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Greenpeace-Studie: Schwere AKW-Unfälle wahrscheinlicher als angenommen / Atomaufsichten gehen von mangelhaften Sicherheitsanalysen aus

Geschrieben am 29-02-2012

Berlin (ots) - Schwere Unfälle in einem Atomkraftwerk sind
erheblich wahrscheinlicher, als Atomaufsichten und Wissenschaft
bisher annehmen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie von
Greenpeace, die die unabhängige Umweltschutzorganisation heute in
Berlin vorstellt. Die Studie wurde vom Beraterbüro cervus nuclear
consulting unter der Leitung von Dr. Helmut Hirsch erstellt. Sie
deckt gravierende Mängel in der sogenannten "Probabilistischen
Risiko-Analyse" (PRA) auf, die unter anderem für die Ermittlung von
Unfallwahrscheinlichkeiten verwendet wird.

"Atomkraftwerke dürfen in Deutschland nur betrieben werden, weil
die Wahrscheinlichkeit für einen schweren Unfall als absolut gering
erachtet wird", erklärt Heinz Smital, Atomexperte von Greenpeace.
"Grundlage dafür ist die PRA. Doch die ist fehlerhaft." Laut PRA
müsste der Zeitabstand zwischen Kernschmelzunfällen in Jahrhunderten
zu messen sein. Tatsächlich haben sich in den letzten 30 Jahren aber
fünf Kernschmelzunfälle ereignet. Entscheidende Unfallszenarien
bildet die PRA nur unzureichend oder gar nicht ab. Greenpeace fordert
deshalb, die Zahlen dieser Methode im Umgang mit Nuklearanlagen nicht
mehr zu verwenden.

Entscheidende Risikofaktoren werden nicht berücksichtigt

Unabhängig von der Katastrophe in Fukushima zeigt die
Greenpeace-Studie anhand von fünf Beispielen aus westlichen
Atomreaktoren, welche systematische Unterschätzung des atomaren
Risikos die PRA beinhaltet. Die Wahrscheinlichkeitsanalysen können
die Realität nicht vollständig erfassen. Mehrfachausfälle von
Sicherheitssystemen und Alterungsvorgänge in einem Atomkraftwerk
werden nur unvollkommen berücksichtigt.

Weitgehend nicht erfasst wird komplexes menschliches
Fehlverhalten. Das gemeinsame Versagen von Betreiber und
Aufsichtsbehörde war aber entscheidend für den schweren Reaktorunfall
in Fukushima. Auch in Tschernobyl waren menschliche Fehler
mitverantwortlich für die Katastrophe. Mathematisch ist es zudem
unmöglich, Terror- und Sabotagehandlungen in einer PRA zu
berücksichtigen, obwohl die Gefahr real ist und berücksichtigt werden
muss.

Bei anderen Einwirkungen von außen gibt es große Unsicherheiten.
Zudem können weitere wichtige Faktoren grundsätzlich nicht in die PRA
einfließen. Dazu gehören Mängel in der Sicherheitskultur, neue bisher
unbekannte physikalische und chemische Phänomene sowie unerwartete
Ereignisse. "Die PRA kann bei einem einzelnen AKW die
Sicherheitsmängel aufdecken", sagt Heinz Smital. "Die Gefahr, die der
Gesellschaft durch Atomkraft droht, ist aber weitaus größer als die
Risiken, die die PRA ermittelt." Greenpeace fordert daher einen
schnelleren Ausstieg aus der Atomkraft bis 2015 in Deutschland. Auch
im Ausland muss die Bundesregierung auf ein Ende der Atomkraft
dringen.

Achtung Redaktionen: Rückfragen bitte an Heinz Smital, Tel.
0171-8780 803, oder Pressesprecherin Tina Loeffelbein, Tel.
0151-16720915. Die Studie finden Sie auf www.greenpeace.de
Greenpeace-Pressestelle: Telefon 040-30618-340, Email
presse@greenpeace.de; Greenpeace im Internet: www.greenpeace.de, auf
Twitter: http://twitter.com/greenpeace_de, auf Facebook:
www.facebook.com/greenpeace.de


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