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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Familienpapier der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

Geschrieben am 19-07-2013

Bielefeld (ots) - Eine soziologische Analyse der bundesdeutschen
Gesellschaft unter besonderer Berücksichtigung der Rechte von Frauen
sollte nicht alleinige Grundlage für eine theologische
Neupositionierung sein. Das weiß der Vorsitzende des Rates der
Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, jetzt auch.
»Das neue Familienpapier liest sich wie ein Kompendium des
Linksprotestantismus der frühen siebziger Jahre«, schrieb die
»Frankfurter Allgemeine Zeitung«. Vorgehalten werden ihm
»Geringschätzung Luthers und der Bekenntnisschriften« und eine
»auffällige Hochschätzung sozialistischer Politikmodelle« wie der
»Familienpolitik der SED«. Wie hat es zu diesem kommunikativen
Desaster für den Rat der EKD kommen können? Offenbar mangelte es
Nikolaus Schneider in seinem Beraterkreis an Bremsern und
Bedenkenträgern im besten Sinne. Die hätten den Sprung von der
Beschreibung des Status quo des Zusammenlebens in Deutschland hin zum
religiösen Leitbild abfedern können. Das überrascht, denn die
Menschen mitzunehmen ist der evangelischen Kirche sonst doch so
wichtig. Das Ohr speziell an der konservativen Basis hatte aber
entweder niemand oder er kam im Abstimmungsprozess nicht genügend zu
Wort. Dabei ist es wichtig, »Familien heute« zu diskutieren, wie das
entsprechende Papier der Evangelischen Kirche von Westfalen und der
Lippischen Landeskirche heißt. Auch die westfälische Präses Annette
Kurschus sagt: »Unser Begriff von Familie ist bislang sehr eng und
festgelegt.« Alle Menschen, die nicht in der klassischen Form
Vater-Mutter-Kinder zusammenlebten, fühlten sich dadurch mitunter
genötigt, sich für ihre Lebensform zu rechtfertigen oder zu erklären.
Eine »Sozialkontrolle« in Kirchengemeinden könne gar Menschen davon
abhalten, ihre Kinder taufen zu lassen. Das weist auf die zwei schwer
vereinbaren Grundpositionen hin, die die EKvW so umreißt: »Die Ehe
ist demnach Gottes Stiftung und Mandat oder ein Gleichnis des von
Gott mit den Menschen geschlossenen Bundes.« Die andere Position ist,
darum muss man nicht herumreden, etwas ganz anderes: Sie »versucht
Familie, Ehe und Partnerschaft vor allem von den Inhalten her zu
verstehen. Sie geht von einer funktionalen Beschreibung von Familie
aus. Die damit verbundenen Lebensformen kommen erst in zweiter Linie
in den Blick.« Wie viel Sprengstoff dieser Unterschied birgt, ist den
Verfassern des EKvW-Papiers klar: »Die Debatten um diese
Verhältnisbestimmung von Ehe und Familie werden in der evangelischen
Kirche mit großem Engagement und großer innerer Beteiligung geführt.
Das Thema ist eng verbunden mit eigenen Glaubensvorstellungen und
eigenem Glaubensleben und gerade deswegen nicht nur Privatsache.« Aus
dieser Erkenntnis folgte der richtige Entschluss, sich in Westfalen
für ein neues Leitbild bis Ende 2014 Zeit zu nehmen. Es eilt ja auch
nicht.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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