(Registrieren)

BERLINER MORGENPOST: Stoppt die Endlagersuche Ulrich Exner über die Versuche der Politik, Atommüll für immer sicher unter die Erde zu bringen

Geschrieben am 17-05-2013

Berlin (ots) - Nun soll also wieder so ein Beschluss mit
Ewigkeitsgarantie gefasst werden. Ein parteiübergreifend
akzeptiertes, großes, gesellschaftliches "Endlager"-Suchgesetz soll
her. So hat es Peter Altmaier am Freitag in seiner
Regierungserklärung noch einmal vorgetragen. Ein historisches
Dokument. Eines, das, so will es Altmaier, die letzte große
Herausforderung des Atomzeitalters bei den Hörnern nimmt: Wohin bloß
mit dem radioaktiv strahlenden Atommüll?

Die Wahrheit ist: Auch wenn jetzt wieder viele so tun, als ob man
diesen einen für alle Zeiten sicheren Ort mit ein bisschen gutem
Willen tatsächlich finden könnte, irgendwann, irgendwo. Es gibt ihn
nicht. Es gibt keinen Hochsicherheitstrakt für die Ewigkeit. Es gibt
nur mehr oder weniger unsichere Standorte. Jeder Bundesbürger, der
skeptisch ist, dass das perfekte Endlager ausgerechnet vor seiner
eigenen Haustür errichtet werden kann, wird hinreichend Gründe dafür
finden, warum das an dieser Stelle eben gerade nicht möglich ist.

Aus diesem Dilemma hilft kein Endlagersuchgesetz, auch kein
parteiübergreifender Konsens und eine Bund-Länder-Kommission erst
recht nicht. Sie sind am Ende nichts anderes als politische
Beruhigungspillen. Gorleben, diese Erfahrung wird man auf jedem Punkt
der "weißen Landkarte" für Endlager in Deutschland machen, kann
tatsächlich überall sein.

Aus diesem Dilemma hilf nur: Ehrlichkeit. Von Anfang an. Also
jetzt. Das Eingeständnis, dass die Methode "Aus den Augen, aus dem
Sinn", also möglichst lange, möglichst tief unter die Erde mit dem
Zeug, hier nicht funktionieren wird. Nicht in Deutschland, wo man
auch tausend Meter unter der Erde noch jeden Grashalm wachsen hört.
Nicht in Gorleben. Nicht in Sonstwo. Nicht im Salz, nicht im Granit,
auch nicht im Ton. Kein Endlager.

Kein Sturmlauf nach vorn also, wie ihn Peter Altmaier gerade
unternimmt. Als gäbe es irgendeinen nachhaltigen Grund, dieses
Suchverfahren für die Ewigkeit ausgerechnet vor dieser einen
Bundestagswahl zu zementieren. Warum eigentlich? Geschwindigkeit ist
kein Erfolgsgarant, schon gar nicht, wenn es um "endgültige" Lösungen
gehen soll. Stattdessen: Ein Schritt zurück als Mittel der Wahl.
Abschied nehmen von der Ewigkeit. Rückkehr zu überschaubaren
Maßstäben und Zeiträumen. Ein Zwischenlager-Suchgesetz, transparent,
beteiligungsorientiert. Ein Verfahren, das Orte findet und definiert,
an denen die bei uns in Deutschland angefallene Menge von Atommüll
für einen absehbaren Zeitraum aufbewahrt werden kann. Sicher,
womöglich sogar sichtbar, überprüfbar, auf jeden Fall revidierbar.
Ein Entscheidungsprozess nach menschlichem Maß.

Das Geld, das man durch diese Selbstbeschränkung womöglich
einsparen kann, sollte dann verpflichtend in die Erforschung von
Techniken investiert werden, die die Chance eröffnen, aus stark
strahlenden Materialen schwächer strahlende zu machen, vielleicht
eines Tages: ungefährliche Materialien. Eine Million Jahre wird
dieser Prozess aller Erfahrung nach nicht dauern.



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

464670

weitere Artikel:
  • Lausitzer Rundschau: Zur Drei-Prozent-Hürde bei der Europawahl / Gegen die Wand Cottbus (ots) - Es ist schon ein Stück aus dem Tollhaus, was die Bundestagsparteien mit Ausnahme der Linken da ausgeheckt haben: Obwohl das Bundesverfassungsgericht die Fünf-Prozent-Klausel bei Europawahlen für nichtig erklärte, suchen Union, SPD, FDP und Grüne nun eine Drei-Prozent-Hürde aufzustellen. Dabei glauben nicht einmal Teile der eigenen Reihen, dass diese "Rechtsauslegung" auf Verständnis in Karlsruhe stoßen könnte. Warum auch? Man muss kein Jurist sein, um zu begreifen, dass die obersten Richter hier eine besonders klare mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Schicksalswochen für US-Präsident Barack Obama / Der strauchelnde Riese Cottbus (ots) - Was haben wir alle über George W. Bush geschimpft - seinen immerwährenden Krieg gegen den nicht klar bestimmbaren Terror, seinen Einfall in den Irak, seine innenpolitischen Bibelstunden. Was haben wir uns alle von diesem Barack Obama erhofft, dem ersten nicht nur mit einer anderen Hautfarbe, dem ersten globalen Hoffnungsträger. Nun haben wir vier Jahre und eine Wiederwahl hinter uns und allmählich sind die Erwartungen an den Mann im Weißen Haus auf immer weniger geschrumpft. Zu Hause ist er inzwischen fast schon hoffnungslos mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zur Situation in den USA: Obama steht im Regen von Thomas Spang Regensburg (ots) - Das Skandalfieber, das in den USA ausgebrochen ist, könnte dem Präsidenten gefährlich werden. Barack Obama steht im Regen. Sprichwörtlich rief er einen Marineinfanteristen zur Hilfe, der einen Schirm über ihn und seinen Gast aus der Türkei Tayyip Erdogan im Rosengarten aufspannte. Der Präsident wünschte, für die politischen Probleme, die in den vergangenen Tagen über ihn niedergingen, fände sich eine ähnlich einfache Lösung. Doch davon ist das Weiße Haus weit entfernt. Trotz des Befreiungsschlags, mit dem mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Nur noch Stiefschwestern - Kommentar Ravensburg (ots) - Der Fall Hoeneß und die entdeckte Vetternwirtschaft im Landtag machen der CSU im Wahlkampf schwer zu schaffen. Und wehe, wenn da noch einer in der Wunde rührt, und sei es noch so vorsichtig, wie Thomas Strobl es tat. Doch Horst Seehofer hat kräftig zurückgelangt und Strobl und Hauk als Verlierer bezeichnet, und damit hat er nicht ganz unrecht, wenn man auf die vergangenen Wahlen schaut. Das Entsetzen in Baden-Württemberg über solch scharfen Töne ist trotzdem groß, denn die CSU und die baden-württembergische mehr...

  • Badische Neueste Nachrichten: Stachel im Fleisch Karlsruhe (ots) - Auch für die baden-württembergischen Verfassungsschützer ist die NSU-Mordserie ein böser Stachel im Fleisch. Die Stuttgarter Schlapphüte, die gern vorgeben, das Gras wachsen zu hören, waren völlig ahnungslos, als die Rechtsterroristen in Heilbronn zuschlugen und eine Polizeibeamtin - so die Anklage - kaltblütig exekutierten. Welche Kontakte der NSU um Beate Zschäpe in den Südwesten hatte, bleibt weiter nebulös - auch das musste die oberste Geheimagentin des Landes, Beate Bube, einräumen, als sie gestern den jährlichen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht