(Registrieren)

Schwäbische Zeitung: Richter üben Richterschelte - Kommentar

Geschrieben am 19-03-2013

Ravensburg (ots) - Justitia soll bekanntlich blind am Werke sein -
also Urteile fällen ohne Ansehen der Person. Die
Bundesverfassungsrichter haben gestern eine andere Art von Blindheit
moniert: Zahlreiche Strafrichter haben demnach nicht recht zur
Kenntnis genommen, was im Verständigungsgesetz aus dem Jahr 2009 drin
steht. Es geht darin um den sogenannten Deal, also eine Absprache
zwischen Richter, Staatsanwalt und Verteidiger zum Zwecke der
Verfahrensverkürzung. Die Faustformel lautet: Geständnis des
Angeklagten = mildere Strafe = kurzer Prozess.

Allerdings: Der Gesetzgeber hat dabei nicht an windige Geschäfte
zwischen Tür und Angel, nicht an informelle Mauscheleien gedacht,
sondern an ein geordnetes Verfahren. Ohne Transparenz, Dokumentation
und umfassende Belehrung des Angeklagten sind die Absprachen
verfassungswidrig, so der klare Befund aus Karlsruhe. Den
Strafrichtern wird außerdem aufgetragen, Sachverhalte genauso
aufzuklären, wie das in einem normalen Verfahren ohne Absprache
geboten ist.

Das Urteil ist eine klare Richterschelte. Ganz offensichtlich sind
auch die Damen und Herren in den schwarzen Roben nicht vor
Schlendrian gefeit, wenn sie ihre Urteile sprechen. Den Anklägern,
also den Staatsanwälten, kommt künftig eine wichtige Kontrollfunktion
zu. Gut so.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

453582

weitere Artikel:
  • Schwäbische Zeitung: NPD-Verbot kein Wahlkampfthema - Kommentar Ravensburg (ots) - Kaum stand fest, dass die Bundesregierung sich dem Verbotsverfahren der Länder gegen die NPD nicht anschließen wird, da schimpfte die SPD: Es sei unverantwortlich, dass nicht alle im Kampf gegen Rechts an einem Strang ziehen. Diese Unterstellung ist ungerecht. Auch FDP-Chef Philipp Rösler will mit Sicherheit die NPD bekämpfen. Selbst Innenminister Friedrich und Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger sind über jeden Zweifel erhaben, alles gegen Nazis unternehmen zu wollen. Der Unterschied ist nur: Sie mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zu Zypern Stuttgart (ots) - "Zyperns Regierung hat sich geweigert, den Anteil der kleinen Sparer am Rettungspaket deutlich zu verringern, weil sie ausländische Geldhaie weiter füttern und das Geschäftsmodell eines Schwarzgeldparadieses um jeden Preis erhalten will. Was kümmert sie die kleinen Sparer? Deshalb ist es keine Euro-Perspektive, die zyprischen Sparer zu verschonen und stattdessen deutsche Steuerzahler zur Kasse zu bitten. Zypern hat es selbst in der Hand, den Eigenbeitrag von 5,8 Milliarden Euro sozial gerecht einzutreiben. Aber dazu mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Warum die EU handeln muss - Diskussion um Zwangsabgabe in Zypern Cottbus (ots) - Die Milliardenhilfen für zahlungsunfähige Mitgliedstaaten in der Währungsunion gibt es von Europartnern und Währungsfonds (IWF) nicht zum Nulltarif. Jedes Land, das Kredite zu Konditionen bekommt, die es auf freien Finanzmärkten nicht erhält, muss im Gegenzug eine ganze Reihe - teils brutaler - Bedingungen erfüllen. Diese Erfahrung haben nach Griechenland, Irland, Portugal und Spanien nun die Bürger von Zypern gemacht. Und nicht nur sie. Auch jene ausländischen Anleger und Unternehmer, die ihr Geld und/oder ihre mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Feilschen um die Wahrheit - Zum Karlsruher Urteil über Deals in Strafverfahren Cottbus (ots) - Hinter der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts steckt eine zunächst einfach klingende, aber dann doch sehr gravierende Frage: Inwieweit darf vor deutschen Gerichten um die Wahrheit gefeilscht werden? Dass dies möglich ist, steht außer Zweifel. Dafür hat der Gesetzgeber 2009 die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen. Doch Richter und Staatsanwälte gehen zu leichtfertig, sogar gesetzeswidrig bei solchen Deals vor. Das ist die klare Ansage aus Karlsruhe an die Justiz. Richter und Staatsanwälte kungeln mit Verteidigern mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar zum Papst: Der Zauber des Anfangs Düsseldorf (ots) - Diesem Anfang wohnt wirklich ein Zauber inne. Mit jedem Tag mehr, an dem der neue Papst sein Hirtenamt ausfüllt, schwinden Zweifel, das alles könnte bloß eine besonders listig-arrogante Form zelebrierter Bescheidenheit sein. Aber, man verzeihe die abgegriffene Formel: Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Franziskus' Pontifikat sollte nicht mit Erwartungen überfrachtet werden. Hoffen wird man dürfen. Die Erfahrung lehrt, dass die Begeisterung rasch erlahmt, wenn die Weltkirche in ihren alten Trott verfällt, wenn mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht