(Registrieren)

BERLINER MORGENPOST: Polemisch und peinlich Kommentar von Gilbert Schomaker über die Klage von Bayern und Hessen gegen den Länderfinanzausgleich

Geschrieben am 05-02-2013

Berlin (ots) - Nun machen sie also Ernst: Die Landesregierungen
von Bayern und Hessen werden das Bundesverfassungsgericht anrufen und
gegen den Länderfinanzausgleich vorgehen. Der Zeitpunkt für eine
Klage sei nun gekommen, da man auf dem Verhandlungswege keine
Einigung herbeiführen könne, hieß es nach der gemeinsamen Sitzung der
beiden Landesregierungen in Wiesbaden. Doch was aus dem Süden der
Republik verlautet, ist polemisch und peinlich.

Polemisch - und so leicht durchschaubar - deswegen, weil in beiden
Bundesländern in diesem Jahr Wahlen stattfinden. Bayern profitiert -
so wie Hessen - von der starken Wirtschaftskraft der ansässigen
Unternehmen und ihren hohen Steuerzahlungen. Aufgrund von Teilungs-
und Wiedervereinigungslasten kann Berlin, das größte Nehmerland des
Finanzausgleichs, in diesem Punkt nicht mithalten. Mehr noch: Der
Berliner Senat hat in den vergangenen Jahren gut gewirtschaftet.

Die Verfassungsklage ist aber auch peinlich für die beiden
Landesregierungen. Der Länderfinanzausgleich ist nicht irgendein
Vertrag, aus dem man sich herausklagen kann. Das Grundgesetz schreibt
einen Ausgleich fest, um ähnliche Lebensumstände in ganz Deutschland
zu erreichen. Es ist ein Solidarprinzip: Die Starken helfen den
Schwachen. Da wirkt es provinziell, wenn nicht mehr eine
gesamtdeutsche Verantwortung im Mittelpunkt steht, sondern eine
gesamtbayerische oder gesamthessische. 2019 muss der
Länderfinanzausgleich ohnehin neu geregelt werden, weil dann der
Solidarpakt für den Aufbau Ost ausläuft.

Es ist unsouverän, wenn Politiker, deren Job Verhandlungen sind,
nun die Verantwortung auf das höchste deutsche Gericht abschieben.
Auffällig ist, dass sich das grün-rot regierte Baden-Württemberg, das
ebenfalls ein Geberland ist, der Klage nicht anschließt. Dort hat man
nämlich die Befürchtung, dass die Richter am Ende möglicherweise auch
die Finanzkraft der Kommunen in den Länderfinanzausgleich mit
einberechnen. Dann müssten Bayern, Baden-Württemberg und Hessen noch
mehr in den Umverteilungstopf zahlen. Die Klage vor dem
Bundesverfassungsgericht würde dann für die reichen Bundesländer zum
Rohrkrepierer. Wie peinlich.



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

445315

weitere Artikel:
  • Badische Neueste Nachrichten: In der Schieflage Karlsruhe (ots) - Es haben schon Bundesländer oder Fraktionen wegen geringerer Dinge in Karlsruhe geklagt als nun Hessen und Bayern. Dass deren Klage von den Profiteuren des Finanzausgleichs, aber auch von Landesfinanzminister Nils Schmid (SPD) als Wahlkampfgetöse abgetan wird, darf getrost in den Bereich der politischen Folklore verwiesen werden. Vertraten doch jene, die nun die beiden so heftig schelten, in vergangenen Jahrzehnten ihre Interessen ebenfalls mit Klagen in Karlsruhe - immer wieder ging es auch um den Länderfinanzausgleich, mehr...

  • Badische Neueste Nachrichten: Knirschen im Gebälk Karlsruhe (ots) - Zwischen der Türkei und Deutschland knirscht's mal wieder vernehmlich im Gebälk. Aktuell geht es um den Vorwurf aus Ankara, Deutschland lasse türkische Extremisten unbehelligt auf bundesdeutschem Boden herumlaufen sowie um die deutsche Sorge, die Türkei sei möglicherweise drauf und dran, den mutmaßlichen Totschläger vom Alexanderplatz durch eine Blitz-Einbürgerung der Berliner Justiz zu entziehen. Innenminister Friedrich wird deshalb bei seinem Besuch in der Türkei in diesen Tagen allerhand Kritik zu hören bekommen. mehr...

  • Weser-Kurier: Zu den rot-grünen Koalitionsverhandlungen in Hannover schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 6. Februar 2013: Bremen (ots) - Nach den leichten Aufwärmübungen in den ersten Runden, steigern die rot-grünen Verhandlungspartner in Niedersachsen jetzt den Schwierigkeitsgrad. Bislang sind aus den Verhandlungsräumen des Landessportbundes keine Bänderdehnungen, Zerrungen oder sonstigen Ausfälle überliefert. Noch nicht einmal größere Anstrengungen. Die Studiengebühren sollen weg, mehr Krippenplätze sollen her, der Verfassungsschutz gehört reformiert und die Verbraucher besser geschützt. Diese Aufgaben haben die rot-grünen Verhandlungspartner leicht mehr...

  • Rheinische Post: US-Präsident Barack Obama könnte im Juni nach Berlin kommen Düsseldorf (ots) - In der Bundesregierung und unter US-amerikanischen Diplomaten in Berlin wird ein Besuch von US-Präsident Barack Obama im Juni diesen Jahres in der deutschen Hauptstadt für möglich gehalten. Anlass des ersten offiziellen Besuchs des US-Präsidenten könnte der 50. Jahrestag der berühmten Rede des früheren US-Präsidenten John F. Kennedy vor dem Schöneberger Rathaus am 26. Juni 1963 sein, berichtet die in Düsseldorf erscheinende "Rheinische Post" (Mittwochausgabe) unter Berufung auf Regierungskreise und US-amerikanische mehr...

  • Rheinische Post: Stuttgart 21: Unions-Chefhaushälter droht mit Klage des Bundes Düsseldorf (ots) - Der Chefhaushälter der Unionsfraktion im Bundestag, Norbert Barthle, hat im Streit über das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 mit einer Klage des Bundes gegen das Land Baden-Württemberg und die Stadt Stuttgart gedroht. "Es geht letztlich um die Verteilung der Mehrkosten. Wenn das Land und die Stadt die Mehrkosten nicht mittragen wollen, sollte sich der Bund überlegen, ob er die Vertragstreue der Projektpartner einklagt", sagte Barthle der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Mittwochsausgabe). "Es geht nicht, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht