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WAZ: Bischöfe stehen jetzt unter Druck - Kommentar von Walter Bau

Geschrieben am 09-01-2013

Essen (ots) - Auf der einen Seite die mehrheitlich konservativen
katholischen Bischöfe, von denen viele hinter jeder Ecke erst einmal
Heimtücke und bösen Willen wittern. Und auf der anderen Seite der
ehrgeizige und zur Selbstdarstellung neigende Kriminologe Christian
Pfeiffer, der sich nicht gern reinreden lässt. Die Kombination zweier
derart unterschiedlicher Partner konnte auf Dauer nicht gutgehen. Es
ist ein Scheitern mit Ansage. Dass das Projekt zur Erforschung
sexuellen Missbrauchs durch Geistliche fürs Erste geplatzt ist,
bedeutet für die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals einen herben
Rückschlag. Dass die Beteiligten bei der Schuldfrage nun mit dem
Finger auf den jeweils anderen zeigen, ist klar. Richtig ist aber:
Schuldlos am Scheitern ist keine Seite. So ist einigen Bischöfen wohl
erst im Verlauf der Zusammenarbeit mit Pfeiffer klargeworden, wie
sich die von ihnen selbst versprochene Transparenz auswirken würde.
Da müssten dann unweigerlich Taten, Vorgänge und Namen auf den Tisch
kommen - eine Offenheit, die vor allem manchen süddeutschen Diözesen
ein Dorn im Auge war. Die Bereitschaft, das heikle und brisante Thema
Missbrauch ohne Vorbehalte aufzuarbeiten, ist nicht in allen
Bistümern gleich stark ausgeprägt. Gleichzeitig weist einiges darauf
hin, dass der Wissenschaftler Pfeiffer die Situation in der Deutschen
Bischofskonferenz falsch einschätzte. Statt behutsam und mit einer
gewissen Bereitschaft zum Kompromiss an die Sache heranzugehen,
verprellte er die Bischöfe mit barschem Auftreten und wenig
einfühlsamer Tonlage. Vor allem die Bischofskonferenz steht nun unter
Druck. Pfeiffers Vorwurf der Zensur und Aktenvernichtung steht im
Raum und droht alles zu überdecken, was die Katholische Kirche bisher
als Reaktion auf den Missbrauchsskandal unternommen hat (was nicht
wenig ist). Dieser Vorwurf muss ausgeräumt werden. Vor allem muss die
Bischofskonferenz schnell mit einem neuen Partner die Aufarbeitung zu
Ende bringen. Sonst droht der Kirche ein neuer, herber
Vertrauensverlust.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de


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