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Schwäbische Zeitung: Kommentar zu Merkels Türkei-Besuch: Erdogan ist Merkels Problem

Geschrieben am 24-02-2013

Leutkirch (ots) - Natürlich wird Bundeskanzlerin Angela Merkel
sich bei ihrem Besuch in der Türkei nicht als Bittstellerin fühlen.
Doch wie schon bei der letzten Visite des türkischen
Ministerpräsidenten Recep Erdogan in Deutschland wird sie das
gewachsene Selbstbewusstsein der Türken zu spüren bekommen. Erdogan
wird seinen Katalog an Forderungen präsentieren, die ganz konkret in
deutsche Innenpolitik einzugreifen versuchen: Er will keine deutschen
Sprachtests für Türken, er moniert, dass Türken sich mit 23 Jahren
für die eine oder die andere Staatsbürgerschaft entscheiden müssen.
Es wirkt fast, als kompensiere der dünnhäutige und polternde
Staatsmann vom Bosporus all die Jahre, in denen die Deutschen
meinten, sie könnten den Türken erklären, wo es langgeht.

Aber die Türkei ist nicht mehr der Juniorpartner. Das Land
prosperiert, es wird mehr und mehr im Nahen Osten zum wichtigsten
Spieler. Die Türkei weiß, wohin sie will. Und viele Türken sehen die
Mitgliedschaft in der Europäischen Union wirklich nicht als oberstes
Ziel. Das möchte Erdogan, der in die Geschichtsbücher einzugehen
gedenkt wie Staatsgründer Kemal Atatürk. Und dafür käme Erdogan die
EU-Mitgliedschaft gerade recht. Vielleicht gehört Istanbul in die EU,
Ostanatolien aber nicht.

Merkel wird ahnen, dass sie am Montag mit einem Partner auf
Augenhöhe verhandelt, einem Nato-Mitglied, das mit Umsicht auch
westliche Interessen in der Region vertritt. Merkel wird offen auf
diesen Partner zugehen müssen, die Großmannssucht eines Erdogan aber,
der vor Kraft kaum gehen kann, sollte sie ignorieren.

Der Hinweis des früheren baden-württembergischen
Ministerpräsidenten Günther Oettinger, irgendwann werde man die
Türken anflehen, doch zur EU zu stoßen, greift zu kurz. Denn die
Türkei braucht uns, so wie wir die Türkei brauchen. Da sind
Mitgliedschaften zweitrangig, es zählt das Wohl Deutschlands und der
Türkei. Und an dem wird von beiden Seiten gearbeitet, auch ohne eine
derzeit realistische Aussicht auf eine Mitgliedschaft in der EU.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de


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