(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Warum der Höhenflug der Piratenpartei zu Ende geht - Frisch und spleenig ist zu wenig Ein Kommentar von Martin Vogler

Geschrieben am 28-10-2012

Düsseldorf (ots) - Das Piratenboot kentert - führende Mitglieder
verlassen das sinkende Schiff. Bei solchen mehr oder minder
geistreichen Wortspielen ist zu erleben, wie rasch eine vermeintlich
originelle Namensgebung zum Bumerang werden kann. So lange die
Piraten, die sich vor allem auf das I rgendwie-Anders-Sein stützen,
frisch und hipp waren, konnten sie mit Formulierungen wie "fertig
machen zum Ändern" punkten. Doch geht es erstmal abwärts - und das
tut es bei den Piraten angesichts sich verflüchtigender Mitglieder,
interner Querelen und sinkender Umfragewerte -, dann taugt der Name
nur noch für Hohn und Spott. So hart sind die politischen Regeln. Das
musste auch die Partei, die noch kürzlich als Überraschungs-Star
gefeiert wurde, bitter lernen.

Dabei war der Höhenflug sogar marketingtechnisch geschickt
gemacht. Wenn etablierte Parteien bei den meisten nur noch Ermüdungs-
und Abwehrreflexe auslösen, kommt eine Gruppierung wie die Piraten
zum idealen Zeitpunkt. Die Gesellschaft ist nämlich offen für viel
Basisdemokratie, frische Ideen und Politiker, die die Chancen
moderner Technik und sozialer Netzwerke wirklich verstehen.
Allerdings haben die Piraten versäumt, ihren netten Aktionen auch
programmatische Substanz folgen zu lassen. Ein Fehler, den übrigens
einst die Grünen nicht begingen. Deshalb ist die einstige Öko-Partei
heute etabliert. Die Piraten werden voraussichtlich diesem Beispiel
nicht folgen können.

Unsere Gesellschaft ist zwar bereit wie nie für spaßige Elemente.
Aber die nutzen sich ab. Die Öffentlichkeit nimmt die Piraten heute
als unreife, zankende Truppe wahr, in der sich führende Mitglieder,
wie etwa Geschäftsführer Johannes Ponader, vorwiegend um ihr
persönliches Wohl zu kümmern scheinen. Doch der Partei fehlt der
Wille oder auch die Kraft, sich von solchen Leuten zu trennen.

Wenn die Piraten in elf Monaten tatsächlich den Sprung in den
Deutschen Bundestag schaffen wollen, dann ist es höchste Zeit, von
spleenig auf konstruktiv umzuschalten. Doch Indizien dafür gibt es
keine. Stattdessen verblüfft die Partei weiterhin mit Absonderlichem.
Der jüngste Antrag, in Niedersachsen Adolf Hitlers "Mein Kampf" zur
Pflichtlektüre in Schulen zu machen, passt in diese Kategorie.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
www.wz-newsline.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

425612

weitere Artikel:
  • Märkische Oderzeitung: kommentiert die Medien-Affäre in der CSU: Frankfurt/Oder (ots) - "Mal sehen, von welchen Telefonaten übereifriger Parteibuch-Karrieristen wir in den nächsten Tagen noch erfahren. Mit Ex-CSU-Sprecher Hans Michael Strepp fing es an, ein weiter Anruf aus dem Dunstkreis dieser Partei wurde am Wochenende bekannt. Immer geht es um die Versuche, Fernseh-Berichte zu beeinflussen. Eher komisch mutet an, wie die Betroffenen - ZDF und Bayerischer Rundfunk - sich zu Helden der Pressefreiheit stilisieren. Dabei ist es völlig alltäglich, dass Parteien, Unternehmen und sonstige Organisationen mehr...

  • Märkische Oderzeitung: Diskussion um einen neuen Schuldenschnitt für Griechenland Frankfurt/Oder (ots) - "Es kommt, wie es kommen musste: Griechenland erhält mehr Zeit, mehr Geld und wohl auch noch eine zusätzliche Entschuldung. Ausgerechnet die bei den Griechen so verhasste Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds hat sich daran gemacht, einen weiteren Schuldenschnitt durchzusetzen. Der diesmal zulasten der Steuerzahler von Geberländern wie Deutschland gehen soll. Die Bundesregierung sträubt sich dagegen. Doch muss sie sich über den Lauf der Dinge nun wirklich nicht mehr...

  • Allg. Zeitung Mainz: Allgemeine Zeitung Mainz zur Piratenpartei Mainz (ots) - Mit den Piraten ist es derzeit wie mit Kindern, denen Eltern beim Erwachsen werden zusehen. Man freut sich einerseits darüber, dass sie so erfrischend neugierig, motiviert und voller Ideen die Welt entdecken und ihren eigenen Weg gehen wollen - der selbstverständlich so gar nichts mit dem uncoolen, etablierten Leben der Eltern zu tun hat. Man hält aber bei manchen Kapriolen die Luft an, versucht, sich nicht einzumischen oder oberlehrerhaft zu sein. Und wenn etwas schief geht, spart man sich den Hinweis, dass man es hat mehr...

  • Allg. Zeitung Mainz: Allgemeine Zeitung Mainz zu Berlusconi Mainz (ots) - Silvio Berlusconis Selbsteinschätzung spricht immer noch für sich: Mit ihm könne sich niemand vergleichen, weder in Europa noch in der Welt. Große Worte. Und doch irrt der ehemalige italienische Regierungschef. Nur im demokratischen Westen Europas war der "Cavaliere" mit seinem autoritären Gehabe, seiner Gleichschaltung von Justiz und Medien und seinem lächerlichen Sex-Geprotze tatsächlich eine Kategorie für sich. Anders sieht das bei einer größeren, gesamtkontinentalen oder gar globalen Perspektive aus: Mit seinem über mehr...

  • NRZ: Schäubles bunte Seifenblasen - ein Kommentar von WINFRIED DOLDERER Essen (ots) - So schlecht kann es den Griechen gar nicht gehen, dass ein deutscher Finanzminister nicht noch in der Lage wäre, schillernde Seifenblasen in die Luft zu pusten. Auch Wolfgang Schäuble hat einen Traum. Es ist derselbe, der schon seinen beiden Vorgängern letztlich zur Fata Morgana zerrann. Doch Schäuble wähnt sich dem Ziel näher denn je. Er will die "schwarze Null", den ausgeglichenen Haushalt, viel früher erreichen als geplant. Geht es nach ihm, werden die Vorgaben der Schuldenbremse, die nur noch ein minimales mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht