(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Doping in Deutschland

Geschrieben am 04-08-2013

Bielefeld (ots) - Die Berliner Historiker haben in ihrer Studie
zur Dopingvergangenheit- und gegenwart der Bundesrepublik Deutschland
einige neue Puzzleteile zum Sittenbild der westdeutschen
Dopingrepublik entdeckt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die
Geschichte des deutschen Sports muss deshalb nicht neu geschrieben
werden. Denn die zentralen Fakten sind seit Jahrzehnten bekannt.
Werner Franke, Doping-Aufklärer Nummer eins, wird zwar nicht gegähnt
haben, als er die »Enthüllungen« in der Süddeutschen Zeitung gelesen
hat. Dafür ist er ein zu ernsthafter Mensch. Aber gedacht haben: Kenn
ich, weiß ich. Hat meine Frau alles schon geschrieben. In ihrem Buch
»Doping. Von der Forschung zum Betrug«. 1991. Nimmt man dann noch den
Fall Birgit Dressel aus dem Jahr 1987 dazu, kann kein im Bereich
Sport tätiger Mensch mehr sagen, er habe nichts davon gewusst, dass
auch im Westen gedopt wurde. Nicht systematisch, aber in »kleinen
Zellen«. Wie es Helmut Digel, der langjährige Präsident des Deutschen
Leichtathletikverbandes, ausdrückt. Und er benennt sie: Köln,
Saarbrücken, Freiburg. Also den Topinstituten der Sportmedizin. Das
Problem war aber, auch das ist schon mehrfach beschrieben worden,
dass es keinen wirklich interessiert hat. Denn das Austrocknen des
Dopingsumpfes hätte eben auch bedeutet, dass im Kampf um Gold, Ruhm
und Geld im internationalen Geschäft kein Blumentopf zu gewinnen
gewesen wäre. Also spielten alle mit: Politik, Sportverbände, Ärzte,
Sportler und ja, auch die Medien jubelten mit. Im heißen Kampf um
Medaillen im Kalten Krieg waren eben alle Mittel erlaubt. Jetzt
hysterisch zu werden, ist überflüssig. Die Jahrzehnte des kollektiven
Tiefschlafes müssen nicht in Tagen aufgearbeitet werden.
Wünschenswert wäre, dass jetzt endlich Konsequenzen gezogen würden.
Was ist mit den Normen für die Sportförderung, was ist mit dem
Zusammenspiel Schule/Studium/Leistungssport, was wollen wir als Land
uns saubere Medaillen kosten lassen, warum gibt es keine den
Realitäten angepasste strafrechtliche Möglichkeit, Dopingvergehen zu
ahnden, warum sieht und verehrt die sportinteressierte Öffentlichkeit
(Fans und Medien) gedopte Erste, aber nicht saubere Vierte? Wenn die
Studie und die Marktschreier, die jetzt ein »Alle Fakten auf den
Tisch, wen interessiert die Rechtslage« postulieren, eine
zielführende Diskussion angestoßen haben, dann haben sich die Kosten
von 525 000 Euro bezahlt gemacht. Aber auch nur dann. Eine Randnotiz:
Heiß diskutiert wird auch ein so genanntes Schlüsseldokument, dass
unter anderem der »Main-Post« vorliegt. 1971 beantragte Professor
Joseph Keul beim Bundesinstitut für Sportwissenschaft (dem
Bundesinnenministerium unterstellt) Gelder, um die Wirkung anaboler
Steroide zu untersuchen. Für Erik Eggers, Mitarbeiter an der Berliner
Studie, ist damit der Erstnachweis erbracht, die Politik habe Doping
finanziert. Nur: Erst ab 1974 war die Einnahme anaboler Steroide
Doping.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

478201

weitere Artikel:
  • Neue OZ: Neue OZ - Nachricht zu Ermittlungen gegen Imbissbuden-Betreiber. Osnabrück (ots) - Mogel-Döner: Fast Hundert Verfahren gegen Imbissbuden Staatsanwaltschaften Osnabrück und Oldenburg ermitteln wegen Verbrauchertäuschung Osnabrück.- Falscher Döner, falscher Schinken, falscher Feta-Käse: Die Staatsanwaltschaften Osnabrück und Oldenburg haben mittlerweile zusammen fast Hundert Verfahren gegen Imbissbuden-Betreiber in Niedersachsen eingeleitet. Das berichtet die "Neue Osnabrücker Zeitung" (Montag). Die Betriebe sollen ihre Kunden mit Billigprodukten getäuscht haben. Die Ermittler werfen mehr...

  • Thüringische Landeszeitung: Kalte Kriegsführung Weimar (ots) - Die ganz Schlauen werden jetzt wieder sagen: Das war doch eh klar. Ich aber fühle mich getäuscht. Höher, schneller, weiter - und das am besten mit Milch, die müde Männer munter macht: So wurde in meiner Kindheit im Westen Hochleistungssport verkauft. Wir saßen vor dem Fernseh-Apparat und schauten uns an, wie die Helden jener Tage von Sieg zu Sieg eilten. Da waren bewundernswerte Zehnkämpfer, die mir geradezu wie Herkules erschienen. Die spannten uns mit den Einzeldisziplinen tagelang auf die Folter. Oder diese Läufer. mehr...

  • Weser-Kurier: Zu den Kosten des Atomausstiegs schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 5. August 2013: Bremen (ots) - Wer die Musik bestellt, der soll sie auch bezahlen. Nach diesem Sprichwort muss die Bundesrepublik Deutschland die Betreiber von Atomkraftwerken für den vorzeitigen Ausstieg aus der Kernenergie entschädigen, will sie den Bestand des Rechtsstaats nicht gefährden. Spätestens nach dem Unglück in Fukushima liegt der Schluss nahe, dass die Kernkraft-Technologie aus Sicherheitsgründen aus dem Verkehr gezogen werden muss, zumal es bis heute weltweit kein einziges sicheres Endlager für die strahlenden Abfallprodukte gibt. Nur mehr...

  • Weser-Kurier: Zum Thema Lehrpläne schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 5. August 2013: Bremen (ots) - Es könnte so schön sein: Hoch motivierte Lehrerinnen und Lehrer, die den Lehrstoff auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Schützlinge abstimmen, die den Kindern beibringen, wie sie einen Knebel-Handyvertrag erkennen und sie gleichzeitig mit Leichtigkeit in die hohe Kunst der Mathematik einführen. Es könnte alles so einfach sein, so lebensnah: Dank kompetenzorientierter Bildungspläne, die den Lehrkräften reichlich didaktische Freiheiten lassen. Und Schülerinnen und Schülern die Chance bieten, genau die Fähigkeiten mehr...

  • BERLINER MORGENPOST: Lehrer müssen besser verdienen / Leitartikel von Regina Köhler Berlin (ots) - Ein neues Schuljahr in Berlin beginnt. Während sich viele Eltern in diesen Tagen die bange Frage stellen, ob ausreichend Lehrer auf ihre Kinder warten und die Räume, in denen sie lernen sollen, hergerichtet sind, findet Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) vor allem beruhigende Worte. Von den insgesamt 1439 Lehrern, die eingestellt werden müssten, seien bereits 1370 an Bord, darunter viele Lehrer mit Mangelfächern. Berlin sei bei jungen Pädagogen gefragt, Abwanderung sei kein Thema, betont sie. Doch so rosig mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht