(Registrieren)

Mittelbayerische Zeitung: Stolperstart ins Wahljahr Ein glückliches Händchen scheinen derzeit allein die Union und die Grünen zu haben.Leitartikel von Maria Gruber

Geschrieben am 09-01-2013

Regensburg (ots) - Schlimmer geht's nicht mehr. Das hat man sich
bei der FDP schon des Öfteren gedacht - um dann stets vom Gegenteil
überzeugt zu werden. So wie gestern, als die Liberalen einen
Umfrageschock sondersgleichen erlitten. Die FDP genießt laut Forsa
bundesweit gerade einmal die Gunst von zwei Prozent der Wähler. Der
Bayerntrend ist mit drei Prozent nicht sehr viel erfreulicher. Was
macht sie bloß falsch, die Dauerkrisen-FDP? Tatsache ist: Ihr
Vorsitzender Philipp Rösler steht seit langem in der Kritik und so
beschäftigt sich die Partei mehr mit sich selbst als mit den
brennenden Themen dieser Zeit. Von Geschlossenheit kann die FDP nur
träumen. Und nun kommt auch noch Scheinheiligkeit dazu: Dirk Niebel
war es, der dieser Unzufriedenheit mit der Parteiführung beim
Dreikönigstreffen Ausdruck verlieh und mit Rösler abrechnete. Dafür
wird er nun wiederum von führenden Liberalen abgestraft - und das,
obwohl sich viele in der Partei den Abgang Röslers herbeisehnen und
längst für die Zeit danach planen. Anbrechen wird diese Ära, wenn die
FDP bei der niedersächsischen Landtagswahl am 20. Januar unter fünf
Prozent rutscht. Ein Nachfolger steht schon bereit: Der heimliche
Vorsitzende Rainer Brüderle. Ohne eine Überarbeitung der inhaltlichen
Agenda der FDP wird aber auch der es nicht schaffen, die FDP auf
Dauer über die Fünf-Prozent-Hürde zu hieven. Auch die SPD hat ein
Glaubwürdigkeitsproblem, wenn auch aus anderen Gründen: Nicht nur,
dass die Kür des Spitzenkandidaten aus der SPD-Troika in die Hose
ging. Der Kanzlerkandidat sollte möglichst spät, erst nach der
Landtagswahl in Niedersachsen, ausgerufen werden. Dann aber hatte die
Partei einen handfesten Führungsstreit am Hals - es musste eine
Entscheidung her. Seither läuft bei Peer Steinbrück kaum etwas nach
Plan. Debatten über Vortragsgehälter, die Höhe des Kanzlergehalts und
über seine angebliche Lobbyarbeit für Thyssen-Krupp ramponieren die
Glaubwürdigkeit des SPD-Kanzlerkandidaten - laut Forsa-Umfrage ist
Steinbrücks Abstand zu Angela Merkel (CDU) bei einer Direktwahl auf
36 Punkte gewachsen (58 zu 22 Prozent). Zudem ziehen die Turbulenzen
rund um Steinbrück die Sozialdemokratie ins Umfragetief. So liegt die
SPD im Bund nur noch bei 25 Prozent - der niedrigste Wert seit April
2012. Von den hausgemachten Problemen von FDP und SPD profitiert die
Union: Sie steht mit 42 Prozent auf einem Rekordhoch - die
Schwesterpartei CSU kann mit 47 Prozent gar wieder von der absoluten
Mehrheit in Bayern träumen. Hat die CDU erst einmal den Verlust ihres
Wunschkoalitionspartners FDP verarbeitet, kann sie sich schon einmal
überlegen, mit welcher Partei sie nach der Bundestagswahl koalieren
möchte. Vielleicht mit der SPD in einer großen Koalition? Rein
rechnerisch wäre das die sicherste Variante. Und stehen die
Sozialdemokraten erst einmal vor der Frage, ob sie sich mit der Union
in Regierungsverantwortung begeben oder lieber in die Opposition
gehen, werden sie sich der Anziehungskraft der Macht kaum entziehen
können. Die SPD aber ist nicht die einzige Partei, die in Frage
kommt. Die Grünen scheinen derzeit ein ähnlich glückliches Händchen
wie die Union zu haben. Sie legen in den Umfragen zu und bewegen sich
fernab jeglicher Führungsdebatte. Im Gegenteil: Mit der Urwahl ihrer
Spitzenkandidaten haben sie nicht nur die Basis eingebunden, sondern
auch in Bezug auf ein künftiges Regierungsbündnis mit der Union einen
geschickten Schachzug vorgenommen. Neben Jürgen Trittin führt Katrin
Göring-Eckart die Grünen in die Bundestagswahl - und die ist nicht
nur grün, sondern auch christlich und konservativ.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

440291

weitere Artikel:
  • Westfalenpost: Kommentar zum Scheitern der Missbrauchs-Studie Hagen (ots) - Auf den ersten Blick bestätigt der Streit zwischen der Bischofskonferenz und dem Kriminologen Christian Pfeiffer alle Vorurteile, die man gegenüber der katholischen Kirche landläufig pflegt. Die Schlagwörter lauten: Zensur und Kontrolle. Das wirft jedenfalls der medienbekannte Kriminologe den Bischöfen vor. Die wiederum sprechen von einem zerrütteten Vertrauensverhältnis.

    Tatsächlich war es eine Sensation, als der Verband der Diözesen Deutschlands im Juli 2011 mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen mehr...

  • Westfalenpost: Kommentar zur NRW-Finanzpolitik Hagen (ots) - Die halbherzige "Operation Rotstift" weist auf das Grundübel der NRW-Finanzpolitik: Ganze 152 Millionen Euro strukturelle Einsparungen hat der Minister beim Durchforsten des 60-Milliarden-Etats erzielt. Ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Sanierung des maroden Haushalts verlangt mehr als das zaghafte Kappen von Kleinstposten. Der einzige Weg aus der Schuldenfalle führt über die Senkung der Personalkosten. Je später, desto teurer.

    Bis 2017 will Kassenwart Walter-Borjans strukturell eine Milliarde Euro im Haushalt mehr...

  • Südwest Presse: Kommentar zum Missbrauchsskandal Ulm (ots) - Das Signal ist verheerend: Die katholische Kirche kommt bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals nicht richtig voran. Gestern hat sie die Zusammenarbeit mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen aufgelöst. Was zum Zerwürfnis geführt hat, sei dahingestellt. Vorwürfe treffen auf Vorwürfe. Schlimm ist das Ergebnis. Es bestärkt jene, die noch nie so recht an den Aufklärungswillen der Kirche glauben wollten. Und es enttäuscht die Missbrauchsopfer, die um eine ernsthafte Auseinandersetzung der Kirchenspitze mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Ende der Missbrauchsuntersuchung Es gibt viel zu klären BERNHARD HÄNEL Bielefeld (ots) - Es war schon erstaunlich, dass sich die katholischen Bischöfe entschlossen hatten, die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in ihrer Kirche in die Hände des Kriminologen Christian Pfeiffer zu legen. Der Institutschef ist nicht nur renommiert, sondern auch bekannt für sein Selbstbewusstsein. Angst vor Mächtigen ist ihm fremd - auch vor Eminenzen und Exzellenzen. Pfeiffer ist nur an den Dingen interessiert, die es zu klären gilt. Diplomatie und Etikette wären dabei nur im Wege. Obwohl sich Auftraggeber und -nehmer vertraglich mehr...

  • Westfalen-Blatt: Bundestagspräsident Lammert findet Diskussion um Politikergehälter übertrieben Bielefeld (ots) - Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert hat davor gewarnt, in der Diskussion um Politikergehälter die falschen Akzente zu setzen. "Ich finde die Debatte zwar zulässig, aber reichlich übertrieben. Es gibt in diesem Land Dutzende von Fragen, die mit Abstand wichtiger sind als die Gehälter von Politikern und Sparkassenvorständen", sagte Lammert im Interview mit dem Bielefelder "Westfalen-Blatt" (Donnerstag-Ausgabe). Statt einseitig nach der Angemessenheit von Politikergehältern zu fragen, müsse die grundsätzliche mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht