(Registrieren)

Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zum Thema Frauenquote

Geschrieben am 21-09-2012

Regensburg (ots) - Signale aus der Länderkammer

Das Thema Frauenquote weist nicht nur für die Berufswelt in eine
interessante Richtung.

Frauen braucht das Land. Mit dem Bundesrat hat gestern zum ersten
Mal ein Verfassungsorgan eine verbindliche Frauenquote in Deutschland
beschlossen. Der Frauenanteil in den Führungsetagen soll zwar nur in
kleinen, homöopathischen Dosen ganz langsam erhöht werden und die
Quote soll lediglich für die Besetzung von Aufsichtsräten gelten,
aber immerhin. Damit wird ein Signal gesetzt. Frauen, die bisher kaum
zehn Prozent der Chefposten in den großen börsennotierten Unternehmen
innehaben, aber rund die Hälfte der Bevölkerung stellen, bekommen
politischen Rückenwind aus der Länderkammer. Interessant war das
gestrige Votum für eine Frauenquote in mehrfacher Hinsicht: Erstens
machten neben den von Rot und Grün regierten Ländern auch das
CDU-geführte Saarland sowie Sachsen-Anhalt ziemlich selbstbewusst und
ungerührt von der schwarz-gelben Skepsis mit. Zweitens zwingt die
Länderkammer Bundesregierung und Bundestag dazu, Farbe zu bekennen.
In Angela Merkels christlich-liberalem Kabinett gibt es allein drei
unterschiedliche Positionen. Von keinerlei Quote, wie es die FDP
will, der freiwilligen "Flexi-Quote" von Frauenministerin Kristina
Schröder bis zu Ursula von der Leyens verbindlichem Frauen-Anteil.
"Röschen schon wieder", stöhnen manche in Unions-Macho-Kreisen auf.
Diese Regierung ist in Sachen Frauen-Quote wie eine
Pralinenverpackung. Man weiß nie, was man bekommt, wenn man sie
auswickelt. Und drittens hat der Bundesrat gestern vorgeführt, dass
es sich ohne die verzweifelt um Profil kämpfenden Freidemokraten ganz
gut regieren lässt, vielleicht sogar besser als mit ihnen. Am Montag
noch hat Angela Merkel - aus Koalitionsräson - auf Schwarz-Gelb
geschworen und eine erneute große Koalition weit von sich gewiesen.
Doch man sollte solche Schwüre nicht allzu ernst nehmen, wie die
groß-koalitionären Annäherungen bei Frauenquote oder Mindestlohn
zeigen. Auch Merkel kann, wenn es ihrer Kanzlerschaft dient, wieder
anders. Und schon gar nicht wird sie sich von der
"Unions-Sozialtante" und Quoten-Vorkämpferin Ursula von der Leyen
ausbooten lassen. Dazu ist Frau Merkel, die es auch ohne Quote an die
CDU-Spitze und ins Kanzleramt geschafft hat, zu clever. Freilich sind
auch von einer Frauenquote, die in absehbarer Zeit ohnehin nicht
Gesetz wird, keine Wunderdinge zu erwarten. Die "gläserne Decke", die
dominierende Männernetzwerke auf den Führungsetagen abschirmt, ist
nur zu durchbrechen, wenn Frauen bessere Bedingungen bekommen,
Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Den "natürlichen"
Nachteil, den Frauen im Beruf durch das Kinderkriegen und die Familie
haben, können sie vor allem dann ausgleichen, wenn das Umfeld
frauenfreundlich gestaltet wird. Dazu gehört allerdings auch, dass
weitsichtige Männer in Führungspositionen engagierte und gut
qualifizierte Frauen fördern und nach oben kommen lassen. Fast
unbemerkt setzt etwa auch CSU-Chef Horst Seehofer zunehmend auf
Frauen-Power in der CSU. Ilse Aigner wird demnächst so etwas wie
seine erste Kronprinzessin in München. Landesgruppenchefin Gerda
Hasselfeldt führt die CSU-Bundestagsliste an. Hinzu kommen weitere
starke Frauen wie Haderthauer, Merk und Co. Die nach hartem Kampf in
der CSU eingeführte Frauen-Quote beginnt, Früchte zu tragen.

Von Reinhard Zweigler, MZ



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

419009

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Ex-Botschafter Primor fordert Welt-Marshall-Plan für die muslimische Welt Düsseldorf (ots) - Der frühere israelische Botschafter Avi Primor hat sich angesichts der weltweiten Proteste der Muslime gegen ein anti-islamisches Video für mehr Hilfe für die muslimischen Staaten ausgesprochen. "Wir brauchen einen Marshall-Plan - wie nach dem Zweiten Weltkrieg - für die Dritte Welt und vor allem für die muslimische Welt. Ein solcher Plan würde zeigen, dass uns die muslimische Welt nicht egal ist. Es wäre ein Zeichen unseres Interesses und unserer Anteilnahme an ihrer teilweise hoffnungslosen Lage", sagte er der mehr...

  • Badische Neueste Nachrichten: Schavan denkt um Karlsruhe (ots) - Das Ganze entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie: Ausgerechnet Annette Schavan, die einst als baden-württembergische Kultusministerin wie eine Löwin dafür gekämpft hat, dass der Bund beim Thema Bildung nichts mehr zu sagen hat, bettelt heute geradezu darum, dass die Länder einen Teil ihrer Kompetenzen wieder an den Bund abgeben. Zumindest bei der Finanzierung der Hochschulen soll das Grundgesetz erneut geändert werden. Eigentlich müsste die Initiative Schavans zum Scheitern verurteilt sein. Starke und selbstbewusste mehr...

  • Rheinische Post: Steuerschätzer erwarten 2012 und 2013 Steuermehreinnahmen in Milliardenhöhe Düsseldorf (ots) - Bund, Länder und Gemeinden können im laufenden Jahr gegenüber der bisherigen Steuerschätzung mit Steuermehreinnahmen von mindestens sechs bis sieben Milliarden Euro rechnen. Zu erwarten sei ein Steueraufkommen von "deutlich mehr als 600 Milliarden Euro", berichtet die in Düsseldorf erscheinende "Rheinische Post" (Samstagsausgabe) unter Berufung auf Kreise der amtlichen Steuerschätzer. Im Mai hatten die Experten für den Gesamtstaat 2012 Steuereinnahmen von 596,5 Milliarden Euro prognostiziert. Auch 2013 sei "ein mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Druck im Kessel Bundesrat beschließt Frauenquote Cottbus (ots) - Der Beschluss der Länderkammer zur Einführung einer festen Frauenquote ist eine Ohrfeige für die Bundesregierung. Sowohl inhaltlich wie auch machtpolitisch. Inhaltlich, weil er den Streit im schwarz-gelben Bundeskabinett über eben jenes Thema noch einmal schonungslos offenlegt. Und machtpolitisch, weil Angela Merkel Teile der Unionstruppen am Freitag demonstrativ von der Fahne gegangen sind. Man muss diesen Umstand nicht gleich als Vorbote einer Großen Koalition im Bund deuten, obwohl die entscheidenden Stimmen von mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Ordnung statt Freiheit Am Sonntag wählt Weißrussland ein neues Parlament Cottbus (ots) - Alexander Lukaschenko, der "letzte Diktator Europas", bittet sein Volk an die Urnen. Doch die Parlamentswahl am Sonntag ist eine reine Scheinveranstaltung. Schon bisher gehörten alle Abgeordneten dem Regierungslager an, und so wird es bleiben. Einfluss hat die Kammer ohnehin nicht, die wie zum Hohn Repräsentantenhaus heißt, aber allein den Willen des Diktators repräsentiert. Das wissen alle in Weißrussland. Zu Protesten raffen sich die meisten Menschen dennoch nicht auf. Sie fragen: "Wenn nicht Lukaschenko, wer dann?" mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht