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Westdeutsche Zeitung: Nach einem guten ersten Jahr ist für Gauck die Schonzeit vorbei - Warten auf die aufrüttelnden Worte Ein Kommentar von Martin Vogler

Geschrieben am 15-03-2013

Düsseldorf (ots) - Dieser Präsident hat dem Land gut getan. In
seinem ersten Jahr. Eine klare Mehrheit der Bevölkerung schätzt
Joachim Gauck, bei öffentlichen Auftritten schafft er den schweren
Spagat zwischen Würde und sympathischer Unverkrampftheit. Und vor
allem bietet er kaum Angriffspunkte. Letzteres ist wichtig nach dem
Spektakel um seinen Vorgänger Christian Wulff, der sich durch
Ungeschicklichkeiten selbst schadete, aber auch in einer unfairen
Kampagne demontiert wurde. Somit war die Hauptaufgabe des neuen
Präsidenten klar: das Amt des ersten Mannes im Staate aus den -
negativen - Schlagzeilen bringen und ihm wieder die angemessene
Souveränität verleihen. Dieses Ziel hat Gauck erreicht.

Sein persönliches Glück dabei ist das Unglück seines Vorgängers
Wulff. Mit Richard von Weizsäcker, Roman Herzog oder Johannes Rau als
direkten Vorgängern wäre die Öffentlichkeit kritischer mit ihm
umgegangen. Aber so verzieh man ihm manchen zu pastoralen Auftritt,
die Überstrapazierung des Freiheits-Begriffes oder für einen
Präsidenten vorschnelle Urteile zum politischen Tagesgeschäft.
Teilweise Anfängerfehler halt, wie er einräumt. Doch die Schonzeit
ist nach einem Jahr vorbei. Gauck muss weiterhin lernen, seine Worte
gründlich abzuwägen.

Was jetzt auch kommen muss, sind Fingerzeige, die über die
Tagespolitik hinausgehen und in den Köpfen der Menschen etwas
verändern. Richard von Weizsäcker etwa gelang das am 8. Mai 1985, als
er am Jahrestag des Kriegsendes vom "Tag der Befreiung" sprach. In
Deutschland irritierte er viele damit, setzte aber ein Umdenken in
Gang. Und im Ausland trug seine Rede viel dazu bei, dass sich das
Bild Deutschlands zum Positiven änderte. Ob Gauck Vergleichbares
gelingen wird, ist ungewiss. Für die spätere Einordnung seiner
Leistung wird das aber entscheidend sein.

Gesellschaftspolitisch hingegen hat der Präsident - wohl eher
unabsichtlich - klar Wirkung erzielt. Dank seiner Partnerin Daniela
Schadt, mit der er nicht verheiratet ist, sehen die Menschen das
Zusammenleben ohne Trauschein sehr unverkrampft. Die Lebensgefährtin
beeindruckt durch Klarheit und Offenheit gegenüber Gesprächspartnern.
Wobei auch sie davon profitiert, ein Gegenentwurf zu ihrer
glamourösen Vorgängerin zu sein.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
www.wz-newsline.de


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