(Registrieren)

Menschenrechtsinstitut fordert strikte Begrenzung des Informationsaustausches zwischen Polizei und Nachrichtendiensten

Geschrieben am 21-06-2013

Berlin (ots) - Das Deutsche Institut für Menschenrechte fordert
die strikte Begrenzung des Informationsaustausches zwischen Polizei
und Nachrichtendiensten und eine entsprechende Novellierung der
Übermittlungsvorschriften in den Verfassungsschutzgesetzen von Bund
und Ländern.

"Wer das informationelle Trennungsprinzip ernst nimmt, das das
Bundesverfassungsgericht kürzlich in seinem Urteil zur
Antiterrordatei aus dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung
abgeleitet hat, darf sich nicht mit der Neufassung des
Antiterrordateigesetzes begnügen", erklärt Beate Rudolf, die
Direktorin des Institutes. Angesichts der aktuellen Diskussion über
die Überprüfung der Sicherheitsarchitektur in Deutschland gehörten
auch die fachrechtlichen Vorschriften in den
Verfassungsschutzgesetzen für die Übermittlung personenbezogener
Daten zwischen Polizei und Nachrichtendiensten auf den Prüfstand.

"Das Verfassungsgericht hat implizit insbesondere die
niedrigschwelligen Voraussetzungen des
Bundesverfassungsschutzgesetzes und verwandter Normen für die
Übermittlung von Daten beanstandet, die weder angefragt wurden noch
zwingend weitergeben werden müssen. Hier besteht dringender
Änderungsbedarf", so Eric Töpfer, wissenschaftlicher Mitarbeiter des
Instituts. Angesichts der Ende April vorgelegten Empfehlung der
Bund-Länder-Kommission Rechtsterrorismus, die
Übermittlungsvorschriften bundesweit zu harmonisieren, um sogenannte
Schnittstellenprobleme abzubauen, warnt Töpfer zudem vor einer
Absenkung der Voraussetzungen für den zwingend vorgeschriebenen
Datenaustausch. Das Verfassungsgericht halte die Durchbrechung des
Trennungsprinzips nur in Ausnahmefällen und wegen eines
herausragenden öffentlichen Interesses für zulässig. "Daher ist auch
den Vorschlägen der Bund-Länder-Kommission Rechtsterrorismus, den
Verfassungsschutz zu verpflichten, Informationen an die Polizei zu
liefern, die im Rahmen des Einsatzes nachrichtendienstlicher Mittel
als 'Beifang' zu Drogen- und Eigentumsdelikten gewonnen wurden, eine
deutliche Absage zu erteilen". Das Bundesverfassungsgericht habe in
seinem Urteil pointiert festgehalten, dass eine Geheimpolizei in
Deutschland nicht vorgesehen sei.

In dem heute veröffentlichten Policy Paper zu den Konsequenzen aus
dem Urteil empfiehlt das Institut außerdem, bei der bis Ende 2014
gebotenen Überarbeitung des Antiterrordateigesetzes die Pflicht zur
Evaluierung zu erneuern. Dabei müssten die Anforderungen an die
Unabhängigkeit und den menschenrechtlichen Prüfmaßstab einer solchen
Evaluierung im Vergleich zur ursprünglichen Version des Gesetzes
deutlich gestärkt werden.

Zudem müssten die Datenschutzbeauftragten in Bund und Ländern
personell besser ausgestattet werden, um die vom Verfassungsgericht
geforderten regelmäßigen Kontrollen des Betriebs der Antiterrordatei
effektiv wahrnehmen zu können.

Eric Töpfer (2013): Informationsaustausch zwischen Polizei und
Nachrichtendiensten strikt begrenzen. Konsequenzen aus dem Urteil des
Bundesverfassungsgerichts zur Antiterrordatei. Policy Paper Nr. 14.
Deutsches Institut für Menschenrechte, Berlin
http://www.institut-fuer-menschenrechte.de/index.php?id=190&L=0

Stellungnahme des Instituts zur öffentlichen Anhörung zum Entwurf
eines Gesetzes zur Verbesserung der Bekämpfung des Rechtsextremismus:
http://ots.de/hFLMp



Pressekontakt:
Bettina Hildebrand, Pressesprecherin,
Telefon: 030 25 93 59 - 13, Mobil: 0160 96 65 00 83
E-Mail: hildebrand@institut-fuer-menschenrechte.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

470935

weitere Artikel:
  • Flüssiggas-Heizungen - die kostengünstige und umweltschonende Alternative zu Nachtspeicheröfen / Versorgungsunternehmen PROGAS bietet kompetente Lösungen Dortmund (ots) - Am 07. Juni 2013 hat der Bundesrat eine vom Bundestag beschlossene Änderung des Energieeinsparungsgesetzes (EnEG) bestätigt: Nachtspeicherheizungen dürfen über das Jahr 2019 hinaus in Deutschland zum Einsatz kommen. Sie könnten als Speicher für den aus Solar- und Windkraftanlagen produzierten Strom dienen und so die Energiewende forcieren. Diese Entscheidung stößt hierzulande vor allem bei Umweltschützern auf Widerstand. "Ungeachtet der kontroversen Stimmen zu diesem Thema ist die Energiequelle Flüssiggas aus mehr...

  • UMIT informiert im Rahmen eines Schnuppernachmittages über das Bachelor-Studium Betriebswirtschaft im Gesundheitswesen Hall in Tirol (ots) - Am Freitag, den 28. Juni 2013 wird vom Team des Instituts für Management und Ökonomie im Gesundheitswesen der Tiroler Gesundheitsuniversität UMIT von 14.30 bis 17.00 ein umfassender Einblick in das Bachelor-Studium Betriebswirtschaft im Gesundheitswesen gegeben. Im Rahmen eines Schnuppernachmittages wird Interessierten die Wachstumsbranche Gesundheitswirtschaft vorgestellt, die damit verbundenen Karrieremöglichkeiten im Gesundheitswesen aufgezeigt und ein inhaltlicher Überblick über das sechssemestrige Studium präsentiert. mehr...

  • Rheinische Post: Grünen-Experte Hofreiter: Deutschlands Infrastruktur muss an Klimawandel angepasst werden Düsseldorf (ots) - Angesichts aufplatzender Autobahnen hat der Vorsitzende des Bundestags-Verkehrsausschusses, Anton Hofreiter (Grüne), eine Anpassung von Deutschlands Infrastruktur an häufiger auftretende Extremwetterlagen verlangt. "Durch den Klimawandel steigt die Wahrscheinlichkeit von extremen Wetterlagen, darauf müssen wir unser technisches Regelwerk einstellen", sagte Hofreiter der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Samstagausgabe). So könnten beispielsweise 30 statt 20 Zentimeter dicke Fahrbahndecken den entscheidenden mehr...

  • Erste Ergebnisse des BUND-"Kandidatenchecks" : Große Mehrheit für Beschleunigung der Energiewende, viele FDPler für mehr Bürgerbeteiligung. Berllin (ots) - In den zurückliegenden zwei Wochen haben sich bereits mehr als 40 Prozent der Kandidaten von CDU/CSU, SPD, Grünen, FDP und Linken zur Bundestagswahl 2013 dem deutschlandweiten "Kandidatencheck" des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gestellt. 580 von gut 1400 der bereits bekannten Kandidaten der derzeit im Bundestag befindlichen Parteien beantworteten die schriftlichen Fragen zu den Themen Energiewende, Massentierhaltung und Bürgerbeteiligung. Die ersten Ergebnisse: Gut 80 Prozent der bisherigen mehr...

  • Erklärung zum Spitzengespräch mit der CDU: Generalsekretär Gröhe trifft breites Bündnis / Energiewende ist sozial gestaltbar -------------------------------------------------------------- 8-Punkte Forderungskatalog http://ots.de/kbz3j -------------------------------------------------------------- Berlin (ots) - In Berlin ist am Vormittag der Generalsekretär der CDU Hermann Gröhe mit Vertretern eines breiten Bündnisses von Umwelt- und Sozialverbänden, Kirchen, Verbraucher- und Arbeitnehmerorganisationen zusammengekommen um über die soziale Gestaltung der Energiewende zu beraten. Koordiniert wird die Initiative von der klima-allianz deutschland, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht