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EU-Lärmgrenzwerte für Neufahrzeuge: Porsche schreibt Beschlussvorlage für Europaparlament

Geschrieben am 12-09-2012

Berlin (ots) - Einmal mehr blamiert sich die Politik als
Erfüllungsgehilfe der Autoindus-trie - Porsche Akustik-Chef als
Verfasser des aktuellen 'Kompromissvorschlags' enttarnt - Auch
Bundesregierung kämpft in Brüssel für Porsche und eine Anhebung der
Lärmgrenzwerte - DUH-Bundesgeschäftsführer Resch fordert von
EU-Parlamentspräsident Schulz Aufklärung

Ein so genannter Kompromissvorschlag zur geplanten
Verkehrslärmverordnung der EU-Kommission wurde offenbar in der
Akustikabteilung des Sportwagenbauers Porsche verfasst. Das geht aus
den Dokumenteneigenschaften einer Beschlussvorlage hervor, über die
der Umweltausschuss des EU-Parlaments am kommenden Mittwoch (19.
September) abstimmen will. Als Autor des Papiers, das insbesondere
den höchstmotorisierten Sportwagen aus dem Hause Porsche höhere
Lärmwerte erlauben würde, ist in dem Dokument der Fachgebietsleiter
Akustik der Porsche AG, Hans-Martin Gerhard eingetragen, der offenbar
auf Initiative der Porsche Politik-Abteilung aktiv wurde.

Zuvor hatte Porsche bereits die Bundesregierung veranlasst, die
von der EU-Kommission vorgeschlagene Absenkung der Lärmwerte für
Neufahrzeuge abzulehnen und stattdessen eine ´eigene´ Regelung
vorzuschlagen, die sogar höhere Lärmemissionen für Supersportwagen
erlauben würde.

"Die Dreistigkeit, mit der Porsche sich als Ghostwriter der
Politik betätigt, wird nur noch übertroffen von der Willfährigkeit
der Politik, dem Partikularinteresse des klimafeindlichsten deutschen
Autobauers den Vorrang zu geben vor den Schutzbedürfnissen ihrer
Bürgerinnen und Bürger gegen den allgegenwärtigen Verkehrslärm",
erklärt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.

Das Anfang Juli bei Porsche entstandene Dokument wurde vom
Berichterstatter für das EU-Parlament, Miroslav Ouzký, in das
parlamentarische Verfahren eingebracht. Resch forderte den deutschen
Präsidenten des EU-Parlaments, Martin Schulz (SPD) auf, "Porsches
anmaßende Manipulationsversuche der EU-Parlamentarier zu stoppen und
eine lückenlose Aufklärung des Vorgangs zu veranlassen".

Das aus dem Hause Porsche stammende Parlamentsdokument sieht einen
um 3 Dezibel (dB) höheren Wert für hoch motorisierte Fahrzeuge vor -
begünstigt wird hiervon beispielsweise der Porsche 911 oder Boxster
S. Geringer motorisierten Fahrzeugen erlaubt der Vorschlag eine
Lärmentwicklung, die noch 2 dB über dem des EU-Vorschlags liegt.
Begünstigt wären auch Fahrzeuge anderer deutscher Hersteller wie der
BMW 330i, Audi A4 3.2FSI, VW Golf 3d GT und das Mini Cooper Works
Coupé sowie Porsche Boxster und Cayman. Bei Verwendung spezieller
Reifen gestattet der Vorschlag eine weitere Erhöhung um 1 dB. Auch
schwere Nutzfahrzeuge müssten absehbar nicht leiser werden.

Auch für die normal motorisierten Pkw sieht Ouzkýs so genannter
Kompromissentwurf gegenüber dem EU-Vorschlag eine Verzögerung in der
Absenkung der Lärmgrenzwerte vor. Das vorgeschlagene Verfahren
erschwert zudem erheblich die Einführung einer wichtigen, dritten
Stufe durch komplizierte bürokratische Mechanismen. Erst eine
langfristig zu erstellende Studie soll Aufschluss über die
Notwendigkeit einer weiteren Herabsetzung der Lärmgrenzwerte geben.

"Man kann davon ausgehen, dass die Automobilindustrie nach
bewährtem Muster auch bei der Erstellung dieser Studie versuchen
wird, ihren Einfluss geltend zu machen", sagt Dorothee Saar, Leiterin
des Verkehrsbereiches der DUH. "Dabei fällt schwer zu sagen, was
peinlicher ist - dass die Porsche AG der EU Gesetze nach ihrem Gusto
diktiert, oder, dass zuständige Parlamentarier sich bereit erklären,
diese Vorgaben zu übernehmen - und sich noch nicht einmal die Mühe
machen, ihre Willfährigkeit zu kaschieren. Klar ist nur: Diese Art
der Politik begünstigt Wenige und schadet Vielen."

Verkehrslärm zählt zu den größten Umwelt- und
Gesundheitsbelastungen in Europa, wo er 200 Millionen Menschen
betrifft. Jährlich sind knapp 50.000 Todesfälle als direkte Folge von
Verkehrslärm zu beklagen. Weitere 200.000 Menschen sind von
Herzerkrankungen betroffen. Dass Porsche sich für die Schwächung
geltender Lärmstandards in der EU einsetzt, ist nicht neu. Dr.
Hans-Martin Gerhard, Leiter der Sound Design Abteilung bei Porsche,
machte die Absicht des Sportwagenherstellers 2003 in einem Gespräch
mit der Los Angeles Times unmissverständlich deutlich: Das Format
eines Autos offenbare sich im Geräusch des Auspuffs und der Explosion
des Geräusches der Maschine während der Beschleunigung.



Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer Deutsche Umwelthilfe e. V.,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Mobil: 0171 3649170,
E-Mail: resch@duh.de

Dorothee Saar, Leiterin Verkehr und Luftreinhaltung Deutsche
Umwelthilfe e. V., Hackescher Markt 4, 10178 Berlin,
Mobil: 0151 16225862, E-Mail: saar@duh.de

Daniel Eckold, Pressesprecher Deutsche Umwelthilfe e. V., Hackescher
Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 0302400867-22, Mobil: 0151 55017009,
E-Mail: eckold@duh.de


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