(Registrieren)

BERLINER MORGENPOST: Deutliches Signal an den Iran Leitartikel von Michael Stürmer über die israelischen Luftangriffe und den Bürgerkrieg in Syrien

Geschrieben am 06-05-2013

Berlin (ots) - Es muss schwer gerumst haben in der Nacht auf
Sonntag, westlich von Damaskus, und der Nachthimmel war noch lange
hell erleuchtet von den Explosionen unweit des Flughafens. Was
brannte, waren iranische Mittelstreckenraketen, die der schwer
bedrängte Bashar al Assad wahrscheinlich an die Hesbollah im
Südlibanon liefern wollte. Auch wenn die Einzelheiten sich bisher im
Nebel des Krieges verbergen, ist kaum ein Zweifel, dass es die
israelische Luftwaffe war, welche die Raketen am Boden und im Boden
vernichtet hat.

Es war Notwehr. Denn die Reichweite dieser Raketen umfasst ganz
Israel. Mit chemischen Gefechtsköpfen bestückt, bedeuten sie tödliche
Bedrohung. Die israelischen Jagdbomber haben dagegen nicht nur die
von Russland gelieferte Luftabwehr der Syrer überwunden, sondern
offenbar auch bunkerbrechender Superwaffen eingesetzt. Dass diese aus
amerikanischen Lieferungen stammen, ist anzunehmen. Damit
signalisieren die USA zugleich den Iranern, dass ihre Nuklearrüstung
auch in den tiefsten Bergverstecken nicht mehr unverwundbar ist.

Israel ist zu klein, um in der Bedrängnis abzuwarten und
strategisch Raum gegen Zeit zu tauschen. Staatsräson ist es, jeden
Krieg im Vorfeld, geographisch oder strategisch, abzufangen. Der
Einsatz von Chemiewaffen durch Syrien ist die eine rote Linie, die
andere die Lieferung von Mittelstreckenraketen mit Reichweiten vom
Libanon bis Eilat. Aus Gründen des Überlebens wie zur Abschreckung
erfolgte der Angriff von Sonntagfrüh. Kann daraus ein allgemeiner
Nahostkrieg entstehen?

Aus dem arabischen Frühling ist in Syrien längst ein blutiger
Winter geworden, und niemand weiß, wie der Bürgerkrieg zu beenden
ist, der immer mehr ausgreift. Die Rebellen sind untereinander
zerstritten zwischen Säkularisten und Islamisten und nur einig im
Hass auf das Regine - und in dem Zorn auf Israel. Teile der
Aufständischen suchen bei al Qaida Unterweisung, Waffen und Dollars.

Für den Westen und auch für die arabischen Staaten wird die
Unterscheidung zwischen Guten und Bösen immer unklarer. Eingreifen
des Westens wird dadurch zum strategischen Würfelspiel. Außerdem
kommen aus Moskau, wo Syrien als Schützling gilt, drohende Geräusche.
Die lautstarken Proteste aus Ägypten und anderen Ländern des
arabischen Krisenbogens sind nicht zum Nennwert zu nehmen. Sie sollen
die Straße beruhigen, während die sunnitischen Machteliten mit
Schadenfreude zusehen, wie die schiitischen Gegner geschwächt werden.
Für den Iran und dessen Griff nach der Macht am Golf und über die
arabische Halbinsel gibt es, außer bei der alawitischen Minderheit,
die in Damaskus bisher an der Macht ist und Unterstützung aus Iran
erfährt, keine Sympathie.

Kann der Krieg sich ausweiten? Assad hat genug damit zu tun, sich
selbst zu retten. Seine Unterstützer, Iran und Russland, werden bis
zum letzten Syrer kämpfen lassen, aber nicht aktiv eingreifen. Israel
wird weiterhin auf Prävention aus der Defensive setzen, Washington
abwarten. Doch, wie Clausewitz bemerkte, im Krieg ist die
Überraschung zu allen Zeiten ein wichtiger Faktor.



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

462377

weitere Artikel:
  • Westfalenpost: Ohne Plan Kommentar zur Lage in Syrien von Joachim Karpa Hagen (ots) - Israelische Kampfjets fliegen Angriffe auf Ziele in Syrien, syrische Rebellen setzen nach Ermittlungen der Vereinten Nationen Giftgas ein, der Iran versorgt die libanesische Hisbollah mit Raketen - und die internationale Gemeinschaft schaut der Eskalation im Nahen Osten hilflos zu. Die Zeit drängt, eine schlüssige Friedenslösung für Syrien zu finden. Allein die geographische Nähe, zwischen Jerusalem und Damaskus liegen gerade einmal 220 Kilometer, erlaubt nach der israelischen Aktion keine endlosen Debatten mehr über mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Fußball / Bundesliga / München / Steuern / Kriminalität Osnabrück (ots) - Absturz nur gebremst Respekt für sein sportliches Lebenswerk hat Uli Hoeneß verdient, auch für sein soziales Engagement. Seine Börsenzockerei aber hat nicht nur dem eigenen Ansehen und dem seiner Familie geschadet, sein riskantes Renditespiel ist dem Image des gesamten FC Bayern abträglich. Der Name des Präsidenten wird künftig in Verbindung gebracht werden mit Falschspielerei. Steuergerechtigkeit predigen und Steuerverfehlungen begehen - Hoeneß gewinnt mit seinem Club vielleicht die Champions League, an Glaubwürdigkeit mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Ungarn / Religion / Judentum Osnabrück (ots) - Am richtigen Ort Das Pathos der rechtsextremen ungarischen Partei Jobbik grenzt ans Lächerliche. Sie suhlt sich in dem Wahn, Juden seien die treibende Kraft hinter Morden an Regimekritikern während der kommunistischen Herrschaft gewesen. Die Partei pflegt einen selbstmitleidigen Opfermythos, der sie mit Antisemiten auf der ganzen Welt verbindet. Die Juden zögen in der Weltpolitik die Fäden, steckten hinter Leid und Unrecht überall, raunt es auch in Deutschland aus der braunen Ecke. Also sei es - man müsse sich mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Afghanistan / Konflikte / Bundeswehr Osnabrück (ots) - Sieg der Taliban Afghanistan hat sich für die NATO zu einem Albtraum entwickelt, vor dem das mächtigste Militärbündnis nicht flüchten kann. Selbst wenn der Westen Ende 2014 alle Kampftruppen vom Hindukusch abgezogen hat, wird der Schmerz der Niederlage noch lange andauern. Da mögen westliche Regierungen Fortschritte in Afghanistan bejubeln, dieses Wunschdenken ist jedoch abstrus. Die Taliban sind nach mehr als einem Jahrzehnt Krieg wahrscheinlich stärker als je zuvor. Denn sie stehen kurz davor, den USA mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Prozesse / Terrorismus / NSU Osnabrück (ots) - Keine Geschichtsstunde Es kam, wie es kommen musste: Befangenheitsanträge gegen das Gericht prägten den ersten Tag des NSU-Prozesses. Die Öffentlichkeit bekam damit schon einmal einen Vorgeschmack darauf, wie zäh und schwierig das Verfahren gegen die mutmaßliche Mittäterin Beate Zschäpe und ihre Unterstützer werden wird. Aber immerhin: Der Prozess hat endlich begonnen. Damit besteht die Chance, das Bild des deutschen Rechtsstaates wieder ein wenig aufzuhellen. Nach den beschämenden Versäumnissen bei der mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht