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WAZ: Mehr als Obamas Datenraub - Kommentar von Ulrich Reitz

Geschrieben am 14-06-2013

Essen (ots) - Gegen Barack Obama war George Orwells Big Brother
ein Waisenknabe. Technologisch jedenfalls. Der Große Bruder von 1948
hatte nur Kameras, Mikrofone und Spione, mit deren Hilfe er seinen
Überwachungsstaat einrichten konnte. Der US-Präsident kann seine
Überwachungsmaschinerie mit Hunderten von Milliarden Daten füttern,
die er von uns allen hat. Allerdings haben wir unsere Daten nicht
Obama gegeben. Er hat sie sich genommen. Der US-Präsident ist ein
Datendieb. Bestraft werden kann er dafür nicht. Der internationale
Datenklau ist legal. Das ist die eine, die böse Seite eines neuen
Phänomens, das Big Data heißt, weil Regierungen und Firmen inzwischen
aus unvorstellbar großen Datenmengen ihre Schlüsse ziehen können. Die
gute Seite von Big Data sieht so aus: Die Datenfahnder trieben Bin
Laden in Pakistan auf. Der US-Geheimdienst NSA leitete den
deutsch-pakistanischen Mail-Verkehr der Sauerland-Terroristengruppe
an den Bundesnachrichtendienst weiter. Mit Datenanalysen machen
US-Polizisten amerikanische Städte sicherer. Und so weiter. Die Daten
kommen von uns, ob wir wollen oder nicht. Jeder Nutzer des Internets
hinterlässt Fußabdrücke, die ihn identifizieren und berechenbar
machen. So verkauft Amazon uns Bücher, bevor wir wissen, dass wir sie
wollen. Die Spielekamera der neuen X-Box ist auch eine
Überwachungskamera. Jedes Smartphone und Navi ist zugleich eine
Wanze. Wer glaubt, beim Telefonieren nur zu telefonieren, ist naiv.
Wer telefoniert, füttert eine gigantische Datenmaschine. Unsere Welt
wird intelligenter, Experten sagen: smarter. Ein Hafen kann viel mehr
Schiffsladungen abfertigen, weil die Schiffe dem Hafen automatisch
mitteilen, wann sie mit wie viel Ladung ankommen. Es wird auf unseren
Straßen weniger Staus geben, weil die große Maschine weiß, wer wann
wo lang fährt. Im Supermarkt liegt nur noch frisches Brot, weil
bekannt ist, wann wir es kaufen. Ärzte können Krebs besser behandeln,
weil sie unsere Genome in Minuten statt Monaten entschlüsseln und
weltweit Krebsarten und Therapien abgleichen können. Diese
Big-Data-Revolution ist sehr viel mehr als Obamas Datenraub.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de


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