(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu den Grünen

Geschrieben am 26-04-2013

Bielefeld (ots) - Neulich noch standen sie Hand in Hand da:
Claudia Roth und Sigmar Gabriel. Fast hätte man in diesem surrealen
Moment meinen können, es passe kein Blatt Papier zwischen SPD und
Grüne. Doch der schöne Schein zwischen den
Lieblingskoalitionspartnern trügt. Eine Mehrheit im Bund ist für
Rot-Grün nirgendwo in Sicht. So machen sich Nervosität und Misstrauen
breit. Was, wenn es nicht reicht? Dann sind Alternativen gefragt.
Dafür jedoch braucht es Anschlussfähigkeit. Genau darum geht es, wenn
die Grünen an diesem Wochenende über ihr Wahlprogramm und speziell
über ihre Steuerpolitik streiten. Treffender gesagt über ihre
Steuererhöhungspolitik. Höherer Spitzensteuersatz, zeitlich
befristete Vermögensabgabe, dauerhafte Vermögensteuer, deutlich
höhere Erbschaftssteuer: Diese Pläne haben es in sich. Nimmt man
hinzu, dass das Ehegattensplitting abgeschmolzen und die
Beitragsbemessungsgrenze in der Krankenversicherung steigen soll, ist
das Wort »Abgabenorgie« weit mehr als die übliche billige Polemik der
politischen Gegner. Prompt kommt die lauteste Kritik derzeit aus den
eigenen Reihen. Die alte Flügelteilung in Fundis und Realos erlebt
eine Renaissance. Doch ist es nicht etwa Spitzenkandidatin 2 Katrin
Göring-Eckardt, die das Korrektiv zu Spitzenkandidat 1 Jürgen Trittin
bildet, sondern Baden-Württembergs populärer Ministerpräsident
Winfried Kretschmann. Es spricht Bände, dass ausgerechnet der einzige
Regierungschef, den die Grünen zu bieten haben, den Grünen ins
Gewissen zu reden versucht, die erst noch in die Regierung kommen
wollen. Doch ficht Kretschmanns Forderung Trittin und Co. kaum an.
Aus gutem Grund: Nach Banken-, Euro- und Elitenkrise haben der
Frontmann und sein Führungskreis den Zeitgeist auf ihrer Seite.
Hinzu kommt: Die Lage der Partei ist buchstäblich komfortabel. Die
Grünen-Spitze kann sich ihre Steuerpläne auch deshalb leisten, weil
sich der Grünen-Wähler im Schnitt mehr leisten kann und auch will.
Ergänzt wird diese gönnerhafte Geste nach der Klimax »gerecht,
selbstgerecht, grün« durch knallhartes Kalkül. Am Ende ist für die
Steuerpolitik einer Regierung noch immer der größere
Koalitionspartner weit stärker in Haftung genommen worden - und das
werden die Grünen in keinem Fall sein, egal wie die Konstellation
nach dem 22. September auch lauten mag. So wird vieles von dem, was
der Parteitag bringt, Theaterdonner auf offener Bühne sein. Inklusive
eines Rollenspiels, das jedem das bietet, was er hören will. Ja, es
stimmt: Die Grünen sind momentan die ziemlich bestorganisierte Partei
der Republik. Sie glänzen sogar noch im Streit. Und wenn Jürgen
Trittin irgendwann nach der Bundestagswahl tatsächlich mit einem
Koalitionspartner vor die Kameras treten sollte, hätte er sicher kein
Problem damit, wenn das Angela Merkel wäre. Ob die Beiden sich dann
an den Händen halten, ist freilich eine andere Frage.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

460800

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Grüner Grundsatzstreit = Von Eva Quadbeck Düsseldorf (ots) - Im parteiinternen Streit um die Steuerpolitik bei den Grünen geht es um mehr als nur die Frage, wie umfänglich man die Wohlhabenden zur Kasse bitten sollte. In der Auseinandersetzung zwischen Spitzenkandidat Trittin und dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Kretschmann zeigt sich auch das alte Muster von Fundis und Realos und die Auseinandersetzung zwischen den Rot-Grünen und den Schwarz-Grünen in der Partei. Auch der Konflikt um die Frage, ob die Grünen auf ewig Junior-Partner der SPD bleiben wollen oder mehr...

  • Rheinische Post: Gewalt gegen Behörden-Mitarbeiter = Von Martin Bewerunge Düsseldorf (ots) - Die Tötung eines Landrats im niedersächsischen Hameln dürfte selbst im 200 Kilometer entfernten Rheinland für einige Betroffenheit sorgen. Wieder hat es einen Verwaltungsangehörigen in Ausübung seines Dienstes getroffen, einen Mann, der einfach seinen Job machte und nur deshalb sterben musste, weil es jemandem nicht passte, wie er seine Pflicht tat. So ist es vor nicht allzu langer Zeit auch der jungen Arbeitsvermittlerin in Neuss ergangen, die ein wütender Erwerbsloser an ihrem Arbeitsplatz brutal ermordete. In mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu EU/Bundesbank/EZB Osnabrück (ots) - Die Angst vor der Macht der Straße Die Deutsche Bundesbank fährt gegen die Europäische Zentralbank schwere Geschütze auf und liefert damit den Euro-Gegnern reichlich Munition. Vor allem geißeln die Bundesbanker die Möglichkeit der EZB, von Pleiteländern in der EU unbegrenzt Staatsanleihen kaufen zu können. Dass diese Rettungsaktion mit Risiken behaftet ist, kann niemand bestreiten. Doch was wäre die Alternative? Dazu sagt die Bundesbank leider nichts. Der Zerfall der Euro-Zone in Nord und Süd dürfte die mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Syrien/Konflikte Osnabrück (ots) - In der Zwickmühle Der endgültige Beweis, dass Syriens Regime im Bürgerkrieg chemische Kampfstoffe einsetzt, steht zwar noch aus. Doch die Hinweise darauf erhärten sich, und das macht die Lage für Barack Obama enorm schwierig. Der US-Präsident steckt in der Zwickmühle. Wie soll er jetzt reagieren? Es gibt mehrere Optionen, bei denen Amerika viel zu verlieren hat - auch weil der Irak-Einsatz der USA von 2003 noch lange Schatten wirft. Damals dienten bekanntlich Geheimdienstberichte über Saddam Husseins Einsatz mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Inland/Kriminalität Osnabrück (ots) - Gefühl der Ohnmacht Dass ein niedersächsischer Landrat am helllichten Tag in seinem Büro erschossen wird, ist unfassbar und erschütternd. Zwangsläufig werden Erinnerungen wach an ähnliche Bluttaten in Gerichten, Schulen, Arbeitsämtern und anderen Behörden, wo ebenfalls Einzeltäter ihrem Frust freien Lauf ließen und schuldlosen Menschen brutal das Leben nahmen. Wie immer in solchen Fällen wird reflexartig die Frage gestellt, ob dieses Verbrechen nicht hätte verhindert werden können, ob die Sicherheitsvorkehrungen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht