(Registrieren)

Leistungsschutzrecht verfassungswidrig: Entwurf verletzt Grundrechte von Internetnutzern, Unternehmern und Journalisten

Geschrieben am 22-02-2013

Köln (ots) - Ein neues Rechtsgutachten entlarvt das geplante
Leistungsschutzrecht als verfassungswidrig: Internetnutzer und
-unternehmer werden in ihrem Recht auf Informationsfreiheit
eingeschränkt, bei den Unternehmern wird zudem die Berufsfreiheit
beeinträchtigt. Zudem enteignet das Leistungsschutzrecht
Journalisten: Sie behalten zwar das Urheberrecht an ihren Texten,
können dieses jedoch nicht mehr frei nutzen, da die Presseverlage
vergleichbare Rechte an denselben Texten erhalten. Dies ergab ein
Rechtsgutachten von Prof. Dr. Alexander Blankenagel und Prof. Dr.
Wolfgang Spoerr von der Humboldt Universität Berlin im Auftrag von
eco - Verband der deutschen Internetwirtschaft e. V. und Google.

Leistungsschutzrecht und Pressefreiheit sind unvereinbar: Erkennt
man an, dass das Internet sich zum wichtigen Informationsmedium
entwickelt hat, so stehen die Informationsvermittler und -nutzer in
diesem Medium unter dem Schutz der Pressefreiheit. Dass das
Leistungsschutzrecht in diese Rechte eingreift, ist offenkundig.
Wegen der vielen unklaren Begriffe im Gesetzesentwurf ist aber völlig
unklar, wie gravierend die Folgen sind - damit verstößt der Entwurf
gegen das rechtsstaatliche Gebot, dass Eingriffe in die Bürgerrechte
genau formuliert werden müssen. Diese Einschränkung der
Informationsfreiheit ist zudem verfassungswidrig, da die Ziele des
Gesetzes mit bereits bestehenden Regelungen ohne Grundrechtseingriffe
erreicht werden können.

Neben diesen Eingriffen in die Pressefreiheit schränkt das
geplante Leistungsschutzrecht die wirtschaftliche Betätigungsfreiheit
von Internet-Unternehmern ein: Sämtliche Anbieter von
Online-Portalen, die Suchmaschinentechnik oder Kommentarmöglichkeiten
einbinden, können Ziel finanzieller Forderungen in unbekannter Höhe
werden. Dieses Risiko können sie nur vermeiden, indem sie diese
völlig üblichen Funktionen abschalten - ein großer
Wettbewerbsnachteil gegenüber vergleichbaren Diensten aus dem
Ausland.

Die überraschendste Erkenntnis: Zu den Leidtragenden eines
Leistungsschutzrechts gehören ganz maßgeblich Journalisten. Sie
behalten zwar das Urheberrecht an ihren Texten, können dieses jedoch
nicht nutzen, da der Verlag nach Veröffentlichung fast identische
Rechte am selben Text besitzt. Zwar ist für Journalisten eine
Entschädigung vorgesehen. Eine solche Kompensation ändert jedoch
nichts daran, dass die intellektuelle Enteignung verfassungswidrig
ist. Zudem wird die Entschädigung voraussichtlich deutlich unter dem
Marktwert des Produktes liegen.

Oliver Süme, eco-Vorstand für Politik, Recht und Regulierung,
betrachtet das Gesetzesvorhaben daher als politisch gescheitert: "Die
verfassungsrechtlichen Kollateralschäden dieses Vorhabens sind
unglaublich - damit haben sich die Ausschüsse des Bundestags aber
überhaupt nicht beschäftigt. All diese Fragen müssten erst einmal
gelöst werden, bevor man auch nur daran denken kann, im Bundestag
abzustimmen. Und gebraucht würde ein solches Gesetz dann immer noch
nicht."

eco (www.eco.de) ist seit über 15 Jahren der Verband der
Internetwirtschaft in Deutschland und vertritt deren Interessen
gegenüber der Politik und in internationalen Gremien. Mit rund 600
Mitgliedsunternehmen gestalten wir das Internet: Wir entwickeln
Märkte, fördern Technologien und formen Rahmenbedingungen. In unserem
Kompetenz-Netzwerk befassen wir uns mit Infrastrukturfragen,
rechtlich-regulativen Aufgabenstellungen, innovativen Anwendungen und
der Nutzung von Inhalten.



Pressekontakt:
eco Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V.
Lichtstr. 43h, 50825 Köln
Web: www.eco.de

Katrin Mallener, Tel.: 0221/70 00 48 260, katrin.mallener@eco.de
Petra Greitschus, Tel. 0221/70 00 48 261, petra.greitschus@eco.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

448416

weitere Artikel:
  • Minilohn und Maxistress - Amazon ist überall / Ingrid Hofmann und Sahra Wagenknecht zu Gast bei "2+Leif" am 25. Februar 2013, 23 Uhr im SWR Fernsehen Mainz (ots) - Ein üppiger Blumenstrauß, ein Umschlag mit Geld, ein Foto für die Betriebszeitung, der Dank des Chefs für 35 Dienstjahre. Immer dieselbe Firma, immer derselbe Standort. Was lange als üblich galt, wird immer mehr zur Ausnahme, zu einem Bild aus grauer Vorzeit. Die Arbeitswelt ändert sich gravierend. Ein Dokumentarfilm des Hessischen Rundfunks über den düsteren Alltag von Leiharbeitern beim Online-Händler Amazon hat jetzt den Blick der Öffentlichkeit auf zunehmende Missstände und Veränderungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt mehr...

  • ZDF-Politbarometer Februar 2013 / SPD und Grüne legen zu / Viel Verständnis für Streiks im Öffentlichen Dienst - Mehrheit für Sitzenbleiben (BILD) Mainz (ots) - Politbarometer-Projektion: Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, käme die CDU/CSU auf 40 Prozent und würde damit erneut einen Punkt abgeben. Die SPD könnte zulegen auf 30 Prozent (plus 1), ebenso die Grünen auf 14 Prozent (plus 1), die FDP bliebe konstant bei 4 Prozent und die Linke unverändert bei 6 Prozent. Die sonstigen Parteien erreichten zusammen 6 Prozent, darunter die Piraten mit 2 Prozent (minus 1). Neben einer großen Koalition hätte damit nur eine Koalition aus CDU/CSU und Grünen oder aus SPD, Grünen mehr...

  • Greenpeace-Experten setzen radioaktive Messungen in Fukushima fort: Langzeitstrahlenbelastung im Fokus / Thomas Breuer und Heinz Smital für Anfragen vor Ort erreichbar Fukushima City (ots) - Greenpeace-Experten setzen radioaktive Messungen in Fukushima fort: Langzeitstrahlenbelastung im Fokus Thomas Breuer und Heinz Smital für Anfragen vor Ort erreichbar Presseinformation Sehr geehrte Damen und Herren, Atomexperten von Greenpeace Deutschland sind zwei Jahre nach Beginn der Nuklearkatastrophe in Fukushima für Messungen der Langzeitstrahlenbelastung nach Japan gereist. Sie werden vor Ort in Fukushima City und in der Evakuierungszone rund um den Ort Iitate die Radioaktivität in den bewohnten mehr...

  • Singhammer (CSU) zu Fleischskandal: "Wir müssen die Strafen erhöhen" / Höhn (Grüne): Hohe Strafen allein reichen nicht Bonn (ots) - Bonn/Berlin, 22. Februar 2013 - Der Stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Union Johannes Singhammer hat im PHOENIX-Interview härtere Strafen für Betrüger in der Lebensmittelbranche gefordert: "Wir müssen die Strafen erhöhen. Es muss so gefährlich sein, dass sich ein Straftäter davor hütet, das noch einmal zu tun. Und es muss für die Unternehmen, die sich daran beteiligen oder im Hintergrund stehen, so risikoreich sein, dass sie wissen müssen, dass alle Gewinne, die sie damit machen, ihnen wieder weggenommen werden." mehr...

  • Rupprecht/Weinberg: Nie war Deutschland mehr Bildungsrepublik als heute Berlin (ots) - Der Deutsche Bundestag berät am heutigen Freitag den Bildungsbericht 2012. Hierzu erklären der bildungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Albert Rupprecht, und der zuständige Berichterstatter Marcus Weinberg: Albert Rupprecht: "Unsere konsequente Prioritätensetzung für Bildung und Forschung trägt Früchte. Wir haben im Bund die Mittel für Bildung und Forschung fast verdoppelt. Die Folgen: Nie zuvor gab es mehr Studienplätze, nie zuvor mehr Professoren und Personal an den Hochschulen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht