(Registrieren)

Thüringische Landeszeitung: Verlorenes Vertrauen (Kommentar zur Zimmermann-Affäre in Thüringen)

Geschrieben am 08-08-2013

Weimar (ots) - Eine Affäre wird meist erst dann zu einer
politischen Krise, wenn das Krisenmanagement nicht funktioniert. Das
war beim Ex-Bundespräsidenten Christian Wulff so, aber auch bei
Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière. Nun hat die Causa
Zimmermann/Lieberknecht keine vergleichbare Dimension, aber das
Vertrauen in die politische Klasse ist erschüttert, der Vorwurf der
Versorgungsmentalität steht weiter im Raum. Und Lieberknecht tut das,
was andere vor ihr auch schon - erfolglos - gemacht haben: Sie
schweigt. Bestätigt wird nur das, was nicht mehr wegzudiskutieren
ist. Den öffentlichen Aufschrei der Empörung versucht sie erst
auszusitzen, wenn das nicht mehr gelingt, verspricht sie volle
Transparenz, ohne dieses Versprechen zu erfüllen. Schließlich macht
sie in der Sache einen Rückzieher, aber ohne öffentliches
Schuldeingeständnis.

In dieser Affäre ist getrickst und getäuscht worden, der
Öffentlichkeit wurden Beruhigungspillen verabreicht, die aber nicht
gewirkt haben. Die Hoffnung auf ein schnelles Ende der Affäre,
nachdem Zimmermann endlich und viel zu spät selbst um seine
Entlassung gebeten hatte, hat getrogen. Dazu ist zu viel Vertrauen
bei den Menschen im Land und bei den politisch Agierenden kaputt
gegangen.

Lieberknecht kann diese selbst eingebrockte Suppe nur erfolgreich
auslöffeln, wenn sie jetzt alle Fakten der Öffentlichkeit präsentiert
und nicht nur dem Kabinett auf den Tisch legt. Dazu gehört vor allem
der Vermerk aus ihrer Staatskanzlei, in dem von der dann
eingeschlagenen Linie dringlich abgeraten wurde. Normalerweise hat
Lieberknecht ein Gespür dafür, was die Menschen erwarten. Es hat sie
in den letzten Wochen verlassen. Noch hat sie die Chance, es wieder
zu gewinnen. Ein Eingeständnis, Fehler gemacht zu haben, würde ihr in
der öffentlichen Meinung eher nützen als schaden.

Von Hartmut Kaczmarek



Pressekontakt:
Thüringische Landeszeitung
Chef vom Dienst
Norbert Block
Telefon: 03643 206 420
Fax: 03643 206 422
cvd@tlz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

479047

weitere Artikel:
  • Schwäbische Zeitung: Zu ernst für Klamauk - Kommentar Ravensburg (ots) - Wahlkampf, schon wieder. Es gibt auf der bundespolitischen Bühne seit Wochen kein Thema mehr, das nicht - von allen Beteiligten - als Wahlkampfinstrument benutzt wird. Vom Drohnen-Ausschuss angefangen bis zu den Sitzungen des Parlamentarischen Kontrollgremiums. Erst schoss die SPD gegen Merkel und Pofalla, die Unwissenden, jetzt schlägt die Regierung zurück und nennt Steinmeier einen Heuchler. Dabei geht es nicht um das deutsche Politiker-Spitzenpersonal, sondern um die weit ernstere Frage, ob nun der US-Geheimdienst mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Betrieb sucht Lehrling - Leitartikel Ravensburg (ots) - Schüler sucht Lehrbetrieb. Oder doch: Betrieb sucht Schüler? Tatsächlich gibt es bundesweit mehr Bewerber als Lehrstellen. Doch was für Deutschland gilt, gilt noch lange nicht für Baden-Württemberg: Mit 21000 offenen Stellen und 19000 unversorgten Bewerbern ist es genau umgekehrt. Verzweifelt sind im Südwesten die Betriebe. Sie bieten Jahr für Jahr noch mehr Ausbildungsstellen an, und stehen immer häufiger ohne Lehrling da. Faktisch müsste die Rechnung fast aufgehen. Tut sie aber nicht - obwohl Schulen, Kammern mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar: Werner Müller - eine kluge Wahl von Merkel Düsseldorf (ots) - Die Suche nach einem Endlager für den deutschen Atommüll gehört zu den schwierigsten Aufgaben. Keiner will den strahlenden Abfall in der Nähe haben, aber irgendwo muss er hin. Jahrelang haben die vier Atomkonzerne sich um dieses Problem keine ernsthaften Gedanken gemacht hat. Doch inzwischen hat sich eine große politische Koalition auf einen Ausweg verständigt: Eine neue Kommission soll bis 2015 Kriterien für die Standortsuche erarbeiten, nach denen bis 2031 ein Standort ausgewählt wird. Dass nun Werner Müller diese mehr...

  • Rheinische Post: Trittin wirft Merkel in NSA-Affäre Widersprüche vor Düsseldorf (ots) - Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin hat dem Bundeskanzleramt in der NSA-Affäre widersprüchliche Aussagen vorgeworfen. "Entweder Kanzleramtsminister Pofalla hat das Parlamentarische Kontrollgremium falsch informiert. Oder die Behauptung ist falsch, das von Steinmeier unterzeichnete Abkommen erlaube die NSA-Ausspähung", sagte Trittin der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Freitagsausgabe). Entweder habe die Bundesregierung, wie behauptet, von der NSA-Ausspähung einschließlich möglicher BND-Hilfe erst mehr...

  • Rheinische Post: Werner Müller soll Chef der Atommüll-Endlager-Kommission werden Düsseldorf (ots) - Der frühere Bundeswirtschaftsminister Werner Müller soll offenbar neuer Vorsitzender der Kommission zur bundesweiten Suche nach einem Atommüll-Endlager werden. Das berichtet die in Düsseldorf erscheinende "Rheinische Post" (Freitagausgabe) unter Berufung auf Regierungskreise. Danach haben sich Vertreter der schwarz-gelben Bundesregierung mit SPD und Grünen auf den Chef der RAG-Stiftung geeinigt. Müller selbst ist im Urlaub und war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Der bisher als Favorit für den Chef-Posten mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht