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BERLINER MORGENPOST: Lehrer müssen besser verdienen / Leitartikel von Regina Köhler

Geschrieben am 04-08-2013

Berlin (ots) - Ein neues Schuljahr in Berlin beginnt. Während sich
viele Eltern in diesen Tagen die bange Frage stellen, ob ausreichend
Lehrer auf ihre Kinder warten und die Räume, in denen sie lernen
sollen, hergerichtet sind, findet Bildungssenatorin Sandra Scheeres
(SPD) vor allem beruhigende Worte. Von den insgesamt 1439 Lehrern,
die eingestellt werden müssten, seien bereits 1370 an Bord, darunter
viele Lehrer mit Mangelfächern. Berlin sei bei jungen Pädagogen
gefragt, Abwanderung sei kein Thema, betont sie.

Doch so rosig wie die Senatorin die Lage darstellt, ist sie bei
weitem nicht. Fachfremd erteilter Unterricht ist an der Tagesordnung,
Unterrichtsausfall auch. An den Berliner Schulen unterrichten immer
mehr Quereinsteiger. Wie von Vertreter der Initiative "Bildet
Berlin", der Tausende angestellte Lehrer angehören, zu hören ist,
haben im vergangenen Schuljahr außerdem weit mehr als die von der
Bildungssenatorin genannten acht Lehrer Berlin verlassen. Auf der
Internetseite der Initiative sind viele Beispiele nachzulesen.

Die angestellten Lehrer haben für das bevorstehende Schuljahr
bereits wieder Streiks angekündigt. Gegenwärtig diskutieren sie sogar
über einen unbefristeten Ausstand. Sie fordern eine tarifvertraglich
geregelte Bezahlung und die Gleichstellung mit ihren verbeamteten
Kollegen. Diese Forderungen sind berechtigt. Der Lehrerberuf ist
anstrengend, die Anforderungen werden immer größer. Der Senat hat das
Einstiegsgehalt vor zwei Jahren für angestellte Lehrer zwar erhöht,
eine Steigerung des Gehalts mit den Berufsjahren ist aber nicht
vorgesehen. Hier muss dringend nachgebessert werden.

Die Bildungssenatorin sollte die jungen Pädagogen unbedingt ernst
nehmen. Sie muss sich stark machen für ihre Schulen und im Senat
darauf pochen, dass Bildung tatsächlich Vorrang hat. Für das nicht
enden wollende Drama um den Hauptstadtflughafen BER stehen
schließlich auch immer mehr Millionen Euro zur Verfügung. Allein 35
Millionen Euro zusätzlich kostet die Flughafengesellschaft jeder
Monat, an dem der BER nicht eröffnet wird. Geld, das man für die
Berliner Lehrer viel besser ausgeben könnte.

Angesichts des bundesweit herrschenden Lehrermangels muss Scheeres
alles tun, um die Personalausstattung an den Schulen in Berlin
sicherzustellen. Hinzu kommt, dass in den nächsten Jahren Tausende
Berliner Lehrer in den Ruhestand gehen. Bis 2017 muss zudem mit einem
Schülerzuwachs von fünf Prozent gerechnet werden. Berlin braucht
deshalb viele neue Lehrer - und zwar deutlich mehr, als bisher
angenommen.

So pragmatisch wie die Senatorin auf die wachsenden Schülerzahlen
reagiert hat - allein für den Neubau von Schulen sollen in den
kommenden Jahren 580 Millionen Euro bereitgestellt werden - muss sie
endlich auch auf den Fachlehrermangel reagieren. Nur dann können die
Eltern wirklich aufatmen. Nur dann kann fachfremder Unterricht und
Unterrichtsausfall an den Berliner Schulen vermieden werden.



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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