(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Fall Drygalla

Geschrieben am 07-08-2012

Bielefeld (ots) - Einer jungen Sportlerin ist Unrecht getan
worden. Nadja Drygalla war die »Nazi-Braut«, das »Neonazi-Mädchen«.
Man schrie und schrieb: »Skandal«, vermutete ein blindes, rechtes
Auge bei deutschen Sportverbänden. Komprimiert man die
veröffentlichte Meinung der vergangenen Tage, war der Eindruck, der
Deutsche Olympische Sportbund ist von der NPD unterwandert. Zu diesen
»Urteilen« kam man, ohne mit der Ruderin gesprochen zu haben. Und man
schenkte auch denen kein Gehör, die sagten: Nadja Drygalla ist keine
Rechte. Stimmt das, was die junge Frau am Sonntag gegenüber der
Deutschen Presseagentur gesagt hat, dann ist es in der Tat ein
Skandal. Der besteht jedoch darin, wie Medien und Entscheidungsträger
in diesem Land mit ihr umgegangen sind. Denn sie erklärte,
rechtsextremes Gedankengut verabscheue sie, ihr Freund soll auch
ihretwegen aus der NPD ausgetreten sein, das gesponserte Auto habe er
ohne ihr Wissen genutzt, um zu einer Demonstration zu fahren. Das
Thema ist damit aber noch nicht durch. Die Vorverurteiler setzen noch
eins drauf, fordern ein »Demokratiebekenntnis« von Sportlern, da
viele von ihnen ja auch mit Steuermitteln gefördert werden, sagen
aber auch, dass habe nichts mit dem »Fall Drygalla« zu tun. Na klar!
Menschen, die so etwas vorschlagen, müssen ein schlechtes Bild von
der Wehrhaftigkeit der deutschen Demokratie haben, 67 Jahre nach dem
Ende des Zweiten Weltkrieges und 23 Jahre nach dem Fall der Mauer.
Eigentlich hoffte man, dass mit dem Ende des Kalten Krieges
Gesinnungsschnüffelei ein Ende habe. Und, nicht ganz unwichtig, ab
wann ist eine politische Einstellung extremistisch? Wer beurteilt
das? Gelten die Demokratiebekenntnisse nur für Athleten? Oder auch
für Lebenspartner, Familie, engste Freunde? Ist es stimmig, dass
möglicherweise Sportler nicht zu internationalen Wettbewerben
mitfahren dürfen, weil sie Parteien nahe stehen, die vom
Verfassungsschutz beobachtet werden, aber dennoch in Parlamenten
vertreten sind? Extreme rechte und linke Parteien werden von
Steuergeldern finanziert, Sportler aber nicht? In Deutschland gibt es
einen relativ stabilen Prozentsatz von Menschen, die extremste
politische Vorstellungen haben. Er liegt bei etwa zehn Prozent. Das
ist im Vergleich mit anderen europäischen Ländern wenig. Aber
natürlich ist vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte die
Beachtung vor allem rechter Umtriebe größer. Sich deshalb aber an
einer jungen Frau auszutoben, ist unredlich. Wenn man sich mit
Faschisten im Sport hätte beschäftigen wollen, hätte man das
spätestens seit 1966 tun können. Da wurde Juan Antonio Samaranch
Mitglied des IOC. Er war ein Günstling Francisco Francos und von 1980
bis 2001 oberster Olympier. Das war ein Skandal.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

410513

weitere Artikel:
  • Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zur Kids-Verbraucher-Analyse des Egmont Ehapa Verlages Regensburg (ots) - Smarter Auftrag Der Wunsch nach einem internetfähigen mobilen Gerät bei den zehn- bis 13-Jährigen wird immer größer. Dies ist auch der Auftrag an die Eltern, die Chancen solcher Geräte für die Kompetenzentwicklung der Kinder zu ergreifen und gleichzeitig dort die Nutzung einzuschränken, wo die Smartphones reine Überbrücker von Langeweile sind und der Kreativität im Wege stehen. Die kleinen Wunder der Technik halten so ziemlich alles bereit, was schon kleine Kinder gern tun. Aber wenn diese den Umgang mit iPhone&Co mehr...

  • NRZ: Die CDU muss sich beweisen - Kommentar zur Gleichstellung eingetragener Lebenspartnerschaften von Homosexuellen von Julia Emmrich Essen (ots) - Sie wollen nicht mehr stillhalten und zusehen. Zusehen, wie der CDU das Profil und die Wähler verloren gehen. Zusehen, wie die bayrische Schwesterpartei mit ihrem traditionellen Familienbild Pflöcke einschlägt. "Jeder hat sein Kreuz zu tragen. Wir tragen das Kreuz des Südens", witzeln sie in der CDU. Der christdemokratische Parteikörper kreißt und gebiert Unzufriedenheit, Unterschriftenaktionen und nicht abgestimmte Vorstöße in Richtung CSU. Und die Zeit läuft. Bis zur Bundestagswahl haben die Familienpolitiker der mehr...

  • NRZ: Ein Job im Verborgenen - Kommentar zu Schiedsleuten von Theo Schumacher Essen (ots) - Fast ist es ein Job im Verborgenen: der Einsatz des Schiedsmanns. Wenn Streitsucht eskaliert, wenn es knallt am Gartenzaun oder Videokameras zur Überwachung der Nachbarn installiert werden, ist er unverzichtbar. Was die ehrenamtlich arbeitenden Männer und Frauen bieten müssen, ist weniger Paragrafenreiterei als vielmehr: Lebenserfahrung, Sensibilität, gesunden Menschenverstand. Das Amt des Schiedsmanns lebt davon, dass es unbürokratisch ist. Seine Arbeit entlastet eine ohnehin überstrapazierte Justiz, bevor es zum oft mehr...

  • NRZ: Juli-Vorsitzender warnt vor Personalquerelen in der FDP Essen (ots) - Der Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen, Lasse Becker, kritisiert die FDP-Spitze, warnt aber vor einer Debatte um den FDP-Chef Philipp Rösler. "Die Diskussion, ob Philipp Rösler Bundesvorsitzender bleiben wird, kommt für jeden in der Partei absolut zur Unzeit. Kein Mensch braucht momentan Personalquerelen", sagte er der in Essen erscheinenden Neuen Ruhr/Neuen Rhein Zeitung (Mittwochausgabe). Gleichzeitig machte er seiner Unzufriedenheit über die Parteiführung Luft: "Man hat zu häufig die Backen aufgeblasen und danach mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zur Gleichstellung von Homo-Ehen Regensburg (ots) - Längst überfällig Die Gleichstellung von Homo-Ehen im Steuerrecht ist notwendig und taktisch klug - reicht aber nicht aus. Von Maria Gruber, MZ Der allgemeine Gleichheitssatz aus Artikel 3 des Grundgesetzes verbietet der öffentlichen Hand, Vergleichbares ohne sachlichen Grund ungleich zu behandeln. Seit mehr als zehn Jahren können Homosexuelle in Deutschland eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingehen. Seit mehr als zehn Jahren werden sie im Vergleich zu Eheleuten steuerlich benachteiligt. Und mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht