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50 Jahre nach "Stummer Frühling": Pestizideinsatz weiterhin zu hoch, viele Vogelarten gefährdet

Geschrieben am 12-09-2012

Berlin (ots) - Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
(BUND) und der Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) haben vor dem
weiteren Rückgang der Vogelpopulationen in Regionen mit intensiver
Landwirtschaft gewarnt. "50 Jahre nach Veröffentlichung des Buches
`Stummer Frühling`, in dem die amerikanische Autorin Rachel Carson
das von Agrarchemikalien ausgelöste Vogelsterben beschreibt, ist der
Pestizideinsatz in der Landwirtschaft immer noch viel zu hoch", sagte
der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. Künftig müsse dem Arten- und
Flächenschutz mehr Gewicht beigemessen werden. Erforderlich sei die
drastische Reduzierung des Pestizideinsatzes, der zwischen 1994 und
2010 um ein Drittel auf derzeit rund 40000 Tonnen im Jahr angestiegen
sei. Besonders bedenklich seien neuartige Insektenvernichtungsmittel
wie die Neonikotinoide, die schon in kleinsten Mengen hochgiftig auf
Insekten wirkten und so die Nahrungsgrundlage der Vögel zerstörten.

"Der Warnruf von Frau Carson ist nach wie vor aktuell. Die
intensive und industrielle Landwirtschaft hat dramatische
Auswirkungen auf die Artenvielfalt. Wo in Deutschland großflächig
Pestizide eingesetzt werden, sind Kiebitze, Rebhühner, Lerchen und
Kuckucke extrem gefährdet", sagte der BUND-Vorsitzende. Die
anstehende EU-Agrarreform müsse dazu beitragen, Monokulturen
zurückzudrängen und Feuchtwiesen, Hecken und Blühstreifen an den
Feldrainen zu erhalten.

"Der Verlust von Lebensräumen und der Pestizideinsatz in den
ausgeräumten großflächigen Agrarlandschaften Deutschlands verursachen
den Rückgang der Vogelpopulationen", sagte Martin Flade vom DDA. So
habe sich der Bestand der vom Pestizideinsatz besonders betroffenen
Agrarvögel in den letzten 20 Jahren halbiert. Besonders drastisch sei
der Einbruch bei Rebhühnern. Deren Bestand habe sich bundesweit seit
Anfang der 90er Jahre um 90 Prozent verringert. Auch Wiesenpieper und
Kiebitze hätten deutliche Bestandseinbrüche von jeweils rund 80
Prozent zu verzeichnen. Der Bestand an Haubenlerchen habe sich
halbiert und bei Kuckucken betrage der Rückgang rund ein Viertel.

"Künftig müssen zehn Prozent der landwirtschaftlich genutzten
Fläche als ökologische Vorrangflächen ohne Pestizideinsatz
ausgewiesen werden. Nur so lässt sich das Vogelsterben in den
Agrarregionen stoppen", sagte Flade. Besonders hilfreich sei auch
eine Ausweitung des Ökolandbaus in Kombination mit
Artenschutzmaßnahmen. In Gebieten mit einem großen Anteil ökologisch
wirtschaftender Betriebe wie beispielsweise im Brandenburger
Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin oder im Spreewald wiesen die
Vogelbestände einen positiven Trend auf.

Die Verbände forderten Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner
auf, die besonders gefährliche Pestizidklasse der Neonikotinoide
umgehend zu verbieten. Ein Verbot dieser Pestizide sei ohne weiteres
möglich, da es Alternativen gebe. Dazu gehörten Maßnahmen zur
biologischen Schädlingsbekämpfung und die Anwendung intelligenter
Fruchtfolgen.

Ein BUND-Hintergrundpapier zu Pestiziden und Vogelsterben sowie
druckbare Grafiken zum Thema finden Sie im Internet unter:
www.bund.net/pdf/stummer_fruehling



Pressekontakt:
Tomas Brückmann, BUND-Pestizidexperte:
Tel. 030-27586-420
E-Mail: tomas.brueckmann@bund.net

DDA-Experte Dr. Martin Flade:
Tel. 033362-70123
E-Mail: flade@dda-web.de bzw.

Almut Gaude, BUND-Pressereferentin:
Tel. 030-27586-464
E-Mail: presse@bund.net
www.bund.net


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