(Registrieren)

Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Der Auftakt im NSU-Prozess Hohe Erwartungen HUBERTUS GÄRTNER

Geschrieben am 06-05-2013

Bielefeld (ots) - Als der Tag endlich gekommen war, an dem der
mutmaßlichen Neonazi-Terroristin Beate Zschäpe und vier weiteren
Beschuldigten der Prozess gemacht werden konnte, richteten sich die
Kameras zuerst auf die Hauptangeklagte. Danach gab es
Befangenheitsanträge, Beratungen und eine Vertagung. Eigentlich ist
so etwas Alltag in deutschen Gerichten. Das rechtsstaatliche
Verfahren ist dadurch nicht gefährdet. Doch dieses ist trotzdem ein
besonderer Prozess. Zehn Morde konnten Rechtsterroristen in
Deutschland begehen - jahrelang blieben sie wegen Ermittlungspannen
unaufgeklärt. Das Faktum bleibt unfassbar. Es ist daher unerlässlich,
noch einmal an die Hinterbliebenen der Opfer zu erinnern. Was haben
sie nicht alles durchgemacht! Sie haben nicht nur ihre Liebsten durch
grauenhafte, rassistisch motivierte Gewaltverbrechen verloren,
sondern sie wurden anschließend sogar noch verdächtigt, selbst in
mafiöse Strukturen eingebunden zu sein. Das war an Zynismus und
Ungerechtigkeit nicht zu überbieten. Die Unzulänglichkeiten bei der
Vergabe der Presseplätze setzten diese traurige Entwicklung noch
fort. Es wundert nicht, wenn einzelne Hinterbliebene darüber nun den
Glauben an die Gerechtigkeit verloren haben. Es ist mindestens ebenso
verständlich, wenn sie nun vom Gericht die vollständige Aufklärung
fordern. Trotzdem sind diese Erwartungen vielleicht etwas zu hoch.
Sie sind - wenn überhaupt - nur von der Politik und den
parlamentarischen Untersuchungsausschüssen zu erfüllen. Aufgabe eines
Strafprozesses ist es in erster Linie, die Schuld der Täter
festzustellen und eine angemessene Strafe zu finden. Die Interessen
der Opfer und Hinterbliebenen stehen dabei immer etwas zurück. Sie
können aber erwarten, respektvoll und einfühlsam behandelt zu werden.
Das ist in der Vergangenheit leider nicht immer der Fall gewesen.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

462366

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Klimaschutz Bielefeld (ots) - Wer den Euro rettet, die Krisenländer Südeuropas auf den Pfad der Tugend zurückholt, kann schon mal den Überblick verlieren. Denn beim Thema Klimaschutz hat Kanzlerin Angela Merkel einiges nachzuholen. Das hat sie beim Petersberger Dialog aber nicht zugeben wollen. Stattdessen appelliert sie an die Staatengemeinschaft, bis 2015 einen verbindlichen Vertrag zur Treibhausgas-Verminderung abzuschließen. Und welchen Beitrag leistet Deutschland dazu? Europa soll beim Klimaschutz vorangehen, fordert die Kanzlerin. Dabei mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum NSU-Prozess Bielefeld (ots) - Zunächst völlig unaufgeregt hat gestern der erste Verhandlungstag gegen Beate Zschäpe und die Terrorgruppe »Nationalsozialistischer Untergrund« begonnen. Die ausländische Presse hat einen angemessenen Platz gefunden und braune Gegendemonstranten blieben der Welt erspart. Trotz hoher Emotionalität bei Angehörigen und Freunden der Opfer gab es mehr Normalität, als viele zu hoffen wagten. Selbst die Befangenheitsanträge gegen den Vorsitzenden Richter sind zunächst ein nahezu übliches Prozedere. Dennoch könnte hier mehr...

  • Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Russland/Putin Stuttgart (ots) - Genau ein Jahr nach dem Wiedereinzug von Wladimir Putin in den Präsidentenpalast sind die Beziehungen Russlands zum Westen ziemlich abgekühlt. Auch im eigenen Land ist der Präsident nicht mehr heiß geliebt. Zum ersten Mal in der inzwischen dritten Amtsperiode Putins hat sich eine - wenn auch knappe - Mehrheit der Russen gegen eine nochmalige Kandidatur ihres Präsidenten ausgesprochen. Die nächsten Wahlen sind erst im Jahr 2018, trotzdem ist die Konsequenz, mit der schon heute gegen potenzielle Konkurrenten mehr...

  • Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu EU/Saatgutverordnung Stuttgart (ots) - Saatgut ist das neue Wasser: Ähnlich wie bei der Konzessionsrichtlinie, von der deutsche Stadtwerke nichts Gutes erwarten, hat sich auch für den Erhalt alter Pflanzensorten im Internet eine schlagkräftige Gegenbewegung etabliert. In beiden Fällen hat der Protest den Gesetzestext verändert - bei der EU-Saatgutverordnung sogar, bevor er überhaupt vorgestellt wurde. Unabhängig davon, wie man politisch zu den Vorhaben steht, ist das die gute Nachricht. Nicht nur professionelle Lobbyisten können den Brüsseler Gesetzgebungsprozess mehr...

  • Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Ungarn/Antisemitismus Stuttgart (ots) - Ungarn hat ein Problem - ein Problem mit dem Antisemitismus im Land. Das sieht der Jüdische Weltkongress so und hält als deutliche Mahnung seine Tagung in Budapest ab. Einer aber versucht das Problem kleinzureden: Viktor Orbán. Natürlich verurteilt auch er jegliche Art von Antisemitismus, doch außer vielen Phrasen hat der Premier nichts zu bieten. Im Gegenteil: er relativiert das Problem im eigenen Land und versucht die Schuld dem Rest Europas in die Schuhe zu schieben. Kein Wort Orbáns zu den antisemitischen Demonstrationen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht