(Registrieren)

Schwäbische Zeitung: Zarte Blüte im Kreuther Schnee - Kommentar

Geschrieben am 06-01-2012

Leutkirch (ots) - Gemessen an ihrer einstigen Stärke ist die CSU
keine übermächtige Partei mehr. Aber gemessen an den meisten anderen
Parteien wird sie erneut zum Musterbeispiel für Geschlossenheit und
eindeutige Zielsetzung. Vor allem die FDP, aber auch die CDU, können
sich da nach der Klausur von Kreuth eine Scheibe abschneiden.

Erstens: In der Frage der Euro-Schuldenkrise gibt die CSU nun den
Ton an im bürgerlichen Lager. Sie hat in Kreuth in klarer Sprache und
ohne Hintertürchen festgelegt, dass unbelehrbare Schuldenländer im
schlimmsten Fall die Währungsunion zu verlassen haben. Das geht viel
weiter als die Drohungen der Kanzlerin und die halblebige
Mitgliederbefragung der Liberalen. Und das trifft vor allem die
Befindlichkeit der Bürger, die nicht über das Zumutbare hinaus für
andere Mitgliedsstaaten bluten wollen.

Zweitens: Mit seinen Ordnungsrufen zur Interessenwahrung der
Rentner macht Horst Seehofer klar, dass die Unionsparteien allen
Bürgern verpflichtet sein müssen, wenn sie Volksparteien bleiben
wollen. Die Grenzen der Umverteilung sind in Deutschland erreicht -
auch im Sinne der Kaufkraft breiter Schichten.

Drittens, und nicht minder wichtig: Indem sie ihre Forderung nach
einem Betreuungsgeld für Familien bekräftigt, stellt sich die CSU
gegen den vermeintlichen Zeitgeist, der bis weit in die Union hinein
Familienfrauen und Familienmänner mit Schlagworten wie "Herdprämie"
beleidigt und damit auch die viel beschworene Wahlfreiheit zur Farce
macht.

Spannend ist, dass solche Positionen der CSU offenbar mitnichten
schaden, sondern der gebeutelten Partei wieder Auftrieb geben. Die
Bäume wachsen zwar nicht in den Himmel für Seehofer und die Seinen -
aber sie schlagen zumindest wieder so aus, dass die Hoffnung auf eine
hauchdünne Mehrheit nicht als blanke Illusion erscheinen muss. Zum
Schluss die wichtigste Wahrheit: Zu viel Rücksicht auf
großbürgerlich-liberale Befindlichkeiten kann letztlich auch nicht im
Interesse der FDP sein. Wenn die Konservativen ihre Stammwähler
vergraulen, um die Freidemokraten zu schonen, träfen sich die
Beteiligten in der Opposition wieder.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

371780

weitere Artikel:
  • Trierischer Volksfreund: Dreikönigstreffen der FDP - Leitartikel Trierischer Volksfreund, 07.01.2012 Trier (ots) - Das Dreikönigstreffen der FDP war schon immer der Versuch einer Partei, quasi anlasslos, nur weil 6. Januar ist, mit einer Politshow Stimmung bei den eigenen Leuten zu erzeugen, um einen guten Start ins Jahr zu haben. Schon wegen des deprimierenden Prologs Ende 2011- die schlechten Umfragewerte, der Streit um den Euro, der Rücktritt des Generalssekretärs - konnte diese Aufführung im Stuttgarter Staatstheater in diesem Jahr nicht funktionieren. Dazu bräuchte man wenigstens ein paar reale Anknüpfungspunkte, einen Rest an mehr...

  • Rheinische Post: Berliner Kardinal Düsseldorf (ots) - Köln hat seit gestern zwei Kardinäle: Der eine heißt Meisner und residiert vor Ort, der andere Woelki und wirkt in Berlin. So jedenfalls könnte es anmuten bei einem Bischof, der mit Leib und Seele Rheinländer ist und immer noch einige Kraft braucht, mit Leib und Seele auch in der Hauptstadt anzukommen. Die Kardinalswürde, die Rom jetzt für Woelki ankündigte, wird dazu einen Beitrag leisten. Man darf sich aber nicht täuschen lassen: Die katholische Kirche ist eine Bischofskirche und die Bischofsweihe ihr höchstes mehr...

  • Rheinische Post: Die FDP vor dem Exitus? Düsseldorf (ots) - Wer so hoch aufsteigt, der muss wissen: Von nun an geht's bergab. Insofern begann der Abstieg der FDP am Wahlabend 2009. Doch die FDP von 2012 unterscheidet sich von der FDP in den Jahrzehnten zuvor. Seinerzeit verliefen die Umfragen in Wellen: Rauf, runter, rauf. Dieses Mal gleicht die FDP-Kurve der Linie eines Notfallpatienten auf dem Herzschlagmonitor - nach dem Stillstand. Erleben wir den liberalen Exitus? Jedenfalls ist es höchste Zeit für Wiederbelebung. Parteichef Doktor Philipp Rösler versuchte es gestern mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zum FDP-Dreikönigstreffen Bielefeld (ots) - Ohne Fehler und ohne Begeisterung Von Wilfried Schnitker Seine Zuhörer im Stuttgarter Opernhaus musste Philipp Rösler nicht überzeugen. Die 1400 Freunde der Liberalen wollten beim traditionellen Dreikönigstreffen vom FDP-Vorsitzenden vor allem hören, auf welchem Kurs er seine Partei aus dem Tief herausführen will. Mit dem Versprechen »Gemeinsam reißen wir das Steuer herum« versuchte Rösler, der FDP neue Zuversicht einzuflößen. Als Rösler gerade Gründe für die Existenzberechtigung der liberalen Partei aufzählte, mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Regierung / Koalition / Saarland Osnabrück (ots) - FDP zerlegt sich selbst Schlimmer kann es für die FDP kaum kommen: Während Parteichef Philipp Rösler in Stuttgart wacker sein Bekenntnis zu Wirtschaft und Wachstum abgibt, verkündet CDU-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer den Bruch der Jamaika-Koalition im Saarland. Ob der Zeitpunkt besonders taktvoll war, darüber lässt sich trefflich streiten. Doch Mitleid mit den angeschlagenen Liberalen ist keineswegs angebracht. Denn das Scheitern des ungewöhnlichen schwarz-gelb-grünen Bündnisses hat sich mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht