(Registrieren)

Belarus: ROG kritisiert neues Gesetz zur Internet-Überwachung

Geschrieben am 06-01-2012

Berlin (ots) - Als "Überlebensreflex" eines geschwächten Regimes
verurteilt Reporter ohne Grenzen das neue Internetgesetz in Belarus.
Es erschwert den Zugang zu ausländischen Webseiten und verstärkt die
Überwachung der Internetnutzer im Land. "Dieses Gesetz gibt den
Behörden neue Waffen im Kampf um die Kontrolle des Internets in die
Hand", so ROG.

Das Gesetz 317-3 ist am heutigen Freitag (6. Januar) in Kraft
getreten. Es ergänzt und erweitert den restriktiven Erlass Nr. 60 vom
Juli 2010. Besitzer von Internet-Cafés müssen seither die Identität
jedes Nutzers nachweisen und Verbindungsdaten ein Jahr lang
speichern.

Das neue Gesetz erschwert auch den Zugang zu ausländischen
Web-Seiten. Die kommerzielle Nutzung des Internets ist Unternehmen
und Dienstleistern nur noch unter der belarussischen Domain .by
erlaubt. Besitzer von Internet-Cafés und die Anbieter
gemeinschaftlich genutzter Internetdienste (z.B. Computer in
Wohnhäusern) sind verpflichtet, jeden Nutzer zu melden, der auf
ausländische oder verbotene Webseiten zugreift. Für Verstöße drohen
Bußgelder von bis zu 100 Euro.

Eine Liste verbotener Websites gibt die staatliche
Aufsichtsbehörde für elektronische Kommunikation heraus.
Informationen dazu liefern Polizei und Staatsanwaltschaft, das
Informationsministerium sowie das "Zentrum für Operationen und
Analysen", das direkt dem Präsidenten untersteht. Institutionen,
Bildungseinrichtungen und Internet-Cafés müssen entsprechende
Web-Seiten innerhalb von 24 Stunden sperren, wenn sie von den
Behörden dazu aufgefordert werden.

Zu den Seiten auf der schwarzen Liste gehören pornografische
Angebote oder solche, die zu Gewalt oder Extremismus aufrufen. Diese
vagen Bestimmungen werden aber oft eng ausgelegt und zahlreiche
kritische Seiten blockiert, darunter populäre Angebote wie die
oppositionellen Webseiten "Charter97" (www.charter97.org) und
"Belaruspartisan" (www.belaruspartisan.org) oder der Blog des
Humoristen Ewgeni Lipkowitsch (http://lipkovichea.livejournal.com).

Angriffe auf kritische Online-Journalisten nehmen derweil nicht
ab. Die bekannteste Website der Opposition, Charta97, wurde am 29.
Dezember von Hackern attackiert. Sie veränderten redaktionelle
Inhalte und löschten Teile des Archivs. Chefredakteurin Natalia
Radina arbeitet seit ihrer Flucht im März 2011 vom benachbarten
Litauen aus. Radina zufolge wurden auch die E-Mail-Postfächer von
Andrej Sannikow und seiner Frau Irina Chalip geknackt. Sannikow,
einer der Gründer von "Charter97", war bei der Wahl im Dezember 2010
gegen Präsident Alexander Lukaschenko angetreten und wurde im Mai zu
fünf Jahren Gefängnis verurteilt.

"Die verschärfte Zensur ist der Überlebensreflex einer Regierung,
die durch die Proteste nach der umstrittenen Wiederwahl Lukaschenkos
im Dezember 2010 geschwächt ist", urteilt ROG. In ihrem letzten
Internet-Bericht führt die Organisation Belarus als "Land unter
Beobachtung" auf.



Pressekontakt:
Reporter ohne Grenzen
Ulrike Gruska
Pressearbeit
presse@reporter-ohne-grenzen.de
www.reporter-ohne-grenzen.de
T: +49 (0)30 202 15 10 - 16
F: +49 (0)30 202 15 10 - 29


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

371762

weitere Artikel:
  • Westdeutsche Zeitung: Ein schlechter Jahresanfang für Schwarz-Gelb - Röslers Risiken und Merkels Chancen Ein Kommentar von Wibke Busch Düsseldorf (ots) - Das neue Jahr beginnt nicht gut für Angela Merkel, ihren Vizekanzler Rösler und die gemeinsame schwarz-gelbe Koalition. Erst gerät Bundespräsident Christian Wulff wieder unter Druck - und dann platzt auch noch das Bündnis aus CDU, FDP und Grünen an der Saar. Gegen alle Beteuerungen, dass es sich dabei um ein regionales Problem handele, hat das Ende von "Jamaika" natürlich bundespolitische Auswirkungen. Die Folgen könnten für Rösler dramatischer werden als für Merkel. Den FDP-Chef traf es gestern besonders hart. mehr...

  • Südwest Presse: KOMMENTAR · FDP Ulm (ots) - Neuanfang mit Schatten So haben sich Philipp Rösler und die Liberalen den Jahresauftakt sicher nicht vorgestellt: Just zu dem Zeitpunkt, da der FDP-Vorsitzende beim Dreikönigstreffen in Stuttgart mit einer programmatischen Rede den Wiederaufstieg einläuten will, platzt im Saarland die Jamaika-Koalition. Ein tiefer Schatten über dem ersehnten Neuanfang. Persönliche Animositäten, ja Feindschaften machen die FDP im Saarland seit Wochen handlungsunfähig. Da das Bundesland so klein ist, reichen dafür schon wenige Köpfe. mehr...

  • Berliner Zeitung: Kommentar zum Anschlag in Syrien Berlin (ots) - Dieser Anschlag kommt in erster Linie dem Präsidenten gelegen. Lenkte er doch das Medieninteresse davon ab, dass gestern in Damaskus Tausende Demonstranten an die UN appellierten, dem syrischen Aufstand endlich zu Hilfe zu kommen. Doch die Weltgemeinschaft ist unentschlossen. Es wird immer deutlicher: Nicht nur Assad ergaunert sich mit immer neuen Winkelzügen Zeit. Die Arabische Liga und auch die UN räumen ihm diese allzu gern ein. Auch, weil sie nicht wissen, was sie sonst tun sollen. Pressekontakt: Berliner mehr...

  • DER STANDARD-KOMMENTAR "Nur die volle Wahrheit gilt" von Alexandra Föderl-Schmid Wulff und Wrabetz haben sich selbst und ihre Institutionen schwer beschädigt - Ausgabe vom 7./8.1.2012 Wien (ots) - Für Christian Wulff und Alexander Wrabetz trifft das zu, was der Philosoph Ludwig Marcuse, in abgewandelter Form, festgestellt hat: Die Wahrheiten lägen oft nicht in dem, was man sage, sondern in dem, was man nicht sage. Die Position des deutschen Bundespräsidenten lässt sich zwar mit jener des Chefs des Österreichischen Rundfunks nicht vergleichen: Der eine vertritt ein Land, der andere leitet das größte Medienunternehmen mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar CSU in Wildbad Kreuth Kraftvoll sieht anders aus RALF MÜLLER, Z.Z. KREUTH Bielefeld (ots) - Was ist nur mit der CSU los? Es gab noch keine Kreuther Klausur, auf der die zuvor ins Gespräch gebrachten Projekte Stück für Stück demontiert wurden. Kraftvolle Politik sieht anders aus.  Da wollte die Landesgruppenvorsitzende Gerda Hasselfeldt der NPD (und anderen verfassungsfeindlichen Parteien) den Geldhahn zudrehen: Schwierig, meinte der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Unfug der eigene Bundesinnenminister.  Da wollte man beim Publikum mit der schneidigen Forderung nach Rauswurf von reformunfähigen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht