(Registrieren)

Frankfurter Neue Presse: Niemand will schuld sein. Peter Schmitt kommentiert das Zustandekommen des neuen Meldegesetzes.

Geschrieben am 09-07-2012

Frankfurt am Main (ots) - Da legen die Regierungsparteien einen
Gesetzesentwurf vor, der den Verkauf von Meldedaten der Bürger -
Geburtsdaten, Anschrift, etc. - ohne Einwilligung der Betroffenen an
Adresshändler, Inkassofirmen oder der Werbewirtschaft untersagt. Und
dennoch kommt genau das Gegenteil dabei heraus - ein Gesetz, das den
Datenschutz faktisch aufhebt. In nicht mal 60 Sekunden passierte es
den Bundestag. Unsere Damen und Herren Politiker waren ausnahmsweise
mal so schnell, weil im Fernsehen gerade das EM-Halbfinalspiel
zwischen Deutschland und Italien übertragen wurde. Eine Diskussion
gab es nicht. Dafür hatten sich auch viel zu wenige Abgeordnete
eingefunden.

Tage dauerte es, bis sich bei der Opposition wenigstens im
Nachhinein der erste Widerstand regte. Angestoßen ganz offensichtlich
von erregten Bürgern, die vor allem im Internet heftig diskutierten.
Schließlich meldete der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar
seine Bedenken an. Dann trat auch mal Verbraucherministerin Ilse
Aigner (CSU) auf den Plan und verriet uns, wie das Polit-Malheur
geschehen konnte: Im Innenausschuss hatte ausgerechnet ihre CSU das
Gesetz noch einmal in diesem wesentlichen Punkt ins Gegenteil
gedreht. Warum, wieso, weshalb? Niemand will es gewesen sein. Da sich
allerorten der Widerstand gegen das neue Meldegesetz regt, ist
plötzlich sogar die CDU/CSU nicht mehr dafür.

Eine Posse? Mitnichten. Es ist ein Vorgang, der nach dem
Sitzungs-Desaster um das Betreuungsgeld ein weiteres Mal offenbart,
wie gefährlich desinformiert unsere Politiker mitunter ihren Job
wahrnehmen und wie weit sie sich von den Sorgen und Nöten der Bürger
entfernen können. Schon mit einem geringen Grundwissen an
Rechtsstaatlichkeit hätte die Handvoll Politiker, die das Gesetz
verabschiedet hat, erkennen können, dass sie mit der Weitergabe der
Daten eigentlich gegen ein Grundrecht verstößt. Gegen eines, das zwar
nicht im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland festgeschrieben,
aber im allgemeinen Persönlichkeitsrecht verankert ist: Das Recht auf
informationelle Selbstbestimmung regelt, dass wir alle über die
Preisgabe und Verwendung unserer personenbezogenen Daten
grundsätzlich selbst entscheiden. Niemand sonst.



Pressekontakt:
Frankfurter Neue Presse
Chef vom Dienst
Peter Schmitt
Telefon: 069-7501 4407


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

405748

weitere Artikel:
  • WAZ: NRW lehnt Verschärfung des Jugendschutzes ab Essen (ots) - Die NRW-Landesregierung hat den Plänen von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) für eine Verschärfung des Jugendschutzgesetzes eine klare Absage erteilt. "Mit ihrem geplanten Gesetzentwurf zum Jugendschutz zeigt die Bundesministerin, dass sie vom Alltag der Jugendlichen keine Ahnung hat", sagte der Staatssekretär von Landesfamilienministerin Ute Schäfer (SPD), Klaus Schäfer, der WAZ-Mediengruppe (Dienstagausgabe). Die am Wochenende bekannt gewordenen Überlegungen der Bundesregierung, Jugendlichen unter mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Meldegesetz Landes-Datenschützer spricht von "Datenskandal" - Meldegesetz soll korrigiert werden Halle (ots) - Das vom Bundestag verabschiedete neue Meldegesetz sei ein "Eingriff in die Grundrechte der Bürger, sagte Sachsen-Anhalts Datenschutzbeauftragter Harald von Bose der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Dienstagausgabe). "Dieser Datenskandal darf nicht Realität werden", fügte er hinzu. Er bezog sich dabei insbesondere auf die vorgesehen Regeln zum Adresshandel. "Das Gesetz ist ein Eingriff in die Grundrechte der Bürger", sagte Bose der Zeitung. Könne derzeit die Weitergabe von Adressdaten durch einen Widerspruch mehr...

  • Stuttgarter Zeitung: Die jugend- und familienpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Caren Marks, zu den Plänen, das Jugendschutzgesetz zu verschärfen: "Schröders Sommerloch-Theater auf Kost Stuttgart (ots) - Die jugendpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Caren Marks, kritisiert die Pläne der Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) für ein verschärftes jugendliches Ausgehverbot als "völlig absurde Vorstellung" und "blinden Aktionismus". "Das wirkt wie Schröders Sommerloch-Theater auf Kosten der Jugend", sagte sie im Gespräch mit der "Stuttgarter Zeitung" (Dienstagausgabe). Das Vorhaben sei "an Unkenntnis über das Leben der Jugend heute kaum zu überbieten". Alkoholmissbrauch werde damit in keiner mehr...

  • Neues Deutschland: Politlobbyisten Berlin (ots) - Dass die CSU ungeniert für Interessen bestimmter Lobbygruppen eintritt, weiß man spätestens seit die schwarz-gelbe Koalition den Mehrwertsteuersatz für Hotelübernachtungen senkte. Es waren die Christsozialen, die dieses Vorhaben durchdrückten. Nun also das Bundesmeldegesetz. Wieder war es die CSU, die sich hier für eine bestimmte Lobby ins Zeug legte. Denn es sind die Adresshändler, die einzig von dem Gesetz profitieren würden. Dabei scheuten die Christsozialen nicht einmal den Griff in die parlamentarische Trickkiste. mehr...

  • Märkische Oderzeitung: Kommentarauszug zu 10 Jahre Afrikanische Union Frankfurt/Oder (ots) - Nach zehn Jahren sind die Ziele der Afrikanischen Union - eine gemeinsame Währung, mehr Demokratie, Frieden - immer noch Visionen, mehr nicht. Afrika ist ein Kontinent der Katastrophen, die AU ein Papiertiger. Es gibt zu Recht keine Freudenfeier zum Jubiläum, sondern einen Krisengipfel. (...) Ist nun Zeit, vor den Brandherden zu kapitulieren? Natürlich nicht. Denn nur durch Beratungen aller afrikanischen Staaten können die Probleme gelöst werden. Dazu bedarf es mehr Entschlossenheit, um die hehren Ziele zu mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht