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Schwäbische Zeitung: Christian Wulff und die Würde des Amtes - Leitartikel

Geschrieben am 09-04-2013

Ravensburg (ots) - Der Mann beweist am Ende doch noch Mut.
Christian Wulff lässt es drauf ankommen. Er schlägt das Angebot der
Staatsanwaltschaft Hannover aus, das Verfahren gegen eine Geldbuße
einzustellen. Denn eine Einstellung käme keiner vollständigen
Entlastung gleich.

Sein Amt, seine Familie, seine Würde hat er bereits verloren,
jetzt geht es ihm um seine weiße Weste. Es ist leider wahr, dass im
Fall Wulff bisher alle Beteiligten keine gute Figur gemacht haben.
Weder der Ex-Bundespräsident selbst, noch die Justiz, noch die
Medien. Die Medien haben den Fall Wulff hochgespielt, als ob er sich
schwerer Straftaten schuldig gemacht hätte. Die Justiz hat derart
kleinteilige Ermittlungen geführt, dass viele sie als blamabel
einschätzten. Überdies drang so viel an die Öffentlichkeit, dass auch
das Ansehen der Ermittler Schaden nahm.

Am Anfang aber stand Christian Wulff selbst, der die sehr hohen
Anforderungen nicht erfüllte. Erst hat er geschwiegen, dann
geleugnet, dann gedroht. Bei alldem hat er nicht erkannt, dass das
Amt Schaden nimmt mit einem Präsidenten, der im Landtag - vorsichtig
gesagt - bei einer Antwort trickste. Der die Nähe von Wirtschaft und
schillernden Geschäftsleuten vielleicht zu sehr suchte. Seine Anwälte
meinen pathetisch, sie kämpften für die Würde des Bundespräsidenten
a.D.. Doch was ist mit der Würde des Amtes?

Deutschland hat jahrzehntelang Bundespräsidenten gehabt, die
beliebt und geachtet waren. Und über jeden Zweifel erhaben.
Vielleicht gelingt es Wulff am Ende, seine weiße Weste
zurückzugewinnen. Gut möglich, dass der Tatverdacht nicht hinreicht,
überhaupt das Verfahren gegen Wulff zu eröffnen. Doch die Eignung für
das höchste Amt im Staat, die ist und bleibt eine andere Sache. Sich
legal zu verhalten, ist eine Voraussetzung für den obersten Mann im
Staat, aber keine hinreichende Eignung. Auf diesem Posten ist und
bleibt eine Vorbildfunktion gefragt.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de


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