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WAZ: Das Schweigen in der Euro-Krise. Kommentar von Walter Bau

Geschrieben am 15-07-2013

Essen (ots) - Die Nachrichten sind schlecht, die Stimmung ist
bestens. So könnte man den aktuellen Stand der Euro-Krise
zusammenfassen. Die Politiker ignorieren neue Alarmzeichen, hüllen
sich in Schweigen. Der Grund dafür liegt in Berlin: Vor der
Bundestagswahl beim Euro-Schwergewicht Deutschland soll niemand am
Bild Angela Merkels als erfolgreiche Krisenmanagerin kratzen. Italien
und Frankreich werden von den Rating-Agenturen herabgestuft. Portugal
taumelt am finanzpolitischen Abgrund entlang. Griechenland rutscht
immer tiefer in die Rezession. Die Europäische Zentralbank verkündet,
dass die Zinsen auf lange Sicht im Keller bleiben werden. Jede
einzelne dieser Meldungen hätte noch vor einem halben Jahr eine
scharfe politische Debatte entfacht. Stattdessen herrscht nun das
große Schweigen in Euroland. Spekulationen etwa über einen
Schuldenschnitt für den Pleitekandidaten Athen, der aus Krediten dann
plötzlich handfeste Verluste machen würde, sind derzeit tabu. Da lobt
man lieber die Griechen für ihre Reformanstrengungen; dass das Land
dabei ist, sich kaputtzusparen, wird ausgeblendet. Und Deutschlands
Euro-Partner haben ebenfalls wenig Interesse an einer neuen
Euro-Debatte. Sie spielen gern mit beim Euro-Mikado, bei dem sich
bloß keiner falsch bewegen darf. Schließlich weiß niemand, wann er
das Wohlwollen der Bundeskanzlerin wieder benötigt - etwa beim
nächsten Rettungspaket. In Frankreich redet sich der glücklose
Präsident Hollande die eigene Misere schön. Roms Premier Letta hat
alle Hände voll zu tun, seine mühsam zusammengekittete Koalition vor
dem Bruch zu bewahren. Ähnlich ist die Lage in Portugal und
Griechenland. Und in Madrid versinkt die Regierung Rajoy im
Korruptionssumpf. Die Vereinigten Krisenstaaten von Europa. Man darf
also vermuten, dass die unterdrückte Euro-Debatte nach dem Wahlabend
von Berlin mit umso größerer Wucht zurückkehren wird. Den Anfang
dürfte Griechenland machen - mit dem allgemeinen Eingeständnis, dass
es ohne Schuldenerlass für Athen nicht geht. Und dann wird es teuer -
auch für den deutschen Steuerzahler.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de


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