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BERLINER MORGENPOST: Wir brauchen Griechenland Torsten Krauel über den Beschluss des Bundestags für ein neues Hilfspaket für Athen

Geschrieben am 30-11-2012

Berlin (ots) - Griechenland ist ein Subventionsfall, ohne Zweifel
- aber keine Investitionsfalle. Griechenland ist das sichtbare
Beispiel dafür, dass die EU ihre Einheit und ihre Werte verteidigt.
Und das jüngste Hilfspaket ist das sichtbare Signal dafür, dass die
EU erstens den Wettkampf mit den Finanzmärkten durchzustehen gewillt
ist. Zweitens ist es das Exempel für den gefährlichsten Krisenherd
Europas, den Balkan. Die Botschaft an beide ist: Wer trickst, hat
keine Chance - wer konstruktiv ist, dem kommt die EU zu Hilfe. Nur
solche finanziellen Opfer, wie sie der Bundestag gestern beschlossen
hat, beweisen die Willensstärke, die Gegner von Abenteuern
abschreckt. Derzeit heißt es, für griechische Bilanztricks sollten
die Deutschen ihr gutes Geld versenken. Dieser Eindruck täuscht. Den
Finanzspekulanten, die in London oder New York jetzt mit Blick nach
Athen auf den Bruch der Euro-Zone wetten, muss jede Hoffnung darauf
genommen werden, dass die EU-Staaten wieder eigene Wege gehen. Heute
setzen Finanzjongleure auf den Austritt Griechenlands aus der
Euro-Zone, dem der Austritt Portugals oder Spaniens folgen könnte. Es
geht ihnen dabei nicht um das Wohlergehen des Euro. Es geht ihnen um
ihr eigenes Wohlergehen. Es wird argumentiert, die Kosten dieser
aussichtslosen Konfrontation seien zu hoch und wider jede Vernunft.
Doch es gibt jenseits der finanziellen Opfer einen psychologischen
und politischen Gewinn, der verspielt werden kann. Man kann große
seriöse Investoren verschrecken, die die EU als den einzigen
relevanten Wirtschaftsraum neben den USA betrachten, in dem Rechts-
und Verwaltungssicherheit herrschen. Es gibt wichtige Akteure, die
darauf bauen, dass die EU den Euro mit allen verfügbaren Mitteln
verteidigt. Zurückweichen vor Opfern - das würfe die Frage auf, wie
weit die EU bei der nächsten Krise zurückweichen würde. Das soll
nichts kosten? Das war vor 1989 falsch und ist es heute. Den billigen
Weg zu einer besseren Welt gibt es nicht. Das gilt besonders auch mit
Blick auf die zweite Komponente, den Balkan. Dort schwelen etliche
Konflikte, die Europa ins Chaos stürzen können. Die Ruhe dort ist
trügerisch. Die Leidenschaften südöstlich von Wien münden nur deshalb
nicht in Kriege, weil alle Staaten dort in die EU wollen. Serbien und
das Kosovo haben sich gerade zum ersten Mal seit dem Jugoslawienkrieg
auf die gemeinsame Verwaltung eines Grenzübergangs geeinigt. Die EU
spielte die entscheidende Rolle. Und ihre Autorität beruht auch
darauf, ob sie die Schuldenkrise beherrscht oder an ihr zerbricht.
Wollen wir die Griechenhilfe, vielleicht sogar einen Schuldenschnitt
bezahlen - oder wollen wir Balkankriege und die Abwehr von
Spekulanten finanzieren, die ein Vielfaches der Griechenhilfe kosten
würden? Griechenland ist keine Gleichung der Art "Es könnte so viel
mehr Kitas in Herford geben, wenn Hellas den Euro-Raum verlässt".
Athen steht für die Chancen einer gemeinsamen Zukunft - und für die
Stärke, ihretwegen Opfer zu bringen.



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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