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Gauck: "Nachhaltigkeit bedeutet nicht Beschränkung oder Verzicht, sondern Verantwortung und Vernunft"

Geschrieben am 05-06-2012

Berlin (ots) - Bundespräsident bezog bei Eröffnung der "Woche der
Umwelt" Position zu umweltpolitischen Kernfragen

"Ich bin überzeugt: Es gibt keinen besseren Nährboden für unsere
Ideen und Problemlösungen als unsere offene Gesellschaft mit offenen
Märkten und freiem und fairem Wettbewerb. Dringlich ist es, einen
verlässlichen politischen Rahmen zu setzen und zwar so, dass
Schädliches vermieden und Gewünschtes erreicht wird.
Marktwirtschaftliche, wachstumsfreundliche Umweltpolitik heißt für
mich, dass Kosten für Umweltbelastungen und Umweltrisiken den
Verursachern in Rechnung gestellt werden, und nicht den
Steuerzahlern. Und dass umweltfreundliche Produktion sich für
Unternehmen im Wettbewerb auszahlt." - Mit diesen Worten eröffnete
heute Deutschlands Staatsoberhaupt Joachim Gauck im Park des
Schlosses Bellevue in Berlin die "Woche der Umwelt" des
Bundespräsidenten und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).

Gauck fragte zum Start der vierten Veranstaltung des
Bundespräsidenten und der DBU dieser Art, zu der rund 200 Aussteller
gekommen waren und heute und morgen rund 12.000 Besucher erwartet
werden, wie wir in Zukunft gut leben und wirtschaften könnten, ohne
dafür große Mengen an fossilen Bodenschätzen zu verbrauchen? Wie
könne vermieden werden, Böden, Atmosphäre und Meere zu vergiften und
unsere Ökosysteme intakt zu halten? Wie könne es gelingen, für heute
sieben, später acht oder gar neun Milliarden Menschen die Bedingungen
für ein menschenwürdiges Leben zu schaffen?

Ende Juni werde beim Weltgipfel in Rio um eben diese Fragen
gerungen. Gauck: "Hoffentlich erfolgreich! Denn Handeln ist
mittlerweile wohl doch sehr dringlich - lokal, national, vor allem
aber auch global. Weltgipfel verändern die Welt zwar nicht von heute
auf morgen. Aber dort werden Versprechen abgegeben, gemeinsame
Versprechen. Versprechen, die dann die Messlatte für politisches
Handeln abgeben. Das ist wichtiger denn je."

20 Jahre sei es her, dass sich die Weltgemeinschaft in Rio auf das
Prinzip der Nachhaltigkeit verständigt habe. Seither sei aber der
globale Ausstoß an Kohlenstoffdioxid um rund die Hälfte angestiegen.
Er liege so hoch wie noch nie in der Geschichte der Menschheit. Viele
Wald- und Ackerböden seien erodiert, viele Tier- und Pflanzenarten
bedroht. Führende Klimaforscher warnten, dass eine folgenschwere
Erderwärmung kaum mehr zu bremsen sei. Gauck: "Das alles ist
alarmierend."

Doch der Einsatz vieler Menschen habe auch einiges bewegt. In den
vergangenen 20 Jahren gebe es Entwicklungen zum Positiven. Gauck:
"Wir können heute mit deutlich weniger Material und Rohstoffen
deutlich bessere Produkte herstellen. Zugleich stammt immer mehr
Strom aus erneuerbaren Quellen. Und auch die Ozonschicht scheint sich
- jedenfalls langsam - zu erholen, seit die Weltgemeinschaft sich
darauf verständigt hat, die schädigenden Substanzen zu verbieten."

Einen weiteren kleinen, aber nicht unbedeutenden Schritt nach
vorne habe die internationale Staatengemeinschaft Ende letzten Jahres
in Durban getan, nämlich sich endlich auf den Weg zu machen zu einem
globalen Klimaabkommen ab dem Jahr 2020. Der Bundespräsident betonte:
"Alle führenden Industrienationen in Europa und weltweit, alle müssen
bereit sein, diesen Weg mitzugehen! Deutschland ebenso wie die USA,
Japan, Kanada, China und Indien. Wer hier bremst, um sich einen
kurzfristigen Vorteil zu verschaffen, schadet langfristig sich selbst
und ganz gewiss allen anderen. Ich bin zuversichtlich, dass sich die
Erkenntnis durchsetzt: Nachhaltigkeit bedeutet nicht Beschränkung
oder Verzicht, sondern Verantwortung und Vernunft. Die Menschheit,
das menschliche Leben, jedes Leben kann sich auf dieser Erde nur im
Einklang mit der Natur entfalten, nicht gegen sie. Sonst zerstört es
sich selbst. Langfristig ist deshalb auch ökonomisch nur sinnvoll,
was ökologisch vernünftig ist."

Beim Gang durch den Park von Schloss Bellevue könne jeder erleben,
wie viel Sinnvolles wir schon jetzt tun könnten. All diese
Innovationen und Investitionen schafften auch neue Arbeitsplätze,
machten unsere Umwelt und unsere Gesellschaft zukunftsfähiger und
auch unabhängiger von fossilen Rohstoffen. Gauck: "Denn nichts ist
günstiger als der Rohstoff, den man einspart - nichts billiger als
die Energie, die man nicht braucht. Recycling, Wasseraufbereitung,
Antriebstechnologien, auch in all dem sind deutsche Unternehmen
weltweit führend. Unser Land wird wie kaum ein anderes auch
wirtschaftlich davon profitieren, wenn es sich selbst an die Spitze
des nachhaltigen Fortschritts bringt."

DBU-Kuratoriumsvorsitzender Hubert Weinzierl dankte dem
Bundespräsidenten, dass er als Staatsoberhaupt seinen Dienstsitz für
zwei volle Tage für den Umwelt- und Naturschutz zur Verfügung
gestellt habe und so "Impulse für die Reise nach Rio" gegeben werden
könnten. Abseits des üblichen Tagesgeschäfts biete die "Woche der
Umwelt" eine ganz besondere Plattform, um miteinander ins Gespräch zu
kommen und gemeinsam über die Lösungen der anstehenden Aufgaben zu
diskutieren.

Dieses großartige Angebot sei aber auch Verpflichtung und Aufgabe,
sich den Fragen der Gestaltung einer zukunftsfähigen und tragfähigen
Form unseres Wirtschaftens zu stellen und neue Formen des Wachstums
im Sinne einer "wahrhaftigen Nachhaltigkeit" zu diskutieren. Sie
müsse zu "einer neuen Kultur des Sparens" hinführen. Weinzierl: "Die
Energiewende muss geistig getragen werden und eingebettet sein in
einen Kulturentwurf der Bescheidenheit." Es müssten realistische und
umsetzbare Antworten auf die großen Herausforderungen der Zeit
gefunden werden: die Endlichkeit fossiler Ressourcen und der
Klimaschutz, Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft,
fortschreitender Naturverlust als Bedrohung unserer Lebensgrundlage
und das Versorgen einer wachsenden Weltbevölkerung mit Nahrung,
Konsumgütern und Dienstleistungen. Weinzierl: "Denken Sie bei der
Energiewende nicht nur an Technik. Wir brauchen auch ein neues
Denken, das eingeläutet werden muss."

Rund 200 Unternehmen und Institutionen präsentieren heute und
morgen neue Technologien, Produkte und Projekte für einen
nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. Die Projektpräsentationen im Park
von Schloss Bellevue sollen einen Überblick über die Breite und
Vielfalt der Arbeiten aus Umwelttechnik, -forschung, -bildung und
Naturschutz geben und verdeutlichen, dass es sich dabei um ein
wichtiges Zukunftsthema handelt, das für Deutschland von großer
Bedeutung ist. 400 Experten in fast 100 Foren diskutieren zusätzlich
Fragen rund um Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und
Ressourcen-, Klima- und Naturschutz, Mobilität, aber auch Tourismus,
Freizeit und Sport, Ernährung, Bauen und Wohnen.



Pressekontakt:
Ansprechpartner
Franz-Georg Elpers
- Pressesprecher -
Anneliese Grabara

Kontakt DBU:
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Telefon: 0541|9633521
Telefax: 0541|9633198
presse@dbu.de
www.dbu.de


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