Allg. Zeitung Mainz: Bitter / Kommentar zur Pendlerpauschale
Geschrieben am 17-04-2013 |
Mainz (ots) - Ist sie ein Relikt aus einer überholten Zeit oder
nicht? Stellen wir uns für einen Moment eine Welt ohne Pendler vor:
Noch mehr Menschen strömen in die Städte (zurück), wo es heute schon
zunehmend weniger bezahlbaren Wohnraum gibt. Die Entvölkerung
ländlicher Gebiete wird noch sehr viel schneller vonstatten gehen als
es ohnehin schon zu befürchten steht. Denn: Wenn die Menschen nicht
mehr zu für sie bezahlbaren Kosten ihre Arbeitsplätze pendelnderweise
erreichen können, werden sie den Arbeitsplätzen folgen. Mit der -
meist von einschlägig interessierter Seite - propagierten Abkehr vom
Auto wiederum verhält es sich in der Realität meistens bitter, denn
vielerorts ist der Öffentliche Nahverkehr nicht viel mehr als ein
schlechter Witz. Der Befund, dass die Pendlerpauschale in den letzten
beiden Jahrzehnten ein Drittel ihrer realen Kaufkraft eingebüßt hat,
sollte also nicht mit leichter Hand einfach vom Tisch gewischt
werden. Die Pauschale ist zwar seit 2001 nicht mehr an ein bestimmtes
Transportgefährt gekoppelt. Faktisch aber wird es außerhalb der
Städte für Nicht-Autofahrer sehr dünn. Und Besserung ist nicht in
Sicht: Mit der Aartalbahn, der Zellertalbahn und der Hunsrückbahn
finden sich auch in der hiesigen Region gleich mehrere Beispiele
dafür, dass das Warten auf reaktivierte Bahnlinien oft einem Warten
auf den Sankt-Nimmerleinstag gleichkommt. Was also tun? Die Politik
muss entweder sehr viel entschlossener in Richtung ÖPNV denken und
planen als bisher. Oder sie muss aufhören, Pendler schleichend zum
Auslaufmodell zu machen. Es sei denn, sie will den demografischen
Wandel von sich aus noch problematischer machen als er ohnehin schon
ist.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Florian Giezewski
Regionalmanager
Telefon: 06131/485817
desk-zentral@vrm.de
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