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NRZ: Kurzsichtige Antiterror-Strategie - ein Kommentar von JAN JESSEN

Geschrieben am 17-01-2013

Essen (ots) - Wenn es eines Beweises bedurft hätte, wie vital und
bedrohlich der islamistische Terror in Nordafrika ist, haben ihn die
Fundamentalisten in Algerien auf blutige Weise geliefert. Das Drama
auf dem Erdgasfeld bei In Amenas gibt dem militärischen Eingreifen
Frankreichs im benachbarten Mali eine zusätzliche Legitimation.
Selbstverständlich verfolgen die Franzosen in ihrer ehemaligen
Kolonie wirtschaftliche Ziele; um Rohstoffe wie Uran auszubeuten,
braucht es ein einigermaßen stabiles politisches Umfeld. Aber der
Krieg, den Paris gegen die diversen militanten Gruppen begonnen hat,
die sich im Norden Malis breit gemacht haben, dient eben auch und vor
allem der Sicherheit Europas. Es wäre fahrlässig, El Kaida und
ähnlichen Gruppierungen so nahe am Mittelmeer einen sicheren
Rückzugsraum zu gewähren; es wäre grausam, die einheimische
Bevölkerung dem Regime der Islamisten auszuliefern. Der deutsche
Beitrag ist angesichts der akuten Gefahrensituation bestürzend
bescheiden. Aber: Die Entwicklung in Nordafrika zeigt einmal mehr,
wie fatal es ist, allein auf die militärische Karte zu setzen und für
die Zeit nach Militäreinsätzen keinen Plan zu haben. Der Terror in
Nordafrika, aber auch im Nahen und Mittleren Osten, wuchert nicht
trotz, sondern auch wegen des militärischen Engagements des Westens
in diesen Regionen. Durch den Sturz des libyschen Machthabers Gaddafi
ist die Sahelzone mit Waffen überschwemmt und destabilisiert worden.
In den Wüsten des Irak unterhält El Kaida Trainingscamps; immer
wieder führt die Terrororganisation im Zweistromland verheerende
Anschläge durch. In Syrien hat sich der Aufstand gegen Assad zu einem
Religionskrieg entwickelt. Auch, weil fundamentalische Rebellen mit
Waffen aus dem Ausland ausgestattet wurden. In Kriegseinsätze
investiert der Westen Milliarden, wenn nicht Billionen. Für den
Aufbau rechtsstaatlicher und demokratischer Strukturen, für
Investitionen in Bildung und Infrastruktur, kurzum: in das, was
Frieden dauerhaft sichert, bleiben allenfalls Kleckerbeträge übrig.
Ein fundamentalistisches Land wie Saudi-Arabien, aus dem Millionen
zur Unterstützung sunnitischer Terrorbanden fließen, wird als Partner
gehätschelt und hochgerüstet. Bleibt der Westen bei dieser
kurzsichtigen und heuchlerischen Strategie, wird der Kampf gegen den
Terror niemals enden.



Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion

Telefon: 0201/8042616


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