem weiteren getöteten
Journalisten, Ahmed Abdel Gawad von der staatlichen ägyptischen
Zeitung Al-Akhbar. Auch er habe über die Zusammenstöße am
Rabaa-Al-Adawiya-Platz berichtet. Das Ägyptische Pressesyndikat habe
den Tod des Reporters bestätigt, ohne Einzelheiten zu nennen.

Mehrere ägyptische Journalisten wurden verletzt, als sie über die
Auflösung von Protestcamps der Mursi-Anhänger berichtete: Die
Reuters-Fotografin Asmaa Waguih wurde von einem Schuss in den Fuß
getroffen. (http://reut.rs/1bveVXR) Tarek Abbas von der ägyptischen
Zeitung Al-Watan erlitt Schussverletzungen an einem Auge und einem
Bein. Der Fotograf Ahmad Najjar wurde von einem Schuss am Arm
getroffen. Kollegen sagten, Mursi-Anhänger hätten auf Najjar
geschossen und ihm anschließend die Kamera abgenommen. Nach Angaben
der ägyptischen Journalistengewerkschaft waren auffällig viele
Fotografen unter den Journalisten, auf die geschossen wurde.
(http://bit.ly/19iroNI)

Iman Hilal, ein Fotograf der ägyptischen Zeitung Al-Masry Al-Youm,
wurde von Mursi-Anhängern mit einem Messer bedroht und gezwungen,
ihnen die Speicherkarte seiner Kamera auszuhändigen. Mike Giglio von
der US-Internetzeitung The Daily Beast berichtete, er sei von
Sicherheitskräften festgenommen und mit Schlägen gezwungen worden,
ihnen Zugriff auf sein Laptop zu geben. Mehrfach habe man ihn ins
Gesicht geschlagen. Ein ägyptischer und zwei französische Kollegen
seien ebenfalls geschlagen worden, obwohl sie sich als Journalisten
ausgewiesen hätten. (http://thebea.st/13YLNqe) Die Washington Post
berichtete, Polizisten hätten ihre Kairoer Büroleiterin Abigail
Hauslohner bedroht. (http://wapo.st/127lywD) Kristen Chick vom
Christian Science Monitor wurde nach eigenen Angaben von
Mursi-Gegnern angegriffen und geschlagen.

Seit dem Sturz Mursis haben die ägyptischen Behörden gezielt
Medien eingeschüchtert, die dem Lager Mursis zugerechnet werden. Auch
Anhänger der Muslimbruderschaft haben immer wieder Journalisten
geschlagen und bedrängt, deren Berichterstattung sie als zu kritisch
gegenüber ihrer politischen Strömung betrachteten.

In der ROG-Rangliste der Pressefreiheit steht Ägypten auf Platz
158 von 179 Ländern. Aktuelle Meldungen zur Lage der Journalisten und
Medien in Ägypten finden Sie unter http://en.rsf.org/egypt.html.



Pressekontakt:
Reporter ohne Grenzen
Ulrike Gruska / Christoph Dreyer
T: +49 (0)30 60 98 95 33-55
presse@reporter-ohne-grenzen.de
www.reporter-ohne-grenzen.de


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