(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Hochmut als Programm Die CSU fällt in alte Zeiten zurück - auch wegen Horst Seehofer

Geschrieben am 03-05-2013

Cottbus (ots) - Da war doch im vergangenen Dezember mal was?
Genau, Horst Seehofer, CSU-Chef und seit Freitag auch offiziell
Spitzenkandidat für die Landtagswahlen im September, holte damals zu
einer derben Lästerattacke gegen enge Parteifreunde aus.
Schmutzeleien warf er ihnen vor, und krankhaften Ehrgeiz. Das waren
Worte eines Polit-Patriarchen, die belegen, dass Seehofer der Hochmut
ganz und gar nicht fremd ist. So wie seiner Partei insgesamt. Das
eine hängt freilich mit dem anderen eng zusammen. Denn in diesen
Tagen kommt eine offenbar typisch christsoziale Mentalität wieder ans
Tageslicht. Während der Ministerpräsident sich gerne seines Personals
bedient, um sich an ihm abzuarbeiten, bedienen sich seine
Hintersassen am liebsten beim Staat. Denn es sind vor allem
Abgeordnete und Minister der CSU gewesen, die Verwandte für sich
haben arbeiten lassen. Teilweise zu Gehältern, für die jeder andere
Bajuware im Freistaat lange stricken muss. Die aktuelle Affäre und
Seehofers Verbal-Eskapaden ergeben zusammen das Bild einer
selbstgerechten CSU, die auch ihr Denkschema aus früheren Amigozeiten
längst noch nicht überwunden hat. Der Hochmut ist Parteiprogramm.
Dabei war es Seehofer, der vor fünf Jahren mit dem Anspruch
angetreten ist, in seiner nach dem Verlust der absoluten Mehrheit am
Boden liegenden Partei aufzuräumen. Fortschrittlicher sollte die CSU
werden, näher am Menschen sein, damit auch rundherum gefälliger. Die
Verwandtenaffäre ist für den Wahlkampf des Ministerpräsidenten daher
ein herber Rückschlag. Seine Attacken gegen potenzielle Nachfolger
und seine inhaltliche Sprunghaftigkeit haben ihm die Wähler noch
stets verziehen und ihn einfach nur "Crazy Horst" genannt. Seehofer
selbst mag sich jetzt in der Affäre nichts vorzuwerfen haben. Jedoch
ist er der Parteivorsitzende, er hat die Verantwortung für das, was
in seinem Laden passiert. Deswegen wird er den Skandal nicht einfach
abschütteln können. Und dass zahlreiche Abgeordnete der Opposition im
Landtag, wie die am Freitag veröffentlichte Liste zeigt, ebenfalls
munter bei der Verwandten-Versorgung mitgemacht haben, wird ihm nur
bedingt helfen. Denn das zeigt lediglich, wie wohl man sich im seit
Jahrzehnten von der CSU geführten Selbstbedienungsladen fühlen kann.
Nein, in Bayern läuft gehörig etwas schief. Moral und Anstand, die
politische Selbstkontrolle sind wieder einmal außer Kraft gesetzt
gewesen. Die CSU sollte sich daher nicht zu sicher sein. Hochmut
kommt bekanntlich vor dem Fall. Die Partei muss endlich mal lernen,
dass auch Demut Grundlage für den Erfolg ist. Im Miteinander, im
Umgang mit den Bürgern, und auch mit der Opposition. Erst recht mit
der Staatskasse. Fünf Monate bis zur Wahl sind es noch. Wenig Zeit,
sich darin zu üben.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

462028

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Kommentar: Ungarns riskanter Irrweg Düsseldorf (ots) - Der Jüdische Weltkongress setzt ein starkes Zeichen. Die Vollversammlung trifft sich nicht wie üblich in Jerusalem, sondern in Budapest. Sie will den rund 100 000 Juden in Ungarn den Rücken stärken. Sie setzt damit ihr dem Talmud entnommenes Motto ("Jeder Jude ist für den anderen verantwortlich.") in die Tat um. Denn in Ungarn wird Antisemitismus allmählich gesellschaftsfähig. Bereits im Vorfeld der Tagung hat Kongress-Präsident Ronald S. Lauder dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban die Leviten gelesen. mehr...

  • Allg. Zeitung Mainz: Münchner Orkan / Friedrich Roeingh zur bayerischen Spezlwirtschaft Mainz (ots) - Vielleicht liegt sie ja an der Nachbarschaft zum barocken Österreich oder an der relativen Nähe zum Balkan - die Anfälligkeit der Bayern für Spezlwirtschaft und Machtmissbrauch. Tatsächlich aber ist es wohl eine Mischung aus der kraftstrotzenden Selbstgefälligkeit und dem längst nicht überwundenen Selbstverständnis der CSU als Staatspartei. Mag ja sein, dass in der Verwandtenaffäre auch der eine oder andere Oppositionspolitiker Mutter oder Tochter beschäftigt hat. Die CSU-Fraktion aber scheint nahezu systematisch dieses mehr...

  • Allg. Zeitung Mainz: Spirale des Todes / Lars Hennemann zu Waffen in den USA Mainz (ots) - Amerikas Kinder sind einer gefährlichen Bedrohung ausgesetzt. Sie ist 20 Gramm schwer und besteht aus einer Schokoladenhülle, die eine Plastikkapsel umschließt. In dieser Kapsel befindet sich ein kleines Spielzeug. Erkannt? Wir reden vom "Überraschungsei". Weil es so gefährlich ist, ist sein Verkauf in den USA zum Schutz kleiner Kinder bei Strafe verboten. Verkauft werden hingegen dürfen - zu Zehntausenden pro Jahr - orangefarben, himmelblau oder auch mal rosa lackierte Gewehre für Jungen und Mädchen im Vorschulalter. mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Kommentar zu Bestandsdaten - Am Balanceakt gescheitert Ravensburg (ots) - Wer nichts zu verbergen hat, hat nichts zu befürchten: Dieser Gemeinplatz wird gern bemüht, wenn der staatliche Zugriff auf persönliche Daten begründet werden soll. Doch andersrum wird ein Schuh daraus: In einem Rechtsstaat darf grundsätzlich der Bürger entscheiden, inwieweit er sich und seine Daten öffentlich macht. Wer sich als erwachsener Mensch gerne in sozialen Netzwerken entblößt, kann dies tun - solange er nur sich selbst schadet. Erst wenn er andere in Gefahr bringt, ist der Staat gefordert, dies zu verhindern. mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Leitartikel - Die Politik muss sich hinterfragen Ravensburg (ots) - Der Grüne strickt unentwegt. Der Sozialdemokrat kann nicht mit Geld umgehen. Der Liberale ist rührend um das Wohlergehen seines Zahnarztes bemüht. Und der CSU-Politiker ist ein Amigo mit Selbstbedienungsmentalität: Besondere Freude bereiten Vorurteile, wenn sie sich zu bewahrheiten scheinen. So wie dieser Tage in Bayern. Dort haben 79 Abgeordnete seit dem Jahr 2000 Verwandte ersten Grades als Bürohilfen angestellt und teilweise üppigst dafür entlohnt. Dass die meisten von ihnen für die CSU im Maximilianeum oder mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht