(Registrieren)

Rheinische Post: Obama ist jetzt als Brückenbauer gefragt Kommentar Von Frank Herrmann, Washington

Geschrieben am 07-11-2012

Düsseldorf (ots) - Barack Obama ist ein historisches Kunststück
gelungen, etwas, was seit Franklin Roosevelt noch kein anderer
amerikanischer Präsident fertigbrachte. Seit der Großen Depression
der dreißiger Jahre ist noch nie ein Amtsinhaber wiedergewählt
worden, wenn die Arbeitslosigkeit die Marke von 7,2 Prozent
überstieg. In diesem November liegt sie noch immer deutlich darüber,
dennoch bleibt Obama für weitere vier Jahre im Oval Office.
Eigentlich ist es ein kleines Wunder. Kein Zweifel, eine Mehrheit der
Wähler hat mit dem Gedanken gespielt, angesichts eines quälend
langsamen Aufschwungs und schwindelerregender Defizite den
Spitzenmann auszuwechseln. Am Ende überwog die Abneigung gegen Mitt
Romney, gegen einen Republikaner, dem seine weit nach rechts
gedriftete Partei wie ein Klotz am Bein hing, obwohl er selber
durchaus ein Praktiker der Mitte sein kann. Und vor allem: Barack
Obamas straff organisierter Wahlkampfapparat hat es verstanden, jene
Koalition zusammenzuhalten, die den Hoffnungsträger des Jahres 2008
überhaupt erst zum Sieg führte. Afroamerikaner und Latinos, Frauen
und Junge, sie alle haben ihn wiedergewählt - teils mit erdrückender,
teils mit komfortabler Mehrheit. Dass Mitt Romney bei Männern mit
weißer Haut klar besser abschnitt, glich Obamas demografisches Plus
am Ende nicht mehr aus. In wichtigen Swing-States wie Virginia,
Colorado und Nevada waren es die Hispanics, die dem Demokraten
schließlich zum Sieg verhalfen. Im hart umkämpften Florida hielten
sie das Rennen zumindest offen. In einem Satz: Die Einwanderer
lateinamerikanischer Herkunft haben das Votum letztlich zu Gunsten
des Amtsinhabers entschieden. Denn Romney, der illegalen Immigranten
in kalter Bürokratensprache die "Selbst-Deportation" empfahl, stieß
sie kollektiv vor den Kopf. Ausgerechnet jene Wählergruppe, die
schneller wächst als jede andere in den Vereinigten Staaten. Wer
Beispiele für politische Desasterstrategien finden will, braucht
nicht weiter zu suchen, dies ist ein klassisches Exempel. Nur: Barack
Obamas Sieg war kein glanzvoller, und Amerika ist genauso gespalten
wie vor dem 6. November. Schon die politische Geografie - das
Abgeordnetenhaus bleibt in der Hand der Konservativen - diktiert
Kompromisse. Gelingen sie nicht, stürzt die Wirtschaft über die
drohende Fiskalklippe in den Abgrund einer neuen Rezession. Der
Brückenbauer Obama, er war noch nie so gefragt wie in der Stunde
seines zweiten großen Triumphs.



Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2621


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

427697

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Nichts Gutes für Europa Kommentar Von Birgit Marschall Düsseldorf (ots) - Liest man die Prognosen der EU-Kommission und des Sachverständigenrats über die Wirtschaftsentwicklung Europas im kommenden Jahr, kann einem angst und bange werden: Außer Deutschland haben alle anderen großen Volkswirtschaften des Euro-Raums auch 2013 mit Stagnation, steigender Arbeitslosigkeit und hohen Defiziten zu kämpfen, die sie nicht in den Griff bekommen. Um es anders als Obama in seiner Reinkarnationsrede zu sagen: Das Beste steht den Europäern nicht bevor. Im Gegenteil, die Schuldenkrise spitzt sich weiter mehr...

  • Westfalenpost: Westfalenpost zur US-Wahl Hagen (ots) - Der Sieg fiel überraschend eindeutig aus. Die Wiederwahl von US-Präsident Barack Obama erfüllt auch die Erwartungshaltung in Deutschland. Bei uns hätte der Amtsinhaber einen Freifahrtschein größtmöglicher Zustimmung erhalten.

    Das Mandat für vier weitere Jahre ist mehr Auftrag als Bestätigung. Die US-Probleme - Staatsverschuldung, ökonomische Schwäche und daraus resultierend die Situation auf dem Arbeitsmarkt - sind groß und auch auf unserer Seite des Atlantiks spürbar. Die Mehrheit der amerikanischen Bevölkerung, mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu USA / Wahlen Osnabrück (ots) - Wähler geben zweite Chance Amerika hat sich ein zweites Mal für Barack Obama entschieden. Ob es abermals die richtige Wahl war, wird sich noch zeigen. Obama wird das Vertrauen rechtfertigen müssen, das die Mehrzahl seiner Landsleute in ihn setzt. Er muss jetzt alle Probleme angehen, die er in seiner vierjährigen Amtszeit nicht gelöst hat: Die USA schieben gewaltige Finanz- und Wirtschaftsprobleme vor sich her, das Haushaltsdefizit beträgt 1,3 Billionen Dollar. Vor allem an der zu senkenden Arbeitslosenquote mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Justiz / Deal / Bundesverfassungsgericht Osnabrück (ots) - Bequem, aber nicht gut Gut für den Angeklagten, gut für den Richter, gut für den Verteidiger und auch gut für den Staat: So schien die 2009 eingeführte gesetzliche Regelung zu Absprachen bei Strafprozessen zu sein. Die Angeklagten wurden mit einem milden Urteil belohnt, die Richter mit einem relativ schnellen Verfahren etwa bei Wirtschafts- und Steuerstrafsachen, und der Staat musste sich nicht auf eine langwierige Beweisaufnahme und damit teure Verhandlung einstellen. Von dem Modell Geständnis gegen milde mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Prozesse / Mord / Lena / Urteile Osnabrück (ots) - Blick nach vorne Es kam nicht überraschend, dass der 19-jährige Angeklagte des Mordes an der kleinen Lena schuldig gesprochen worden ist. Er hatte gestanden, und die Beweise waren eindeutig. Nicht sicher war hingegen vor der Urteilsverkündung, wie das Strafmaß für diese Tat aussehen würde. Dass der junge Mann nun bis auf Weiteres in die geschlossene Psychiatrie muss, ist eine kluge Entscheidung. Zum einen, weil er dadurch für eine sehr lange Zeit keine Gefahr für die Gesellschaft sein kann. Zum anderen, weil mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht