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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Peer Steinbrück

Geschrieben am 01-03-2013

Bielefeld (ots) - Mit Peer Steinbrück ist es so wie bei
Lebensmittelskandalen. Es hört wohl nie auf. Dabei sind die verbalen
Entgleisungen des SPD-Kanzlerkandidaten mindestens genauso
überflüssig wie falsche Bio-Eier, Pferdefleisch in der Lasagne oder
verseuchtes Tierfutter. Gewiss: Die Skandale um unser Essen stellen
ein viel größeres Problem dar als Peer Steinbrücks Wortakrobatik.
Dennoch bereitet sein Verhalten der Partei Sorgen. Über die jüngsten
Clown-Vergleiche ihres Spitzenmannes kann in der SPD niemand mehr so
richtig lachen. Man fragt sich sogar: Will er überhaupt noch Kanzler
werden? Mit seinen hohen Nebenverdiensten und der Kritik an zu
geringen Kanzlerbezügen fing alles an. Da dachte man noch: Es läuft
unglücklich für Merkels Herausforderer. Doch spätestens nach der
Beleidigung zweier italienischer Politiker ist klar, dass Peer
Steinbrücks vermeintliche Ausrutscher gar keine Ausrutscher sind. Da
macht es keinen Unterschied, ob seine eigenwillige Wortwahl nun
witzig gemeint war oder nicht. Man fragt sich dennoch: Entweder der
Kandidat will nicht anders oder er kann nicht anders. Beides ist wohl
richtig. Im Gegensatz zu vielen anderen Politikern redet Peer
Steinbrück Klartext. Manche loben ihn für seinen Mut. Aber ist es
wirklich mutig, zwei Politiker aus dem Nachbarland als Clowns zu
bezeichnen? Hat Peer Steinbrück nicht andere rhetorische Fähigkeiten,
ein zweifelsohne diskussionswürdiges Wahlergebnis und einen in der
Tat fragwürdigen Politiker wie Silvio Berlusconi zu kritisieren? Man
muss nicht päpstlicher sein als der Papst. Humor gehört zum
politischen Geschäft. Aber dennoch: Wer Bundeskanzler werden will,
darf sich nicht über ein Land lustig machen, das in einer schweren
Regierungskrise steckt. Staatspräsident Giorgio Napolitano hat recht,
wenn er sagt: »Jeder kann denken, was er will, aber man muss
ausgewogen sein bei der eigenen Wortwahl.« Deutschland ist in Europa
ein Musterschüler. Wir sind dem Ausland in vielen Bereichen um Längen
voraus. Wenn dann ein Steinbrück aus lauter Überheblichkeit
Spitzenpolitiker mit Clowns vergleicht, wird aus Beinfreiheit ein
Fußtritt. Peer Steinbrück ist auch deshalb schwach, weil er
Alleinkämpfer ist. Ihm fehlt die Rückendeckung. Die Sozialdemokraten
fremdeln mit ihrem Kandidaten. Steinbrück und die SPD, das passt eben
nicht. Hier der kühl wirkende Finanzfachmann, der ohne Rücksicht
drauflospoltert. Dort die harmoniesüchtige SPD, die sich eigentlich
einen Kandidaten zum Kuscheln wünscht und über Mindestlohn, soziale
Gerechtigkeit und Homo-Ehe sprechen will. Dumm nur, dass
Bundeskanzlerin Angela Merkel diese Themen gerade im Schnellverfahren
abräumt und somit ihre Partei fit für die Grünen macht. Man kann
Merkels Tempo kritisieren. Aber wenigstens weiß Angela Merkel, wie
sie die Bundestagswahl gewinnen kann. Im Gegensatz zu Peer
Steinbrück.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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