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R+V-Studie: Bald 27 Millionen Deutsche mit Pflegefall in der Familie / "Tickende Zeitbombe Pflege"

Geschrieben am 04-12-2012

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Materialien zur Studie
http://ots.de/By4nr
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Berlin (ots) -

- Pflege als Armutsfalle: Sorgen groß, Vorsorge gering
- Frauen doppelt betroffen: als Pflegende und Pflegebedürftige
- Die "typische Pflegende": 61, verheiratet, zwei Kinder, pflegt
länger als drei Jahre, nicht berufstätig
- R+V Versicherung startet Initiative "Weil Zukunft Pflege braucht"

27 Millionen Menschen in Deutschland: So viele werden
voraussichtlich in spätestens zehn Jahren einen Pflegefall in der
Familie haben. Bereits heute sind es zehn Millionen, weitere 17
Millionen rechnen in den nächsten fünf bis zehn Jahren damit. Zu
diesem Ergebnis kommt die Studie "Weil Zukunft Pflege braucht" der
R+V Versicherung auf Basis einer repräsentativen bundesweiten Umfrage
des Instituts für Demoskopie Allensbach. Hinter diesen Zahlen
verbergen sich aktuell gut 2,4 Millionen Pflegebedürftige in
Deutschland - in den nächsten 20 Jahren steigt diese Zahl nach
offiziellen Schätzungen auf 3,4 Millionen.

"Das Thema Pflege ist eine tickende Zeitbombe und hat eine genauso
große Sprengkraft wie das viel diskutierte Thema Altersarmut", so
Tillmann Lukosch, Vorstandsmitglied der R+V Krankenversicherung AG.
"Unsere Gesellschaft rast im Eiltempo in die Pflegefalle. Als
genossenschaftlicher Versicherer wollen wir die Bürger auf dieses
Thema mit Informationen und Angeboten aufmerksam machen. Deshalb
starten wir mit unserer R+V-Studie die Initiative 'Weil Zukunft
Pflege braucht'", so Lukosch weiter. Prof. Dr. Renate Köcher,
Schirmherrin der R+V-Initiative und Geschäftsführerin des Instituts
für Demoskopie Allensbach, ergänzt: "Durch die demografische
Entwicklung wird Pflege zu einer immer größeren Herausforderung für
das soziale Sicherungssystem, für die Familien und alle, die sich um
eine tragfähige Infrastruktur für die Sicherung einer kompetenten und
zugleich menschlichen Pflege bemühen."

Pflegerisiko und Altersarmut treffen vor allem Frauen - Vorsorge
bisher gering

"Gerade Frauen sind von Altersarmut und vom Pflegerisiko am
stärksten betroffen", weiß Tillmann Lukosch. Bereits seit 2009 macht
die R+V Versicherung daher mit der Informationskampagne "Freiraum
fürs Leben" Frauen fit für das Thema Zukunftsvorsorge. "Vor allem das
Thema Pflege trifft Frauen gleich doppelt: als Pflegende und als
Pflegebedürftige", so Lukosch weiter. So sind es überwiegend Frauen,
die die Pflege von Angehörigen übernehmen. Und auch unter den
Pflegebedürftigen sind aktuell doppelt so viele Frauen wie Männer.
Aufgrund ihrer durchschnittlich fünf Jahre längeren Lebenserwartung
haben Frauen im Vergleich zu Männern ein viel höheres Risiko, im
Alter zum Pflegefall zu werden.

Auch das zeigt die R+V-Studie: Das Thema Pflegeabsicherung ist in
der Bevölkerung noch nicht richtig angekommen. Zudem verwechseln
viele Bürger die gesetzliche Pflegeversiche-rung mit der freiwilligen
privaten Zusatzversicherung. 23 Prozent der Befragten sind überzeugt,
dass sie bereits eine private Zusatzversicherung abgeschlossen haben.
In den meisten Fällen dürfte es sich dabei jedoch um die gesetzliche
Pflegeversicherung handeln, denn nach Angaben des Verbandes der
privaten Krankenversicherung haben erst rund zwei Prozent der
Bundesbürger tatsächlich eine private Pflegezusatzversicherung
abgeschlossen. "Hier ist dringend Aufklärung nötig", so Lukosch.

Karriere-Risiko Pflege: Frauen stecken im Beruf zurück

Pflege findet vor allem in der Familie statt: 62 Prozent der
Deutschen, die pflegebedürftige Angehörige haben, kümmern sich selbst
um die Betreuung. Prof. Köcher: "Was insbesondere die Frauen auf
diesem Gebiet leisten, ist beeindruckend." Eine "typische Pflegende",
so die R+V-Studie, ist 61 Jahre alt, verheiratet, hat zwei erwachsene
Kinder, pflegt länger als drei Jahre und ist nicht berufstätig.

Eine häufige Folge der Pflege: Frauen stecken im Beruf zurück -
mit entsprechenden Konsequenzen für ihre eigene Altersversorgung.
Aktuell sind nur 42 Prozent der Frauen, die Angehörige pflegen,
überhaupt berufstätig, vorwiegend in Teilzeit. Und von diesen hat die
Mehrheit ihre Arbeitszeit reduziert oder flexibler gestaltet,
zusammen 52 Prozent. Beträgt die Dauer der Pflege 3 Stunden täglich
oder mehr, sind es sogar 69 Prozent, die Kompromisse im Job machen
mussten. Die gute Nachricht: 73 Prozent der berufstätigen Frauen, die
Angehörige pflegen, treffen bei ihrem Arbeitgeber auf Verständnis.
Die schlechte Nachricht: Über die Hälfte der pflegenden Frauen (55
Prozent), die berufstätig sind, findet es dennoch schwer, die Pflege
mit dem Beruf zu vereinbaren.

Pflege kostet Zeit, Kraft und Nerven - und belastet die
Partnerschaft

Für die meisten Frauen ist Pflege so arbeitsintensiv wie ein
Halbtagsjob: 53 Prozent der pflegenden Frauen verbringen täglich 3
Stunden und mehr mit der Pflege. Doch auch bei berufstätigen Frauen
sind es noch 37 Prozent, die diesen Pflegeaufwand jeden Tag
zusätzlich leisten. Und das häufig jahrelang: 40 Prozent der
pflegenden Frauen sind schon zwischen 3 und 10 Jahren mit Pflege
beschäftigt, 9 Prozent sogar länger als 10 Jahre.

Und auch wenn sie Unterstützung bekommen, die meisten
Pflegeaufgaben bleiben an ihnen hängen - das sagt die große Mehrheit
der pflegenden Frauen, ob berufstätig oder nicht. Das bleibt nicht
ohne Folgen: Pflege belastet ihre Partnerschaft, berichten 40 Prozent
der pflegen- den Frauen, die einen festen Partner haben. Die
psychische Belastung wiegt insgesamt deutlich schwerer als die
körperliche. Zwei Drittel der pflegenden Frauen ziehen die Bilanz,
dass die Pflege sie psychisch stark oder sogar sehr stark belastet -
unabhängig von Alter, Zeitaufwand und Pflegestufe des Angehörigen.

Konkrete Wünsche an die Politik

Kein Wunder, dass sich in der Studie 60 Prozent aller Deutschen
eine bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf wünschen - und damit
knapp die Hälfte mehr als noch vor zwei Jahren (41 Prozent). Und die
Bundesbürger sagen auch klar, von wem sie sich dabei Hilfe erwarten:
Vor allem vom Staat (78 Prozent), aber auch von den Unternehmen (55
Prozent).

Pflegende Frauen haben an die Politik ganz konkrete Erwartungen -
vor allem bei der häuslichen Pflege: An erster Stelle steht eine
bessere Unterstützung für Menschen, die Angehörige zu Hause pflegen
(88 Prozent). Dahinter folgen der Wunsch, dass der Staat die Qualität
von Pflegeheimen überprüft (80 Prozent), sowie bessere Möglichkeiten,
Pflege und Beruf zu vereinbaren (74 Prozent). Auf der Wunschliste
stehen auch eine Erhöhung der Pflegesätze (66 Prozent) und mehr
Pflegeheimplätze (47 Prozent). Prof. Köcher: "Die überwältigende
Mehrheit der pflegenden Frauen hofft, dass die Politik Pflegende
künftig besser unterstützt - durch einen Ausbau der Infrastruktur,
vermehrte Qualitätskontrollen in Pflegeheimen, mehr finanzielle
Unterstützung und eine bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf."

Pflege kostet Geld - Sorge ums Vermögen

Die Mehrheit der Frauen, die demnächst mit einem Pflegefall in der
Familie rechnen, will auf Erspartes zurückgreifen: 61 Prozent auf das
des Pflegebedürftigen, 34 Prozent auf das eigene Sparbuch, 25 Prozent
bitten weitere Familienangehörige zur Kasse. Rund ein Drittel (32
Prozent) rechnet damit, dass sie sich wegen der künftigen
Pflegekosten finanziell einschränken müssen. Allerdings: 42 Prozent
dieser Frauen gehen davon aus, dass die gesetzliche
Pflegeversicherung alles abdeckt.

Die Kostenbelastung spüren am deutlichsten diejenigen Frauen, die
bereits pflegen: 84 Prozent dieser Frauen halten es für wichtig, hier
privat vorzusorgen. "Private Vorsorge als Ergänzung der gesetzlichen
Grundversorgung ist unerlässlich", bestätigt R+V-Vorstand Tillmann
Lukosch. Nur: Die Zahlen sprechen bisher eine andere Sprache; hier
ist noch viel Überzeugungsarbeit nötig. Lukosch: "Die Einführung der
neuen staatlich geförderten Zusatzversicherung - der so genannte
'Pflege-Bahr' - ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung."

Grundlage der Studie

Die R+V-Studie "Weil Zukunft Pflege braucht" basiert auf zwei
Umfragen des Instituts für Demoskopie Allensbach im September 2012:
Grundlage für die erste Umfrage bilden 1.558 Interviews mit einem
repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung ab 16 Jahre. Zusätzlich
erfolgte eine Umfrage unter einer repräsentativen Stichprobe von 539
Frauen, die bereits Familienangehörige pflegen oder in den nächsten
Jahren damit rechnen.

Weitere Informationen und einen Download der Studie gibt es unter

www.freiraum-fuers-leben.de und www.weil-zukunft-pflege-braucht.de



Pressekontakt:
R+V Versicherung AG
Konzern-Kommunikation
Raiffeisenplatz 2
65189 Wiesbaden
0611 / 533-4490
Karsten.Eichner@ruv.de


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