(Registrieren)

Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Überwachungsstaat USA Es geht um unsere Freiheit THOMAS SEIM

Geschrieben am 01-07-2013

Bielefeld (ots) - In Artikel 1 des Grundgesetzes heißt es: "Die
Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist
Verpflichtung aller staatlichen Gewalt." Zu dieser Würde gehört
unverzichtbar das Recht auf die Unversehrtheit unserer Daten. Dies
ist - wie wir jetzt durch die Enthüllungen des ehemaligen
US-Geheimdienstlers Edward Snowden erfahren - durch die
Überwachungsangriffe der Nationalen Sicherheitsagentur (NSA) der USA
bedroht. Auf die Vereinigten Staaten von Amerika, dieses wunderbare
Land als Hort der Freiheit, auf diesen Präsidenten vor allem, der
nach dieser verheerenden Kriegsära Bush mit so viel
Vorschusslorbeeren und mit so viel Hoffnung von Millionen auf mehr
Frieden und mehr Freiheit ins Amt ging, blickt man heute mit einer
Mischung aus Fassungslosigkeit und Entsetzen. Und jetzt lässt dieser
Barack Obama sein "Yes we can" zu einem miesen "Yes we scan"
verkommen. Natürlich gibt es ein Verständnis dafür, dass die USA nach
den furchtbaren Anschlägen vom 11. September 2001 nach besonderem und
perfektem allumfassendem Schutz suchen. Die Ermordung der Freiheit
allerdings darf das gerade in diesem Land nicht einschließen. In
unserem allerdings auch nicht. Man kann ganz zufrieden sein mit der
parteiübergreifenden Reaktion auf das Vorgehen der NSA. Nicht
zufriedengeben werden wir uns allerdings damit, sollte die fehlende
Abwehr solcher Attacken auf unser Land mit Ahnungslosigkeit erklärt
und nach Europa abgeschoben werden. Wir wollen gerade jetzt schon
sehr genau wissen, was der Bundesnachrichtendienst, der Militärische
Abschirmdienst und alle sonstigen Sicherheitsbehörden des Landes
davon gewusst haben. Auch wüsste man gern, welche dieser Attacken
diese Behörden selbst gegen unbescholtene Bürger anderer Länder
unternehmen. Die jetzt durch weitgehendes Schweigen vorgetragene
Ahnungslosigkeit mag man weder dem Innenminister Friedrich noch auch
der Bundeskanzlerin wirklich abnehmen. Und wenn es Ahnungslosigkeit
wäre - es machte die Sache eher schlimmer als besser. Schon immer ist
von Personen, Institutionen und ganzen Staaten die Freiheit im Namen
der Freiheit verraten worden. Dass nun der Geheimdienst eines bislang
doch befreundeten Staates wie der Weltmacht USA freimütig festlegt,
dass Deutschland als Partner dritter Klasse behandelt werden muss,
dass man ihn als Freund und Gegner zugleich ausspionieren darf,
politisch wie wirtschaftlich - das allerdings verleiht dem Ganzen
eine neue Qualität. Von Bundeskanzlerin Merkel wird man dazu ein
hartes und entschiedenes Wort in Richtung USA und insbesondere
US-Präsident Barack Obama erwarten dürfen, nein: müssen. Abwarten
reicht hier nicht. Schon gar nicht mit Blick auf den bevorstehenden
Wahlkampf, wie die Attacken von SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück und
SPD-Chef Gabriel zeigen. Eine Verlagerung auf die europäische Ebene,
bei der ja dann das nicht bessere Großbritannien wohl mit am Tisch
säße, ebenfalls nicht. Nein, die Kanzlerin muss hier eine Verbindung
herstellen zwischen dem Freihandelsabkommen, das die USA mit Europa
wünschen, und einer rückhaltlosen Aufklärung der Affäre, verbunden
mit einem sofortigen Stopp aller NSA-Aktivitäten gegen und in
Deutschland. Sie scheint dies, wie die Reaktionen auf Gabriel zeigen,
verstanden zu haben. Worte allein aber werden nicht genügen. Damit
deutlich wird, wie entschieden die deutsche Regierung die Freiheit
auch gegen die USA verteidigt, könnte man dem Enthüller Edward
Snowden, den die US-Spionagebehörden jagen, politisches Asyl
anbieten. Oder zumindest erklären, dass das eine Option sein kann.
Das wäre ein Signal, dass die Amerikaner schon verstehen würden.
Liebe Leserinnen, liebe Leser, wir werden bei allen Mandatsträgern
aus Ostwestfalen-Lippe und darüber hinaus genau darauf achten, dass
sie für Sicherheit unserer Daten und das Recht auf informationelle
Selbstbestimmung eintreten. Es geht hier um unsere Freiheit. Unsere
innere und äußere Freiheit. Um Pressefreiheit auch. Aber vor allem um
die Freiheit jedes Einzelnen, auch jener, die von sich sagen, sie
hätten nichts zu verbergen. Diese Zeitung und ihre Redaktion werden
dafür einstehen, diese Freiheit gegen alle Angriffe von außen zu
verteidigen.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

472782

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum neuen Duden Bielefeld (ots) - Der Deppenapostroph (Oma's Liebling) ist schon länger drin im Duden. Die neueste Ausgabe listet auch ein paar nicht mehr ganz taufrische Anglizismen auf. Die liegen stabil bei 3,7 Prozent, und man glaubt es kaum: Lateinische Ausdrücke stellen 5,6 Prozent der Einträge im Duden, das Griechische 4,2 Prozent. Die paar Anglizismen mehr verkraften wir also locker. Ebenso wie das Plus an Jugendsprech. Wir sind gespannt, wann sich Senioren erstmals als Spackos beschimpfen. Halt! Spacko rufen darf nur die Oma, denn die weibliche mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Ägypten Bielefeld (ots) - 14 Millionen Ägypter sind nach Armeeangaben am Sonntagabend zwischen Alexandria und Assuan auf die Straße gegangen. Das war vielleicht schon der Anfang vom Ende der Muslimherrschaft. Tausende lieferten sich nach Mitternacht gewaltsame, bürgerkriegsähnliche Straßenkämpfe mit Regierungsanhängern. 16 Tote und 780 Verwundete wurden offiziell gezählt. Das wahre Ausmaß der zweiten schweren Unruhewelle seit Jahresbeginn dürfte noch größer sein. Heute Nachmittag läuft ein Ultimatum der Protestbewegung »Tamarud« (Rebellion) mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu USA / Geheimdienste / Internet / Russland Osnabrück (ots) - In den Mühlen der Weltpolitik Die spektakuläre Flucht des früheren amerikanischen Geheimdienstlers Edward Snowden könnte aus einem Spionage-Thriller des Bestsellerautors John le Carré stammen. Seit einigen Wochen führen die Enthüllungen zu Spannungen zwischen den Großmächten USA, China und Russland. Und nicht erst, als der 30-jährige Techniker von Hongkong nach Moskau flog, geriet er in die Mühlen der Weltpolitik. Schwer zu glauben, dass Präsident Wladimir Putin nun aus reiner Menschenliebe handelt, wenn mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Ägypten / Demonstrationen / Präsident Osnabrück (ots) - Ohrfeige für Mursi Ägypten taumelt auf den Abgrund zu, unaufhaltsam, wie es scheint. Denn während die wild entschlossenen Regierungsgegner den Rücktritt des Präsidenten mit einem Ultimatum erpressen wollen, denkt Mohammed Mursi nicht daran, den Weg für Neuwahlen frei zu machen. Unversöhnlicher denn je stehen sich die Lager gegenüber. Die Gewaltausbrüche wirken wie warnende Vorboten dafür, was droht. Denn der Volkszorn ist groß, die Unnachgiebigkeit Mursis ebenfalls. Es mehren sich die Zeichen, dass der Rückhalt mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Energie / Strompreis / Verbraucher Osnabrück (ots) - Auf Kosten der Verbraucher Deutschland braucht die Energiewende. Darüber herrscht in fast allen Parteien Konsens, seit der Atomausstieg beschlossene Sache ist. Doch wie das Ziel erreicht werden soll, darüber wird erbittert gestritten, auf Kosten der Stromkunden, die immer tiefer in die Tasche greifen müssen. Die neue Greenpeace-Studie rechnet im Oktober mit einem Anstieg der Öko-Umlage von derzeit knapp 5,3 Cent je Kilowattstunde auf 6,1 Cent. Andere Experten gehen sogar von 6,5 Cent aus. Dabei hatte Kanzlerin mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht