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DER STANDARD - Kommentar: "Wahlen blockieren Schulreform" von Alexandra Föderl-Schmid

Geschrieben am 05-07-2013

Die ÖVP lässt sich von der Lehrergewerkschaft vorführen und
betreibt Klientelpolitik (Ausgabe vom 6/7/2013)

Wien (ots) - Dass Lehrer und Schüler nichts mehr von der Schule
wissen wollen, ist heuer erst recht verständlich. Die Verhandlungen
über ein neues Dienstrecht, die am Freitagabend in die 30. Runde
gingen, belasten nicht nur das Schul-, sondern auch das
Koalitionsklima. Dass die ÖVP plötzlich ausschert und die Regierung
nicht mehr mit einer einheitlichen Position auftritt, ist bizarr und
nur durch den nahenden Nationalratswahltermin erklärbar. Die ÖVP will
es sich mit der von ihr dominierten Lehrergewerkschaft nicht
verscherzen und hat die Wähler?klientel des öffentlichen Diensts im
Blick. Die ÖVP - allen voran Verhandlungsführerin Maria Fekter -
lässt sich vorführen und vergisst, dass sie als Blockierer dasteht.
Gewerkschaftsboss Fritz Neugebauer ist außerhalb seiner Klientel als
gnadenloser Betonierer verschrien - mittlerweile auch bei
Parteifreunden und bei denjenigen, deren Interessen er vorgibt zu
vertreten: den Lehrerinnen und Lehrern. Der Chef der
Lehrergewerkschaft, Paul Kimberger, hat in den vergangenen Monaten
gezeigt, dass er auf Neugebauers Spuren wandelt. Neugebauer
kandidiert im Herbst nicht mehr für die ÖVP und muss daher gar keine
Rücksicht auf seine Partei nehmen, sondern kann nur noch
Klientelpolitik betreiben. Alle am Verhandlungstisch - vonseiten der
Politik weibliche Minister, auf Funktionärsebene vertreten
ausschließlich Männer die Interessen eines Berufsstandes, in dem 70
Prozent Frauen sind - wissen: Es muss ein neues Dienstrecht her. Die
einheitliche Lehrerausbildung ist beschlossen, der nächste logische
Schritt ist das Gehaltssystem. Dass das verändert werden muss,
darüber herrscht auch Einigkeit. Nur höhere Einstiegsgehälter für
Junglehrer einzuführen und die Kurve abzuflachen ist noch keine
Reform. Dass in diesem Zusammenhang auch über das bisherige
Arbeitszeitmodell verhandelt wird, ist ein weiterer logischer
Schritt. Über Mehrarbeit wird auch in anderen Bereichen verhandelt,
warum sollte der Schulbetrieb davon ausgenommen sein? Die in der
Vorwoche präsentierte OECD-Studie "Bildung auf einen Blick"hat einmal
mehr gezeigt, dass Lehrerinnen und Lehrer in Österreich im
internationalen Vergleich sehr gut verdienen. Vizekanzler Michael
Spindelegger hat vor kurzem eine Anwesenheitspflicht von 26 Stunden
für alle Lehrer gefordert, diesen Vorschlag aber nicht mehr
öffentlich wiederholt, seit seine Partei auf Gewerkschaftslinie
umgeschwenkt ist. Derzeit sieht das Dienstrecht bis zu 24 Stunden
Unterrichtsverpflichtung an höheren Schulen vor. Dass man nicht nur
über eine Verlängerung der Arbeitszeit, sondern auch über eine andere
Verteilung reden muss, ist ebenfalls allen klar. Es herrscht
Einigkeit, dass die Pädagogen in Österreich mit zu viel
Verwaltungsaufgaben beschäftigt sind. Diese Themen müssen Punkt für
Punkt durchgegangen werden, damit möglichst rasch ein stringentes
Gesamtkonzept herauskommt. Denn mit Trippelschritten - wie der gerade
beschlossenen Abschaffung der Bezirksschulräte, aber nur 20 % der 130
Inspektoren werden nicht mehr gebraucht - kommt Österreich auf dem
Bildungssektor nicht voran. Das System ist zu starr, viele
Schülerinnen und Schüler können ihre Begabungen zu wenig einbringen,
Lehrerinnen und Lehrer verzweifeln daran. Es geht um eine andere Art
zu lernen. So macht Schule auch nach den Ferien keinen Spaß.

Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom

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