(Registrieren)

Badische Neueste Nachrichten: Berliner Schönfärber

Geschrieben am 08-05-2012

Karlsruhe (ots) - Es waren gespenstische Szenen, die sich am
Sonntagabend nach der Wahl in Kiel in den Zentralen der Parteien
abspielten. Da bejubelten Vorsitzende, Generalsekretäre und andere
Spitzenfunktionäre Siege, die in Wahrheit keine waren, und feierten
sich für Erfolge, die sich bei näherem Hinsehen als Niederlagen
erwiesen. Die CDU war in satter Selbstzufriedenheit schon alleine
deswegen glücklich, weil die SPD ihr Wahlziel verfehlte, dabei stand
sie selbst mit leeren Händen da. Nicht viel besser die SPD: Sie rief
sich in falscher Überheblichkeit zum Wahlsieger aus. Dabei reichte es
trotz der eklatanten Schwäche von Schwarz-Gelb und dem Scheitern der
Linkspartei wieder nicht für Rot-Grün, schlimmer noch, die
Sozialdemokraten kamen nicht einmal als stärkste Kraft über die
Ziellinie und müssen nun ein fragiles Dreierbündnis mit der Partei
der dänischen Minderheit eingehen. Zu besichtigen ist eine Große
Koalition der Wirklichkeitsverdränger und Schönfärber, die
Niederlagen kleinreden und den Misserfolg des Konkurrenten als eigene
Leistung verkaufen, womit sie unfreiwillig - zum phänomenalen
Aufstieg der Piraten beitragen. Was wiederum die strategischen
Planungen der Parteien über den Haufen wirft. Bislang konnte die
Union davon ausgehen, dass allein die Existenz der Linkspartei dafür
sorgt, dass es im Bund für Rot-Grün nicht reicht. Die Piraten
hingegen bewirken zweierlei - sie machen die Linke als Protestpartei
überflüssig und sie fischen mit großem Erfolg bei allen Parteien und
holen sich ihre Stimmen von links bis rechts. Damit aber schrumpfen
die beiden klassischen Lager, der alte Automatismus, dass die einen
an die Macht kommen, wenn die anderen die Wahl verlieren, ist außer
Kraft gesetzt, das herkömmliche Zweier-Bündnis einer großen mit einer
kleinen Partei erweist sich als zu schwach. Für die Sozialdemokraten
wird die Lage kritisch. Selbst der Zerfall von Schwarz-Gelb und die
Selbstzerfleischung der Linken nützen der SPD nichts. Solange FDP und
Grüne einander in abgrundtiefer Abneigung verbunden sind, wird es
keine Ampel geben, übrig bleibt nur die undankbare Rolle als
Juniorpartner der Union in einer Großen Koalition.



Pressekontakt:
Badische Neueste Nachrichten
Klaus Gaßner
Telefon: +49 (0721) 789-0
redaktion.leitung@bnn.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

394239

weitere Artikel:
  • NRZ: Provokation ist nicht Meinungsfreiheit - Kommentar zu den Salafisten von Manfred Lachniet Essen (ots) - Wenn Rechtspopulisten vor einer Moschee Mohammed-Karikaturen schwenken dürfen - dann hat das mit Meinungsfreiheit überhaupt nichts zu tun. Schließlich geht es den Rechtsaußen ja nicht um die ernsthafte politische Auseinandersetzung, sondern allein um die Provokation. Sie wollen mit primitivsten Mitteln maximale Aufmerksamkeit erreichen. Und wenn es Randale gibt, dann nehmen sie das gern in Kauf. Wahl-Kampf bekommt da eine furchtbare Bedeutung. Für Demokraten ist es nur schwer auszuhalten, wenn sich ausgerechnet Rechtspopulisten mehr...

  • Westdeutsche Zeitung: Urteil Finanzierung deutsche Einheit = von Peter Kurz Düsseldorf (ots) - Ein geschlossener Kinderspielplatz, an dem die Klettergerüste demontiert wurden, weil sich die Stadt die Unterhaltung nicht mehr leisten kann. Das gibt es nicht nur in Wuppertal, sondern auch in anderen NRW-Städten. Es ist oft beklagt worden: Hoch verschuldete Kommunen müssen Leistungen für ihre Bürger zusammenstreichen und kommen dennoch nicht um die Aufnahme neuer Schulden herum. Und müssen damit auch noch ostdeutsche Städte stützen. Der bis 2019 laufende Solidarpakt, der Hilfen nach Himmelsrichtung statt nach mehr...

  • Südwest Presse: KOMMENTAR · FLUGHAFEN Ulm (ots) - Ganze 20 Jahre lang plant ein Heer von Politikern, Architekten und Ingenieuren am Riesenprojekt Berliner Flughafen herum. Keine vier Wochen vor der Eröffnung stellt der TÜV fest, dass der Brandschutz nicht ausreichend getestet werden kann, die Betreiber müssen die mit großem Brimborium angekündigte Eröffnung abblasen. Höchst peinlich - so sehen es vom Bundesverkehrsminister bis zum Berliner Bürgergeister auch alle Betroffenen und Beobachter. Nach so einem Desaster ist es einfach, die Häme gleich kübelweise über die Verantwortlichen mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Röttgen kämpft um Wählermobilisierung Akt der Verzweiflung PETER JANSEN, DÜSSELDORF Bielefeld (ots) - Es klingt nach einem Akt der Verzweiflung, wenn CDU-Spitzenkandidat Norbert Röttgen die NRW-Wahl zu einer Abstimmung über den europäischen Stabilitätskurs seiner Bundeskanzlerin Angela Merkel hochstilisieren will. Die neue Interpretation der Landtagswahl ist schon deshalb unsinnig, weil Merkel ihre Europapolitik natürlich um keinen Deut ändert, falls ihr Umweltminister und Stellvertreter im CDU-Vorsitz die Wahl im größten Bundesland verlieren sollte. Röttgen sieht seine Felle davonschwimmen. In allen Umfragen liegt mehr...

  • Ostsee-Zeitung: Kommentar zu Griechenland Rostock (ots) - Über Athen schwebt das Damoklesschwert des wirtschaftlichen und politischen Bankrotts. Zwar hat die Wahl die verkrustete Parteien-Architektur zerstört, das Land jedoch nahezu unregierbar gemacht. Machen wir uns nichts vor: Selbst Neuwahlen werden Griechenland nicht aus seinen anarchischen Zuständen führen. Denn keine Koalition - soweit sie denn zustande kommt - könnte es sich erlauben, den Radikal-Sparkurs fortzusetzen. Der hat die Wirtschaft in eine tödliche Abwärtsspirale gezwungen und den Bürgern jede Überzeugung mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht