(Registrieren)

Schwäbische Zeitung: Wir drucken die Karikaturen nicht - Leitartikel

Geschrieben am 19-09-2012

Leutkirch (ots) - Es ist eine Provokation um der Provokation und
der Gewinnmaximierung willen. Ein billiger PR-Gag einer französischen
Satire-Zeitung, die nach Aufmerksamkeit heischt, die sie im normalen
Medienalltag nicht bekommt. Mit intellektuell verbrämten Witzen über
den Propheten Mohammed kann man seine Kassen klingeln lassen. Charlie
Hebdo pflegt diese Verkaufsstrategie seit Jahren. In dieser Woche
waren die Kioske sofort leer gekauft und 75000 Exemplare mussten
nachgedruckt werden.

Schon 2006 hatten die Franzosen dank der umstrittenen dänischen
Mohammed-Zeichnungen ihren Kontostand aufgebessert. 2011 wurden die
Redaktionsräume von Extremisten in Brand gesetzt, nachdem die
Zeitschrift die Scharia aufs Korn genommen hatte. Es scheint Spaß zu
machen, sich zum selbstlosen Kämpfer für das westliche Wertesystem zu
stilisieren, obwohl es nur um den schnöden Mammon geht. Die
Schwäbische Zeitung druckt diese Zeichnungen nicht.

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Das Recht auf freie
Meinungsäußerung steht nicht zur Disposition. Es geht auch nicht um
ein vermeintliches Einknicken gegenüber einem religiös-motivierten
Mob, wenn vor solchen Aktionen gewarnt wird. Es geht um
Verantwortung. Es geht darum, nicht noch mehr Aufruhr in einer
Weltregion zu schüren, die noch vor Kurzem als vermeintlicher Hort
junger Demokratien gefeiert wurde und die aufgrund ihrer
Bevölkerungsstruktur extrem instabil ist. Schon 2006 hat die
Schwäbische Zeitung die schlechten dänischen Zeichnungen nicht
verbreitet. Kriterien dafür waren journalistische und ethische
Grundwerte. Eine Zeitung, die sich der christlichen Kultur
verpflichtet sieht, respektiert andere Religionen, deren Symbole und
deren Bräuche. Vor allem achtet sie den Gottesglauben anderer Lehren.
Wir müssen diese nicht gut finden, doch wir müssen sie respektieren.
Respekt ist viel mehr als eine falsch verstandene Toleranz. Die
Entscheidung 2006 war richtig. Auch 2012 beteiligt sich diese Zeitung
nicht an Provokationen.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

418455

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Öl ins Feuer Kommentar Von Sylvie Stephan Düsseldorf (ots) - Charlie Hebdo" hat wieder zugschlagen. Abermals provoziert das bissige Satireblatt mit Mohammed-Karikaturen. Diesmal kommt die Veröffentlichung just zu dem Zeitpunkt, da das Schmähvideo aus den USA die arabische Welt aufpeitscht. Damit ist die aktuelle Kontroverse um Meinungsfreiheit und Respekt vor Andersgläubigen auf europäischem Boden angelangt. Der Zwiespalt bereitet im Mutterland der Menschenrechte mit seinen Millionen Muslimen besondere Bauchschmerzen. Ja, eine Demokratie wie Frankreich muss Meinungs- und Pressefreiheit mehr...

  • Westdeutsche Zeitung: Strafbarkeit von Steuergeldverschwendung = von Stefan Küper Düsseldorf (ots) - Wer Steuerhinterzieher zu Recht kompromisslos ermittelt und bestraft, der muss endlich auch auf der Ausgabenseite konsequent sein und Steuergeldverschwendung ahnden. Die Argumentation des Bundes der Steuerzahler für einen erweiterten Straftatbestand der Haushaltsuntreue ist einleuchtend. Zwar gibt es schon gesetzliche Regelungen auf diesem Feld, aber diese greifen in vielen Fällen nicht. Ein neues Gesetz könnte hingegen die manchmal offenbar in Verwaltungen anzutreffende Neigung, bei der Kostenkalkulation grob zu mehr...

  • Rheinische Post: Untreue bestrafen Kommentar Von Gerhard Voogt Düsseldorf (ots) - Jedes Jahr legt der Bund der Steuerzahler sein Schwarzbuch der öffentlichen Verschwendung vor. Auch diesmal sind die Fälle, die dort angeprangert werden, zum Teil haarsträubend. Bei Prestigeprojekten laufen regelmäßig die Kosten aus dem Ruder. Private Bauherren, die bei der Fertigstellung ihres Häuschens dreimal so viel Geld berappen mussten wie ursprünglich eingeplant, sind in der Regel Pleite. Wenn der Steuerzahler die Zeche zahlt, ist eine seriöse Kalkulation trotz chronisch leerer Kassen offenbar nicht so wichtig. mehr...

  • Rheinische Post: Kleine Wohltaten fürs Wahljahr Kommentar Von Birgit Marschall Düsseldorf (ots) - Da kommt zum Auftakt des Wahljahrs 2013 ja so einiges an kleinen Wohltaten zusammen: Die Koalition senkt nicht nur den Rentenversicherungsbeitrag, sie plant nicht nur steuerliche Entlastungen im Umfang von immerhin jährlich sechs Milliarden Euro, Stichwort Bekämpfung der kalten Steuerprogression. Nein, sie verbessert für Millionen Erwerbstätige fast überraschend auch noch das Reisekostenrecht: Künftig können Arbeitnehmer und Firmen leichter Reisespesen absetzen und erstattet bekommen. Kosten für den Fiskus: 290 mehr...

  • Westfalenpost: Ein sinnvoller Kompromiss Von Harald Ries Hagen (ots) - Geblitzt werden darf ausschließlich an Unfallschwerpunkten. Damit dort weniger passiert. Eine elektronische Warnung vor Starenkästen, die Autofahrer dazu bewegt, vom Gas zu gehen, dient genau diesem Zweck. Warum sollte man die Blitzwarner also verbieten? Weil es vielleicht gar nicht immer um Unfallschwerpunkte geht, sondern weil die klammen Kommunen abkassieren wollen? Den Verdacht kann man durchaus haben. Es gibt aber noch einen anderen berechtigten Verdacht: dass die Legalisierung der Warngeräte Autofahrer dazu verleitet, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht