(Registrieren)

Trierischer Volksfreund: Bundestag stimmt 2. Rettungspaket für Griechenland zu - Leitartikel, Trierischer Volksfreund, 28.02.2012

Geschrieben am 27-02-2012

Trier (ots) - Selten hat der Bundestag so viel Geld mit so wenig
Wissen ausgegeben. Selten war das Bauchgefühl der Abgeordneten dabei
so schlecht. Noch einmal 130 Milliarden Euro für Griechenland. Aber
auch wirklich zum letzten Mal?

Es ist eine echte Notentscheidung, und so wird sie auch begründet.
Nämlich mit den Ansteckungsgefahren, die noch immer von einer
Griechenlandpleite ausgehen würde. Also mit der Angst vor einem Crash
in weiteren Schuldenländern, am Ende in der ganzen Euro-Zone. Draußen
im Volk weiß keiner, ob das stimmt. Drinnen im Parlament auch nicht.
Die Ökonomen streiten sich und taugen nicht als Ratgeber. Die
Bundesminister sind nicht besser. Angela Merkel muss sich auf ihren
Instinkt verlassen. Sie hat jetzt die volle Verantwortung.

Es ist eine Entscheidung an der Verantwortungsgrenze und manchmal
darüber hinaus. Die eines Parlaments unwürdigen Begleitumstände, der
Schweinsgalopp der Beratungen in den Ausschüssen, die mangelnden
Informationen, der gereizte Ton, all das passt dazu. So wurde den
Abgeordneten keine Analyse darüber geliefert, ob Griechenland mit dem
neuen Paket tatsächlich bis 2015 "schuldentragfähig" sein wird. Und
ob Athen die geplante Umschuldung tatsächlich gelingt, Voraussetzung
dafür, dass die Pleite nicht doch ganz schnell kommt, steht in den
Sternen. All diese Annahmen werden einfach als positiv erledigt
unterstellt. Das ist grob fahrlässig.

Aber die Alternative wäre eben genauso grob fahrlässig gewesen.
Griechenland raus aus dem Euro, das redet sich so leicht daher. Aber
niemand kann das derzeit verantworten. Zwar muss es nicht zu einer
Kettenreaktion kommen, aber es reicht, dass sie nicht auszuschließen
ist. Der Kurs von Angela Merkel versucht, den Euro-Crash Tag um Tag,
Monat um Monat, Jahr um Jahr zu verschieben. Er versucht, Zeit zu
gewinnen. Das ist zur Stunde tatsächlich ohne vernünftige
Alternative. Aber richtig ist dieser Kurs nur, wenn die Zeit auch
genutzt wird. Nämlich zum einen dafür, um Griechenland mit einem
Investitionsprogramm wieder leistungsfähiger zu machen. Zum andern
aber, um Griechenlands Pleite so bald wie möglich doch zulassen zu
können, falls es das Land nicht schaffen sollte. Schuldenbremsen,
Sparprogramme, Wachstumsimpulse, Kapitalaufstockungen. Europa hat
noch genau drei Jahre, um sich zu immunisieren. Denn ein drittes
Hilfsprogramm für Griechenland wird die Solidarität selbst dieses!
folgsamen Bundestages überreizen. Das wird es nicht geben.



Pressekontakt:
Trierischer Volksfreund
Thomas Zeller
Telefon: 0651-7199-544
t.zeller@volksfreund.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

380566

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Linke und Klarsfeld Halle (ots) - Man hat Klarsfeld nicht gefragt, sondern öffentlich über sie geredet, was bei ihr den Eindruck eines Vorschlags erweckte - von dem die Linke dann nicht mehr Abstand nehmen konnte. So etwas ist, auch wenn die Sache gut ausgegangen ist, peinlich. So schusselig geht man nicht mit Menschen um. Es zeigt, wie wenig professionell die Parteiführung der Linken handelt: Man redet so daher und wird dann ein Gefangener der eigenen Worte. Kaum etwas ist durchdacht, Politik findet von der Hand in den Mund statt. Klarsfeld blieb übrig. mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Gutachten zum Aufbau Ost Halle (ots) - Man mag sich dabei an autoritäre Staaten erinnert fühlen, aber es ändert nichts. Dass das jetzt in Rede stehende Ost-Gutachten weggeschlossen wird, ist falsch, aber verständlich. Denn es ist explosiv. Eine Veröffentlichung des Papiers würde latente Verteilungsdebatten weiter verschärfen. Erst kürzlich hat die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft nach Geld für das Ruhrgebiet gerufen. An dieser Misere ändert nichts, dass vier Fünftel des Etats von Infrastrukturminister Peter Ramsauer mittlerweile mehr...

  • Westfalenpost: Kommentar zu Griechenland/Bundestag/Europa/Was wir in der Eurokrise aufs Spiel setzen/Die Kanzlerin hat in der Krise keine Mehrheit/Von Stefan Hans Kläsener Hagen (ots) - "Stop!", schreit der Boulevard. Und erklärt dann im Innenteil, warum es vielleicht doch besser ist, den Griechen jetzt zu helfen. Noch nie war guter Rat so teuer. Kein Experte traut sich die verlässliche Prognose zu, ob es für die deutschen Steuerzahler teurer wird mit den Griechen im Währungsverbund oder ohne sie mit einer neuen Drachme. Von der ganz und gar komplizierten Frage, wie denn eine solche Währung eingeführt und umgetauscht werden soll - wann? zu welchem Kurs? - mal ganz zu schweigen. Die Kanzlerin hätte nicht mehr...

  • Der Tagesspiegel: FDP schiebt Schuld für Verfehlen der Kanzlermehrheit auf Union Berlin (ots) - Berlin - Der designierte FDP-Generalsekretär Patrick Döring hat die Schuld an dem Verfehlen der Kanzlermehrheit bei der Abstimmung über das zweite Griechenlandhilfspaket auf die Union geschoben. "Wir sehen mit Sorge, dass der Euro-Kurs der Bundesregierung innerhalb der Unionsfraktion ganz offensichtlich kontinuierlich schwindet", sagte Döring dem Berliner "Tagesspiegel" (Dienstagsausgabe). Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an: Der Tagesspiegel, Newsroom, Telefon: 030-29021-14909. Pressekontakt: Der mehr...

  • NRZ: Kommentar zu Mobbing am Arbeitsplatz von PETER HAHNE Essen (ots) - "Die Hölle, das sind die anderen!" Was Jean-Paul Sartre als trostlose Quintessenz menschlichen Daseins beschrieb, erleben Millionen Menschen heute jeden Tag am Arbeitsplatz. Die Hölle, das sind für Mobbing-Opfer Kollegen, die jeden Morgen einen Psychokrieg entfachen, die mit Schikanen, Intrigen und systematischen Bösartigkeiten andere in die Verzweiflung und Krankheiten treiben. Gut, dass jetzt eine Studie mit Vorurteilen gegen Mobbing-Opfer aufräumt. Schwächlinge, Heulsusen, die ihre privaten Probleme mit ins Büro mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht