(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Bundestagswahlkampf

Geschrieben am 21-01-2013

Bielefeld (ots) - »Wir haben die Wahl gewonnen!« Ein bisschen
dürfte man sich im Lager der CDU heute an den legendären Stoiber-Satz
vom Bundestagswahlabend 2002 erinnern, an dem es später dann ein
böses Erwachen gab. Auch David McAllister glaubte am Sonntag lange,
das Amt des Ministerpräsidenten verteidigt zu haben. Entsprechend
groß ist nun der Katzenjammer in der Union. Wieder ist eine
schwarz-gelbe Landesregierung gescheitert, wieder wurde ein
CDU-Hoffnungsträger abgewählt. Zwar hat McAllister sicher nicht das
Schicksal eines Stefan Mappus zu fürchten, doch aus der erhofften
Vorlage für die Bundestagswahl ist der größte anzunehmende Unfall
geworden. Im Lager von Rot-Grün muss niemanden jucken, dass die Sache
äußerst knapp war. Schon ziehen SPD und Grüne eine gerade Linie von
Hannover nach Berlin. Ihre neue Zuversicht mag etwas zu dick
aufgetragen sein, doch der Glaube ist es bekanntlich, der Berge
versetzen kann. Blasser schimmern auf einmal die Popularitätswerte
der Kanzlerin. David McAllister, in Niedersachen ähnlich beliebt wie
Angela Merkel in der ganzen Republik, haben sie jedenfalls nichts
genutzt. Für die Union muss das ein Warnzeichen sein. Nur zu gern
verlässt man sich nämlich darauf, dass die Deutschen niemanden
anderes als Merkel im Kanzleramt sehen wollen. Gewählt werden aber
Parteien, nicht Personen. Auch machtpolitisch werden die Karten neu
gemischt. In Sachen Euro-Krise ist die Kanzlerin kaum zu packen.
Deshalb wird Rot-Grün die Gestaltungsmehrheit im Bundesrat nutzen, um
auf dem Feld der Innenpolitik Unterschiede zu Union und FDP
herauszuarbeiten und den Keil in die schwarz-gelbe Koalition zu
treiben. Das Betreuungsgeld ist dafür gewiss nur ein, wenn auch das
herausragende Beispiel. Das Ergebnis von Hannover legt einen scharfen
Lagerwahlkampf nahe. Wahrscheinlich wird die Auseinandersetzung auch
so geführt werden. Das kann für die politische Debatte in Deutschland
nur gut sein. Gleichwohl sollten wir Wähler aufpassen, dass uns nicht
Gegensätze aufgetischt werden, die sich am Wahlabend womöglich
schnell in Luft auflösen. Schließlich ist im Bund ein
Vier-Parteien-Parlament weit weniger wahrscheinlich, allein schon
wegen der Stärke der Linkspartei in den ostdeutschen Ländern. Und
auf eine Leihstimmenkampagne für die FDP wird die Union nicht nur
wegen der schlechten Erfahrungen in Niedersachsen verzichten. Sie
macht wenig Sinn: Im Bund kämpft die CDU/CSU zuerst für sich, um so
stark zu werden, dass niemand gegen sie regieren kann. Sollte das am
Ende erneut zur Großen Koalition führen, hätte Angela Merkel sicher
kein Problem damit. Der Bundestagswahlkampf hat am Sonntag eine neue
Dynamik erhalten. Jetzt kommt Dampf rein! Und mehr Wähler dürften
wissen, was auch vorher schon galt: Das Rennen ist noch völlig offen.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

442367

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Personalchaos in der FDP Bielefeld (ots) - Die FDP ist und bleibt Deutschlands merkwürdigste Partei. Dem sensationellen 9,9-Prozent-Triumph in Hannover folgten am frühen Morgen erst ein Rücktrittsangebot des Vorsitzenden, dann ein Kneifen des möglicherweise neuen Chefs - und plötzlich sitzen beide fröhlich-strahlend und voller Zuversicht bei der Pressekonferenz und radeln sinnbildlich auf einem Tandem gemeinsam in Richtung Bundestagswahl nach Berlin. Abends (Wahl-)Tango, morgens Tandem: Bei der FDP ist es ein bisschen wie früher bei Klimbim. Es geht drunter mehr...

  • Neue OZ: Machtpolitischer Schachzug Osnabrück (ots) - Da hätte sich die FDP über ihren 9,9-Prozent-Erfolg freuen und die Wunden pflegen können, die Rainer Brüderle, Dirk Niebel und Co. ihrem Chef Philipp Rösler und der Partei in den Tagen zuvor zugefügt hatten. Aber mitnichten, die Liberalen setzen ihre Personaldebatte nahtlos fort. Nur ist Rösler dieses Mal nicht der Getriebene. Er nutzt die Gunst des Augenblicks nach dem Wahlerfolg und zwingt seinen Widersacher Brüderle zu einer Entscheidung, die jede Personaldiskussion auf dem außerordentlichen Parteitag überflüssig mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Merkel sucht ihr Wahlkampf-Thema Lehren aus Niedersachsen THOMAS SEIM Bielefeld (ots) - Bei der Union, sagt Bundeskanzlerin Merkel, waren alle "ein Stück weit traurig". Das kann man nach der nun wirklich knappen Niederlage des schwarz-gelben Bündnisses in Niedersachsen natürlich verstehen. Für die Ansage eines rigorosen Lagerwahlkampfes im September im Bund ist das allerdings ein bisschen dürftig. Da trifft CSU-Chef Seehofer schon eher den Ton, wenn er Leihstimmen innerhalb des sogenannten bürgerlichen Lagers "verlorene Stimmen" nennt. Seehofers Diktum ist natürlich auf die Zweitstimmen-Kampagne der mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Landtagswahl / Niedersachsen / Linke Osnabrück (ots) - Trübe Aussichten Schwere Stunden für die Linken: Sie hatten auf Rückenwind aus Niedersachsen gehofft. Doch stattdessen sind sie aus dem Landtag gefegt worden. Schlechter hätte das Wahljahr 2013 für sie nicht beginnen können. Auch die Aufstellung ihres Spitzenteams für die Bundestagswahl steht unter keinem guten Stern. Erneut gab es Streit um Personalien. Und so treten nicht zwei Spitzenkandidaten an, sondern acht. Deutlicher kann eine Partei ihre Uneinigkeit nicht dokumentieren. Die Aussichten sind damit trüb. mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Röslers liberales Meisterstück Der Machtkampf in der FDP Cottbus (ots) - Parteichef werden ist nicht schwer. Es zu bleiben dagegen sehr. Parteivorsitzende müssen hart und brutal sein. Bei der FDP erst recht. Am Montag hat der junge Vorsitzende Philipp Rösler seinen ersten großen Härtetest bestanden. Er hat mit Fraktionschef Rainer Brüderle offen um die Macht gerungen, hoch gepokert und gewonnen. Er hat gewusst, dass Brüderle zwar eitel ist, aber nicht gern verantwortlich für diesen schwierigen Laden. Deshalb konnte er Brüderle sein Parteiamt anbieten, frei nach dem Motto: Ordne dich ein mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht