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Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Flutkatastrophe Solidargemeinschaft gefragt CARSTEN HEIL

Geschrieben am 07-06-2013

Bielefeld (ots) - Schon wieder! In diesen Tagen lernen die
Deutschen endgültig, dass sich ein sogenanntes Jahrhundertereignis
nicht nur alle hundert, sondern im Abstand weniger Jahre ereignet.
1997 war es die Oderflut, die die Menschen in Angst und Schrecken
versetzte, 2002 nahmen Überschwemmungen der Elbe und ihrer Zuflüsse
den Menschen Hab und Gut und Leben. Jetzt ist es die Donau mit ihren
Nebenflüssen und erneut die Elbe. Davor kann niemand mehr die Augen
verschließen. Zu bewältigen sind diese Ereignisse nur von der
Solidargesellschaft, zu der der Staat zwar zählt, aber nicht allein.
Zum Glück ist seit 2002 viel passiert. Milliarden flossen in den
Hochwasserschutz, auch Renaturierungsprojekte kamen voran. In
Tschechien wurde eine 60 Quadratkilometer große Überflutungsfläche
geschaffen. Ohne eine vorschnelle Bilanz ziehen zu können, scheint
es, dass die Folgen diesmal nicht ganz so katastrophal werden. Das
ist für die betroffenen Flutopfer kein Trost, zeigt aber, dass die
Behörden auf dem richtigen Weg sind. Nur zu langsam. Seit der
jüngsten Überschwemmung 2002 wurden allein in Sachsen 350 Projekte
geplant. 80 davon sind fertig, 55 befinden sich im Bau. Oft sind es
Proteste von Bürgern, die eine schnellere Abwicklung der Projekte
verhindern. Kaum ist das Wasser abgeflossen, erinnert sich niemand
mehr an Hochwasserschutz. Eine andere Einstellung ist auch
Kennzeichen von Solidarität. Der Schutz ist es übrigens nicht allein,
der die Katastrophe verhindern könnte. Immer höhere Deiche und Mauern
reichen nicht. Deshalb ist der fast ideologische Streit zwischen
Bauindustrie und Naturschützern darüber, was zu tun ist, überflüssig.
Jedenfalls für das Ziel, die Menschen und ihren Besitz zu schützen.
Renaturierung und bessere Bauwerke müssen aufeinander abgestimmt
sein. Die Solidargemeinschaft, die aktuell auf den Deichen wieder
zusammensteht, muss auch im normalen Alltag zusammenhalten. Ichlinge
unter den Flussanrainern und Beteiligten müssen auf eigene Interessen
verzichten, auch wenn das Wasser wieder abgezogen ist. Nach der Wende
gab es ein Gesetz, das den Ausbau der Infrastruktur beschleunigte.
Die Planverfahren wurden deutlich abgekürzt. Das sollte auch für den
Hochwasserschutz überlegt werden. In jedem Fall ist es besser, die
Milliarden in den Schutz zu investieren, als alle paar Jahre die
Flutopfer mit Riesensummen zu unterstützen. Schutz kann Leid
verhindern. Überflutungen gab es schon immer, 1784 waren sie an der
Elbe so extrem, dass der Fluss für immer seinen Lauf veränderte. Ein
Zurück zur Natur kann es nicht geben und wird vor diesem Hintergrund
auch nichts helfen. Solche Ereignisse gehören zur Natur. Völlig
unsolidarisch ist, wenn skrupellose Geschäftemacher den Preis für
leere Sandsäcke auf 1,20 Euro vervierfachen. Auch dass ausgerechnet
jene Eigentümer ihren Besitz nicht gegen Flutschäden versichern
können, die in gefährdeten Gebieten leben, ist sonderbar. Da gehört
auch die Versicherungswirtschaft anders in die Pflicht.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de


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